1. Lagebeschreibung
1.1. Gradnetz, Kontinent, Nachbarn
Peru liegt zwischen dem Äquator und dem 18. südlichen Breitengrad sowie dem 68. und dem 81. westlichen Längengrad auf
dem südamerikanischen Kontinent. Es grenzt im Norden an Kolumbien (Grenzlänge: 1496 km) und an Ecuador ( Grenzlänge: 1420 km). Im Nordwesten ist es auf einer Länge von 1560 km mit Brasilien benachbart. Es teilt sich im Osten auf 900 km eine Grenze mit Bolivien, sowie im Süden mit Chile auf 160 km. Peru ist ein Küstenstaat, denn der gesamte Westen des Landes (2414 km) liegt am Südpazifik.1)5)7)
1.2. Einordnung in die Klimazone
Peru besitzt kein einheitliches Klima. Man teilt das Land in drei verschiedene Klimazonen ein: Der flache Küstenstreifen bis zu den
Anden bildet die Costa, die Anden selber werden Sierra genannt und ganz im Osten ist die Selva, ein Teil des Amazonabeckens. In der Costa herrscht im Norden ein tropisches Halbwüsten- bzw. Wüstenklima und im Süden ein Steppenklima. Die Sierra ist eine Hochgebirgsfeuchtsteppe. In der Selva besteht ein tropisches Regenklima.2)
2. Großräumliche Gliederung
Das Relief Perus lässt sich in drei natürliche Großräume einteilen. Die soeben schon erwähnte Costa, welche sich langgezogen an der Küstenebene und im Vor-Andengebiet erstreckt, nimmt mit einer Breite von 50 bis 150 km ungefähr 11 Prozent der Staatsfläche ein. Obwohl dies die kleinste geographische Zone ausmacht, befinden sich in diesem Tiefland die meisten Städte des Landes, sowie zahlreiche Flüsse.
Die zweite Hauptzone bildet die Sierra, das Gebirgsland der Anden, welche sich parallel nach Osten an die Küstenkette anschließt und etwa 26 Prozent der Fläche Perus in Anspruch besetzt. Die Sierra setzt sich aus drei Gebirgszügen zusammen, einer West-, Zentral- und Ostkordillere. In der Westkordillere befindet sich der höchste Berg Perus, der Huascarán, mit einer Höhe von 6.768 Metern, sowie einige weitere Berge über 6.000 Meter.
Den größten Teil der Fläche macht mit 63 Prozent das Bergland (Montaña) aus. Dieses Gebiet umfasst das östliche Andenvorland sowie das obere Amazonasbecken.
Im Süden Perus findet man das ausgedehnte Hochland Altiplano vor, dessen Großteil allerdings zum Nachbarstaat Bolivien zählt. Dort befindet sich auch der 3.812 Meter hochgelegene Titicacasee.
3. Zusammenhang zwischen Klima und Vegetation
Die Vegetation Perus ist außergewöhnlich artenreich. Dort haben Botaniker 83 von 103 in der Welt denkbaren ökologischen Zonen festgestellt - und 28 verschiedene Klimaarten. Damit zählt Peru zu den fünf Ländern mit der größten biologischen Vielfalt.
In der Costa findet man hauptsächlich Sträucher, Gräser und Knollenpflanzen, was mit dem wüstenartigen Klima zusammenhängt. Andere Gewächse benötigen mehr Wasser und sich daher nicht im Stande wegen der Durchschnittstemperatur von 19,6 °C und besonders der spärlichen Niederschlagsmenge (nur 15 mm im Jahr) zu überleben. 15)18)
Die Sierra beheimatet vorwiegend Trockenpflanzen wie Kakteen und Eukalyptusgewächse. Der Niederschlagsmangel ist nicht ganz so extrem wie in der Costa: 736 mm fallen im Jahr. Im Juli findet der monatliche Niederschlagsdurchschnitt seinen Höhepunkt.15)16)
In der sich östlich anschließenden Montaña wachsen eher hochgewachsene Pflanzen wie z.B. Mahogoni-, Chinarinden- und Kautschukbäume, sowie einige Kletterpflanzen und Kräuter. Neben diesen wird die Region auch von einer großen Vielfalt an tropischen Blumen ausgezeichnet. Die tropischen Gewächse findet man in der Selva nicht nur auf Grund der hohen Temperaturen (Durchschnittstemperatur: 26,2 mm) und des unglaublich hohen Niederschlags von 2850 mm pro Jahr so gut, sondern auch, weil es im Tropischen Regenwald (siehe Bilder) keine Jahreszeiten gibt.15)17)
4. Wirtschaftsräume
4.1. Aktiv-Passiv Räume
Ein Viertel der Bevölkerung Perus( etwa 8 Millionen Menschen) lebt in der Hauptstadt Lima. Sie stellt das Wirtschaftszentrum des Landes dar. Aber auch andere größere Städte wie z.B. Arequipa, Trujillo oder die Hafenstadt Callao geben ihren Teil zum Bruttoinlandsprodukt. An der gesamten Pazifikküste sind große Industriegebiete angesiedelt.
