Das arabische Wort Sahel heißt Ufer. Für die von Norden nach Süden durch die Sahara ziehenden Karawanen war die Sahelzone mit ihrer vergleichsweise üppigen Vegetation die Uferzone jenseits des Wüstenmeeres. Vom 16. bis 18. Jahrhundert galt der Sahel als ein blühendes Gebiet: Hungersnöte waren unbekannt, die Herden fanden auch in den trockeneren Jahren genügend Nahrung. Der Tschad war ein Gebiet mit relativ dichter Vegetation, das ab Mai ausreichend Niederschläge erhielt, die weit nach Norden reichten, bis ca. 23° N. Der in den Tschad-See mündende Bahr el Ghasal, heute ein Wadi, soll sogar schiffbar gewesen sein!
In der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts aber zählt der Sahel zu jenen Zonen der Erde, wo Dürrekatastrophen und Hungersnöte immer wieder die Bevölkerung heimsuchen. Dabei gehören Dürren zur Natur des Sahel. Mehrjährige Dürren können sich zu Dürrekatastrophen ausweiten, vor allem in Gebieten mit relativ hoher Bevölkerungsdichte, wo dann Wassermangel und Hungersnöte die Bevölkerung treffen. Auch nach Dürrekatastrophen war das Ökosystem im Sahel nicht nachhaltig gestört, die Vegetation erholte sich und bot die traditionelle Ernährungsgrundlage. Dies hing auch mit den traditionellen Nutzungssystemen zusammen, die an die wechselhaften Klimaphasen gut angepasst waren. Denn bei der Feldwechselwirtschaft wurde nur höchstens ein Fünftel des Bodens bewirtschaftet, immer wieder unterbrochen durch mehrjährige Brachephasen. Seit Beginn unseres Jahrhunderts deuten die Berichte von Reisenden an, dass sich die Natur des Gebietes nachhaltig änderte, und seit einigen Jahrzehnten wissen wir, dass das Ökosystem entscheidend geschädigt wurde: Heute ist der Sahel ein Beispiel für den weltweiten Prozess der
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