Startseite   |  Site map   |  A-Z artikel   |  Artikel einreichen   |   Kontakt   |  
  


geographie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Globalisierung

Städt

Die phase des wachstums (1960-1975)



Raumdynamik Schon "in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre erlaubt der wachsende Wohlstand und die steigende Motorisierung immer breiteren Bevölkerungsschichten, den zunehmenden Wohnumfeldbelastungen in den Zentren zu entfliehen und sich den Wunsch von einer Wohnung im Randbereich der Städte zu erfüllen" (Köhl und Beck 1996). Diese Suburbanisierungstendenz in den Großstädten und den großstadtfernen Mittelstädten wird in den ersten Jahren durch Ausgleichswanderungen ausländischer Immigranten ausgeglichen. Die steigende Industrialisierung in Verbindung mit dem Wirtschaftswunder hat zu Folge, daß immer mehr Gastarbeiter aus dem europäischen Ausland einwandern. Eine selektive Entmischung, wie man bereits in den ersten Nachkriegsjahren in den Rückstandsregionen beobachten konnte, zeigte sich auch in anderer Form in den 60er Jahren: "Innerhalb der innenstadtnahen Wohngebiete kam es zu Segregationsprozessen [...], von denen besonders immobile Familien, alte Menschen und Ausländer sowie alle Bevölkerungsgruppen betroffen waren, die es sich nicht leisten konnten, aus der Stadt zu ziehen" (Daase 1995, 29). Nur Studenten, Künstler und Alternative zogen auch in schlechter ausgestattete Altbauwohnungen und wirkten dieser Tendenz - wenn auch nur marginal - entgegen, nicht auch zuletzt aufgrund des niedrigen Mietpreisniveaus dieser Wohnungen und deren "Charme". (vgl. Daase 1995, 29)

Die steigende Wohnstandortmobilität zeigt sich in den 60er Jahren nicht nur in der Suburbanisierung, sondern auch in einer Abwanderung der vornehmlich älteren Bevölkerung in den attraktiveren Süden. Andere Gründe dieser Fernwanderungen aus den Verdichtungsräumen Norddeutschlands, dem Ruhrgebiet und dem Saarland in die indurstriebetonten großstadtfernen Mittelzentren sind das hier gestiegene Arbeitsplatzangebot im Zuge des Wirtschaftswachstums und der Wunsch nach einem Haus im Grünen, der hier günstiger zu realisieren war. (vgl. Blotevogel und Hommel 1980, 156)

"Die Abwanderung von Erwerbstätigen und ihren Familien aus den Kernstädten in die Randzonen der Verdichtungsräume und in die benachbarten ländlichen Gebiete wird seit dem Anwerbestopp für ausländische Arbeitnehmer im Jahre 1973 nicht mehr wie in den sechziger Jahren durch zuziehende Ausländer im Saldo ausgeglichen" (Blotevogel und Hommel 180, 161).



Stadtentwicklung
Bis in die erste Hälfte der 60er Jahre expandierten die Städte "meist nicht in den weiter entfernt gelegenen Vororten, sondern vornehmlich durch Flächenwachstum an den Rändern der älteren, innerstadtnah gelegenen Bebauung" (Heineberg 1988, 25). Folglich entwickelte sich eine Stadtstruktur, in der die Grunddaseinsfunktionen weitestgehend getrennt sind: Die Wohnfunktion drängte in randliche Gebiete. Die städtebaulichen Konzepte der "aufgelockerten Stadt", die bis in die frühen 60er Jahre hineinreichten, entsprachen in abgewandelter Form den Vorstellungen der Gartenstadt und der Charta von Athen (vgl. Heineberg 1988, 25).

Diese funktionale Entmischung zog den Ausbau der Infrastruktur mit sich, der die verbleibenden Elemente der Stadtplanung ins Abseits drängte. "Die wachsende Motorisierung sowie die anhaltende Tendenz zur Abwanderung in die Peripherie der Städte führen zu starken Belastungen, nicht selten zu Überlastungen der Verkehrswege, einer Entwicklung, der mit einem rapiden Ausbau der Verkehrsinfrastruktur begegnet wird" (Köhn und Beck 1996); insbesondere wird der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs durch Anlage neuer Schnellbahnlinien und Einrichtung von Verkehrsverbundsystemen gefördert. Statt der Anlage von pfeilertragenden Hochstraßen, die den Charakter der Altstädte völlig umgeformt und beherrscht hätte, wählten die meisten Städte den Bau unterirdischer Verkehrsanlagen. Doch erlaubten die hohen Kosten derartiger Großprojekte nur eine schrittweise Ausführung. So vermutete Schöller: "Unsere Städte werden auf unabsehbare Zeit mächtige Baustellen bleiben" (Schöller 1967, 82).

