Die Geologen sind heute in der Lage, den Ablauf der bislang letzten Aufspaltung von Pangäa zu rekonstruieren, wenngleich vorerst nur in grober Annäherung.
So hat Pangäa tatsächlich einmal existiert, und zwar als zusammenhängendes Gebilde bis vor etwa 225 Millionen Jahren (Perm - Paläozoikum - Erdaltertum), als die Blütezeit der Dinosaurier einsetzte. Die zwei Weltmeere nannte Wegener "Panthalassa" und "Tethysmeer". Nach der Evolution und Verteilung von Pflanzen- und Tierarten zu schließen, muß der Zerfall sich vor rund 200 Millionen Jahren (Trias im Mesozoikum = Erdmittelalter) vollzogen haben. Pangäa brach damals in drei Teile auseinander.
Laurasia: Der nördliche Teil, der die heutigen Kontinente Nordamerika, Europa und Asien umfasste. Laurasia deshalb, da die geologisch ältesten Oberflächengesteine Nordamerikas diejenigen der Laurentiden-Berge sind.
Gondwana: Der nach einer indischen Provinz benannte südliche Teil, bestehend aus Südamerika, Afrika und Indien.
Der dritte Teil umfasste die Antarktis und Australien.
Vor etwa 65 Millionen Jahren (Kreidezeit im Mesozoikum) lösten sich von Gondwana zwei Bruchstücke ab: ein großes im Westen, das heutige Südamerika, und ein kleineres im Osten, das heutige Indien, das in Richtung der asiatischen Südküste driftete. Schließlich trennte sich Nordamerika von Europa, Indien wanderte 8800 km nordwärts, rammte die südasiatische Küste und gab damit den Anstoß zur Entstehung des Himalaja, des Pamir und der tibetanischen Hochebene, die zusammen die jüngste, größte und eindruckvollste Hochgebirgslandschaft der Erde bilden.
Beide Teile Laurasias wurden nach ihrer Trennung nach Norden abgedrängt, so daß sie schließlich die Nordpolarregion zwischen sich einschlossen.
Australien und die Antarktis trennten sich möglicherweise erst vor 40 Millionen Jahren. Die Antarktis wanderte südwärts ihrem eisigen Geschick entgegen. Australien bewegt sich noch heute nordwärts.
So stellte sich schließlich die uns heute (Kenozoikum) vertraute Konstellation der Erd-teile ein.
Die Beweise liegen im Meer
Bei Forschungen im Atlantischen Ozean in den 20er und 30er Jahren wurde erstmals ein Echolot eingesetzt. (Echolot ist ein Gerät, bei dem aus dem gemessenen Zeitabstand zwischen der Aussendung eines kurzen Signals und dem Eintreffen des Echos die Strecke berechnet wird, die das Signal in dieser Zeit zurückgelegt hat; also die Strecke zum Meeresboden und zurück). Bald wurde klar, daß der Meeresboden keineswegs, wie früher angenommen, flach und konturlos, sondern eine regelrechte Gebirgskette war, länger und zerklüfteter als irgendein Gebirge außerhalb des Meeres. Diese Gebirge ziehen sich der Längsachse des Atlantiks entlang; seine höchsten Gipfel durchstoßen die Wasseroberfläche und treten als Inseln in Erscheinung. Im Nordatlantik sind das z. B. die Azoren und Island, im Südatlantik Tristan da Cunha. Man nennt diese Gebirgskette den "Mittelatlantischen Rücken".
Seither sind weitere aufregende Entdeckungen hinzugekommen. Die Insel Hawaii ist nichts anderes als die Spitze eines 10.000 m hohen, untermeerischen Vulkans. Man könnte daher mit gewissem Recht behaupten, daß Hawaii der höchste Berg der Erde ist.
Der "Mittelatlantische Rücken" barg nach wie vor neue Überraschungen. Echolot-messungen ergaben, daß er weit über den Atlantik hinausreicht. An dessen Südende läuft er als "Atlantisch- Indischer Rücken" in einem Bogen um das südliche Afrika herum. Auf halbem Weg dorthin verzweigt er sich, so daß er eine zweite Fortsetzung im "Zentralindischen Rücken" findet. Dieser setzt sich nach Süden als "Indisch-Antarktischer Rücken" an Australien und Neuseeland vorbei fort und durchzieht dann in einem riesigen Bogen nordwärts als "Ostpazifikrücken" den Pazifik.
Dieser unterseeische Gebirgszug, der alle drei großen Weltmeere unterteilt, unterscheidet sich in einer sehr grundlegenden Beziehung von den Gebirgen an Land: diese bestehen meist aus aufgefalteten Gesteinen unterschiedlichster Herkunft; die riesigen, untermeerischen Rücken hingegen ausschließlich aus Basalt.
Nach dem zweiten Weltkrieg widmeten sich die Geologen Ewing und Heezen mit neuer Energie dem Studium des Meeresbodens. Präzise Echolotmessungen ergaben, daß die "Mittelozeanischen Rücken" selbst der Länge nach durch eine tiefe, schluchtartige Spalte geteilt sind. An einigen Stellen kommt dieser "Zentralgraben", wie die Spalte auch heißt, dem Festland ziemlich nahe. Er durchläuft der Länge nach das "Rote Meer" zwischen Afrika und der Arabischen Halbinsel und zieht sich, die nordamerikanische Pazifikküste fast berührend, durch den Golf von Kalifornien und längs der kalifornischen Küste nach Norden.
Zunächst hatte es den Anschein, als könne es sich um einen durchgehenden Zentralgraben handeln, einen 65.000 km langen Riss in der Erdkruste. Bei näherer Untersuchung stellte sich aber heraus, daß er in zahlreiche kurze, jeweils geradlinig verlaufende Abschnitte zerstückelt ist, deren Enden gegeneinander versetzt sind, so als sei er im Laufe der Erdgeschichte durch vielfältige Zerscherungsprozesse der Erdkruste entstanden. Bezeichnenderweise säumen den Weg des Zentralgrabens die aktivsten Erdbeben- und Vulkangebiete unserer Erde, allerdings von geringer Intensität.
Bei Wegener spielte die "Mittelatlantische Schwelle" keine besondere Rolle. Sie war für ihn einfach die einstige, jetzt ruinenhafte und tektonisch tote Abrißstelle der Festländer, ein "Abfallprodukt".
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