4.2. Bodenschätze und Rohstoffe
Peru verfügt über eine Vielzahl von Bodenschätzen und Rohstoffen: Kupfererz, Erdöl, Bleierz, Zinkerz, Silbererz, Gold, Eisenerz, Phosphat, Kaliumkarbonat, Nutzholz und Fisch. Bei Zink-, Silber- und Bleierz zählt der Andenstaat sogar zu den weltweit führenden Förderländern. In den Anden, vor allem im Umland Cerro de Pascos, werden die große Erzmengen abgebaut. 3)15)
4.3. Industrie
Gebildet wird die Industrie Perus von einem traditionellen und einem modernen Sektor. Zu den traditionell erzeugten Gütern zählen Textilien, Kleidung, Nahrungsmittel sowie kunsthandwerkliche Produkte.
Der moderne Sektor setzt sich aus der Produktion von chemischen und petrochemischen Erzeugnissen, Stahl, Fahrzeugen und Fischmehl zusammen.
Chemische und petrochemische Erzeugnisse, sowie Fahrzeuge und Maschinen müssen dennoch in hoher Anzahl eingeführt werden, da sich ihre Produktionsstätten erst im Aufbau befinden und Facharbeiter fehlen. Die Hauptstandorte der Textil-, Nahrungs- mittel-, Chemie- und Metallindustrie sind Lima-Chalao, Chiclayo und Trujillo.15)
4.4. Landwirtschaft
Doch ca. 35% der Erwerbstätigen arbeiten in der Landwirtschaft. Die exportorientierte Landwirtschaft wird hauptsächlich in der Costa betrieben: Mais, Baumwolle, Zuckerrohr, Reis, Tee und Kaffee. Produkte für den landeseigenen Verbrauch wie Getreide, Kartoffeln und Gemüse werden in den Andenregionen angebaut.13) Daher wird Peru, im Gegensatz zu Deutschland, wo nur 1% der Bevölkerung in der Landwirtschaft arbeitet, immer noch als ein Agrarland angesehen. 5)
5. Bewertung
5.1. Probleme
Perus Bevölkerung kämpft jedes Jahr gegen die Naturgewalten. Sie muss mit Erdbeben, Erdrutschen, Überschwemmungen und mit dem Ausbruch der noch "schlafenden Vulkane" rechnen. Überschwemmungen, Planktonreduzierung und ein damit verbundener, drastischer Rückgang des Fisch- und Seevogelbestandes treten hauptsächlich mit dem El Nino(siehe Bilder), dem gelegentlich auftretenden Umschwung von kalten zu warmen Meeresströmungen, auf.5)7)
Die medizinische Versorgung im Lande ist sehr rückständig. Ein Arzt muss sich in Peru um 1116 Patienten kümmern 7), während z.B. in Deutschland nur 298 Einwohner auf einen Arzt entfallen.6) Die Dorfärzte sind immer unterwegs und besuchen die einzelnen Dörfer, daher ist nie eine ständige, medizinische Versorgung vorhanden. Eine überdurchschnittliche Zahl Kinder stirbt auch aufgrund dieser medizinischen Unterversorgung schon im ersten Lebensjahr.3) Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 70,88 Jahre, in Deutschland ist ein Leben ca. 8 Jahre länger. 5)6)
Nur 71% der Bevölkerung haben Zugang zum Trinkwasser, wodurch große Versorgungslücken entstehen, denn die Menschen müssen zum Teil kilometerweit bis zum nächsten Brunnen gehen (auf dem Land).9)
Die Bewohner können auch nicht in die nächste Stadt fahren, da sie in der Regel kein eigenes Fahrzeug besitzen und es nur wenige Busverbindungen zu größeren Ortschaften gibt( Es sind nur 30% der Straßen befestigt).4)14) Ebenso erreicht das vorhandene Eisenbahnnetz nur wenige Ortschaften (Peru belegt den 78. Platz aller Länder der Welt ).5)
Die Schulbildung weist starke Defizite auf. Obwohl eine Schulpflicht für Kinder im Alter zwischen 6 und 15 Jahren besteht und der Besuch aller staatlichen Schulen kostenlos ist, sind 5,5% der Männer und 17% der Frauen nicht im Stande zu lesen oder zu schreiben, sind Analphabeten. Die Einschulungsquote liegt im Primärbereich bei 90,8%. Jedoch schließen nur 20% der Schüler ihre Grundschulausbildung ab.7) Dies alles wirkt sich natürlich auf die Wirtschaftsentwicklung des Landes aus, denn in der heutigen technologisch bestimmten und sich ständig verändernden Welt ist das Lesen und Schreiben eine Basis für eine gesunde Gesellschaft, denn jedes Land braucht hochqualifizierte, gut ausgebildete und wirtschaftsfördernde Menschen, sonst funktioniert es nicht.