Der tertiäre Sektor suchte seine Standorte nicht mehr wie die produzierende Industrie am Rande der Städte mit guten Verkehrsanbindungen, sondern legte Wert auf die repräsentativen "1A-Lagen" in den Stadtkernen (vgl. Müller-Raemisch 1987, 55 und 70). So wurden in der Hochphase der Konjunktur nicht nur die baulichen Lücken in den Innenstädten geschlossen, vielmehr kam es in dieser Zeit auch zu einer funktionalen und architektonischen Aufwertung: Banken und Versicherungen bauten ihre repräsentativen Bürogebäude, Kaufhausgroßbauten entstanden; zu Beginn der 70er Jahre wurde der Bau von multifunktionalen Shopping-Centern vorangetrieben. Im Zuge dieser Tertiärisierung der Innenstädte in den 60er Jahren entstanden - zunächst vorwiegend in den Mittelstädten und auch später in den Großstädten - Fußgängerzonen und größere Parkplätze am Stadtrand; die Übersichtlichkeit der Innenstädte sollte gesteigert werden (vgl. Heineberg 1988, 21). "Diese funktionale Entfaltung der Großstadtkerne [...] stand auch im Zusammenhang mit dem beträchtlichen Ansteigen der Bodenpreise bzw. mit der durch die Bodenpreisentwicklung ausgelösten stärkeren Konkurrenz um die profitabelste Nutzung in den zentralen Standorträumen der westdeutschen Großstädte nach 1960" (Heineberg 1988, 22). Folge war, daß viele kleinere und flächenintensive Industriebetriebe ihren Standort in der Innenstädten aufgaben und sich in den Vororten beziehungsweise in die in dieser Zeit entstehenden Gewerbegebieten ansiedelten.

Eine Verdichtung der Wohnfunktion in den Innenstädten, die mit dem aufkommenden neuen Leitbild "Urbanität durch Dichte" in den 60er Jahren einhergeht, scheint in bezug auf die Miet- und Bodenpreisentwicklung aussichtslos. "Statt dessen entstehen [...] bis zum Anfang der siebziger Jahre Großwohnsiedlungen mit extrem hohen Wohnungsdichten, die die weiterhin hohe Wohnungsnachfrage befriedigen und darüber hinaus das urbane Leben in die Wohnquartiere zurückbringen sollen" (Köhl und Beck 1996). Als Beispiele dieser so entstandenen Trabantensiedlungen dienen Chorweiler in Köln und Gropiusstadt in Berlin. In dieser Zeit - ab etwa Mitte der 60er bis Ende der 70er Jahre - erlebt der Suburbanisierungsprozeß innerhalb der Wohnbevölkerung seinen quantitativen Höhepunkt in der deutschen Geschichte. Dabei ist zu beobachten, daß die Bevölkerung als auch die Betriebe des sekundären Sektors in immer stadtfernere Gebiete eindringt und so den Großraum Stadt ausweitet. "Die gegliederte und aufgelockerte Stadt wurde zum Teil dort verwirklicht, woran sicher nicht gedacht war: vor den Toren der Stadt, im immer entfernteren suburbanen Raum" (Köhler und Schäfers 1986, 30).

Das Leitziel der "Urbanität durch Dichte" ist in dieser Zeit nicht verwirklicht worden. Vielmehr ist es zu einer Verdichtung der tertiären Funktionen in den Innenstädten unter Ausschluß der Wohnbevölkerung gekommen. "Das gibt keinen Ort für die zwanglose Begegnung von Bürgern, aus der eben jene ersehnte Urbanität entstehen könnte" (Müller-Raemisch 1987, 58).

 
 

Datenschutz
Top Themen / Analyse
Arrow Venus
Arrow JAPANS ENTWICKLUNG ZUR IMPERIALISTISCHEN INDUSTRIENATION
Arrow Geschichtlicher Überblick - China
Arrow Waser
Arrow Neuseeland - Land
Arrow Globalisierung I
Arrow NOVA SCOTIA
Arrow Geschichtliche Entwicklung Usa
Arrow Das Land und der erste Eindruck
Arrow Energieversorgung in Deutschland


Datenschutz
Zum selben thema
icon Niederschlag
icon Treibhauseffekt
icon Industrie
icon Atmosphäre
icon Flora
icon Klima
icon Erdbeben
icon Berge
icon Länd
icon Verstädterung
icon Vulkan
icon Geologie
icon Gewitter
icon Staudämme
icon Kultur
icon Steppen
icon Religionen
icon Höhle
icon Vegetation
icon Jahreszeiten
icon Bevölkerung
icon Handel
icon Planeten
icon Deutschland
icon Tourismus
icon Ozon
icon Tornados
icon Erwärmung
icon Fauna
icon Energie
icon Wüste
icon Städt
icon Umwelt
icon Fossilien
icon Ökologie
icon Ernährung
icon Lawinen
icon Wicklung
icon Verkehr
icon Region
icon Regen
icon Böden
icon Bodenschätze
icon Erdöl
icon Erforschung
icon Wälder
icon Globalisierung
icon Wasser
A-Z geographie artikel:
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z #

Copyright © 2008 - : ARTIKEL32 | Alle rechte vorbehalten.
Vervielfältigung im Ganzen oder teilweise das Material auf dieser Website gegen das Urheberrecht und wird bestraft, nach dem Gesetz.
dsolution