In der viele Millionen Jahre dauernden Entwicklung der Regenwälder sind ihre Böden zu extrem nährstoffarmen Endzuständen gealtert. Die hohen Niederschläge haben den Boden erodiert, alle Bodennährstoffe ausgewaschen und über die großen Flüsse ins Meer abtransportiert.
Dieser Prozeß ist im zentralen Amazonien am weitesten gediehen. Dort gibt es große Gebiete, besonders in den mit Sedimenten aufgefüllten Landschaftsbecken, mit fast gänzlich von Mineralien freien Böden. Sie bestehen aus Quarzen und Kaoliniten.
In Mittelamerika haben vulkanische Akitivitäten für einen Nährstoffnachschub gesorgt, ebenfalls in Ostafrika, während der größte Teil des Kongobeckens extrem nährstoffarm ist. In Südost-Asien sind die Bodenverhältnisse sehr unterschiedlich. Dort gibt es einen häufigen Wechsel nährstoffarmer und nährstoffreicher Böden, die oft sogar direkt aneinander grenzen.
Diese Verhältnisse zwingt die Pflanzen des Regenwaldes dazu, mit den Nährstoffen sparsam umzugehen und sich ihren Anteil zu sichern. Was dann an organischem Material frei wird, muß sofort durch Mikroorganismen der wuchernden Vegetation erneut zur Verfügung gestellt werden.
Der Nährstoffkreislauf des Regenwaldes
Der Regenwald ist zum größten Teil unabhängig von Nährstoffen aus dem Boden. Die massiven Niederschläge und die Jahrmillionen nagende Erosion hat die Organismen, die im Regenwald leben wollten, zu erheblichen Anpassungen gezwungen.
Die Pflanzen selbst, vor allem die Bäume, haben sich zum Nährstoffspeicher entwickelt. Große Teile der Biomasse sind in ihnen festgelegt. Viele der Nährstoffe kreisen in einem geschlossenen Nährstoffkreislauf, der fast verlustfrei funktioniert. Herabfallende Blätter, Früchte, tote Tiere und andere abgestorbene organische Substanz werden innerhalb von Tagen umgesetzt und wieder in den Kreislauf zurückgebracht.
Die Hauptarbeit leisten viele meist mikroskopisch kleine Pilze, die neben Bakterien und Insekten - hier besonders Ameisen und Termiten - das organische Material zersetzen und so den Pflanzenwurzeln wieder zur Verfügung stellen. Die meisten Bäume im Regenwald wurzeln sehr flach. Einerseits, weil es kaum Windbewegung im dichten Urwald gibt, andererseits, weil keine Nährstoffe im Boden vorhanden sind - denn eine dicke Humusschicht, wie in unseren Wäldern existiert nicht.
Die temporäre Humusschicht der Regenwälder ist nur wenige Zentimeter dick, und in sie hinein wachsen die feinen Haarwurzeln der Bäume, die freie Nährstoffe sofort aufnehmen. Die Nährstoffe können sogar von Bodenpilzen geliefert werden. Die meisten Bäume im Regenwald können nur deshalb überleben, weil ihr Wurzelsystem eine Symbiose, Mykorrhiza genannt, mit Pilzen eingegangen ist. Mykorrhiza-Pilze stellen Nährstoffe schnell zur Verfügung, bevor der nächste Tropenregen alles davonschwemmt und erhalten im Ausgleich Kohlenhydrate für ihre eigene Ernährung.
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