Der immer noch bestehende, versteckte Spannungszustand zwischen
den konfessionellen Lagern wurde vor allem in den Gemeinen Herr-schaften
ausgetragen. In dieser Pufferzone kam es alle paar Jahre zu
kleineren Konflikten, da die katholischen Orte seit 1531 eine Mehr-heit
in der Verwaltung dieser Gebiete besassen. Immer wieder fühlten
sich die Protestanten von der katholischen Obrigkeit unterdrückt oder
auch umgekehrt. Auch in der Tagsatzung, die sich mit den konfessio-nellen
Fragen zu beschäftigen hatte, besassen die Katholiken die
Mehrheit.
In diesen konfessionellen Konflikten vermittelten meistens Freiburg und
Solothurn (katholisch) und Basel und Schaffhausen (reformiert).
Für Zürich und Bern schien die nach dem Bauernkrieg bestehende
Solidarität der herrschenden Aristokratien eine günstige Gelegenheit,
einen Anlauf zur Behebung dieser Situation zu starten.
Drei Jahre nach dem Bauernkrieg standen Zürich und Bern den katho-lischen
Orten mit der Waffe in der Hand gegenüber. Dieser Konflikt
endete jedoch mit der Niederlage des Berner Heeres bei Villmergen
und Zürichs erfolgloser Belagerung von Rapperswil.
1712 starteten die reformierten Orte Zürich und Bern wiederum eine
Offensive gegen die Vorherrschaft der katholischen Orte. Diesmal sieg-ten
Zürich und Bern gegen die katholischen Orte, welche dadurch die
Mitspracherechte in den strategisch wichtigen Gemeinen Herrschaf-ten
Baden, Unteres Freiamt und Rapperswil verloren, während Bern in
die Verwaltung dieser und der ostschweizerischen Gemeinen Herr-schaften
neu eintrat.
Die konfessionellen Streitfälle wurden von nun an auch von einer un-abhängigen
Kommission beurteilt. Die Spannung um die Gemeinen
Herrschaften nahm von da an merklich ab, auch wenn keine eigentli-che
Versöhnung zwischen den beiden konfessionellen Lager zustande
kam.
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