Die Arbeitslosenquote Perus, nämlich 9,4 %, ist ungefähr genauso hoch wie die Deutschlands.5)6) Es besteht also das selbe, große Problem, wobei in Peru auch noch eine weit verbreitete Unterbeschäftigung hinzu kommt.5)
Auf den Umweltschutz wird in Peru anscheinend keinen großen Wert gelegt, denn die Luft Limas ist sehr verschmutzt. Auch weite Teile des küstennahen Südpazifiks und der Flüsse sind betroffen.6)
5.2. Wirtschaftsentwicklung
Die Republik Peru hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem Land entwickelt, in dem der Handel, die öffentliche Verwaltung und auch sonstige Bereiche des Dienstleistungssektors mehr als 50 % des Bruttoinlandprodukt (BIP) ausmachen.
Doch wie arm die Bürger Perus sind, spiegelt auch das durchschnittliche Jahreseinkommen wider: Es beträgt 2.150 $ (US). Zum Vergleich: In Deutschland verdient jeder Bürger durchschnittlich 28.550 $ (US).7)
Die legalen Exporteinkünfte werden von den illegalen wertmäßig übertroffen, da Peru mit einer Anbaufläche von etwa 121.000 ha weltweit der größte Kokaproduzent und Hauptlieferant von Kokaingrundstoff ist. Mindestens 85 % des Kokaanbaus ist lediglich für die illegale Produktion bestimmt.
Die Zahl der in der Landwirtschaft tätigen Menschen (35%) ist niedriger als in anderen Entwicklungsländern, im Vergleich zur Industrienation Deutschland mit weniger als einem Prozent im primären Sektor jedoch exorbitant hoch.
Das Bruttoinlandsprodukt(BIP) besteht zu 10% aus Landwirtschafts-, zu 27% aus Industrie- und zu 63% aus Dienstleistungseinkünften. 5)Als abschließendes Urteil lässt sich sagen, dass Peru ein Entwicklungsland auf dem Sprung zu einem Schwellenland ist, denn
z.B. die Inflationsrate betrug 1994 noch 15,4 Prozent 15), während sie heutzutage bei 0,2 Prozent liegt.5) Ferner ist ein hoher Anteil des tertiären Sektors am Bruttoinlandsprodukt stets ein Indikator für fortschreitende "Entwicklung" (s.o.: 63%).
Das industrielle Wachstum von 5,3 Prozent5) lässt auf eine rosigere Zukunft, nämlich Peru als ein Schwellenland, hoffen.
Doch um diesen Status zu erlangen, müssen erst einmal ausreichende Bildung, medizinische Versorgung, Arbeitsplätze ohne Unterbeschäftigung und allgemein bessere Lebensbedingungen für die Bevölkerung geschaffen werden.
5.3. Soziale Probleme
Eine großes Problem stellt die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung dar. Die minderheitliche, weiße Oberschicht besitzt die Macht im Land, d.h. die Ureinwohner, die Indios (siehe Bilder), werden unterdrückt. Wie auch in anderen lateinamerikanischen Ländern können diese Indiofamilien, wenn überhaupt, nur einen ganz kleinen Teil Land als ihr Eigen bezeichnen. Es ist verwunderlich, denn gerade die Vorfahren dieser Menschen, die Inkas, waren doch die Gründer großartiger Kultur in Peru. Sie waren es, die das heutige Weltkulturerbe Machu Picchu (siehe Bilder) oder die Ruinenstädte Chavin, Huascaran und Chan Chan errichteten.4)7)
Viele junge Menschen sehen auf dem Land keine Zukunft für sich. Sie gehen in die großen, überfüllten Städte wie Lima oder Arequipa. Auch dort finden nur die Wenigsten Arbeit und es entstehen Elendsviertel an den Stadträndern (Barriadas). Es sammeln sich teilweise 320.000 Einwohner auf einer Fläche von nur 1km2 und 50% der Bevölkerung Perus lebt unterhalb der Armutsgrenze.4)
In Peru herrscht eine große Diskrepanz zwischen Armen und Reichen: Die Armen haben einen Bevölkerungsanteil von 60% bei einem Einkommensanteil von nur 28%, während die Reichen 20% der Bevölkerung und 51% des Einkommens stellen.4) In Lima z.B. sind Armut und Reichtum nahe bei einander. Es gibt den Stadtteil
Lima-Miraflores, wo die Reichen im Luxus leben, und ein paar Kilometer weiter die Barriadas.
|