Aufstieg und Fall der "Grande Natione"
1799 - nach dem erfolglosen Ägyptenfeldzug entschließt sich General Bonaparte das "Direktorium" zu zerstören
- 09.11.1799 - Staatsstreich in Paris
Ergebnisse:
1) Sturz des Direktoriums
2) Entmachtung der 2 verfassunggebenden Kammern (Rat der 500, Rat der Alten)
3) Errichtung des Konsulats
Für die Masse der Bevölkerung scheint Bonaparte Garant für eine Verteidigung der Errungenschaften der Revolution zu sein
Herrschaftsetappen: 1799/1802 Dreierkonsulat
1802/1804 Einerkonsulat
1804/1814 Bonaparte regiert nach seiner Krönung
als Kaiser Bonaparte von Frankreich
Napoleons Innenpolitik war geschichtlich gesehen widersprüchlich. Einerseits schaffte er wichtige Errungenschaften der Revolution ab:
- Beseitigung der Republik und der parlamentarischen Ordnung
- Aufhebung wichtiger Bürgerrechte (Meinungs- und Versammlungsfreiheit, Recht auf politische Organisation)
Seine Herrschaftsweise war autoritär und undemokratisch, jede politische Opposition wurde verfolgt, aber nicht mit den terroristischen Mitteln der Jakobinerdiktatur. Napoleon stützte sich dabei auf eine starke Armee und ein perfekt aufgebautes Polizei- und Verwaltungssystem. Aus ihm ergebenen Politikern, Offizieren, Beamten und Großbürgern formierte er einen "neuen Adel".
Andererseits sicherte er wichtige Errungenschaften der Revolution ab:
- Abschaffung der feudalen Lasten
- Bestätigung der neuen Besitzverhältnisse
Napoleon förderte die kapitalistische Wirtschaftsordnung. Dies sicherte ihm die Unterstützung von Bauernschaft und Bürgertum. mit dem "code civil" schuf er ein neues modernes Zivilrecht, das im 19. Jh. Vorbild für andere Staaten war (Trennung von Kirche und Staat, Einführung der Zivilehe, Gewerbefreiheit, Gleichberechtigung der Juden, Religionsfreiheit)
" ... Bürger, die Revolution ist zu den Prinzipien zurückgekehrt, von denen sie ausgegangen ist, sie ist vollendet." (Napoleon Bonaparte 1799)
Der Einfluß des Napoleonischen Frankreich auf die Entwicklung von Staat und Gesellschaft in Deutschland
1792 - 1797: 1. Koalitionskrieg gegen das revolutionäre Frankreich
1795: Preußen scheidet aus dem Krieg aus (Frieden von Basel)
Österreich und die anderen deutschen Staaten setzen den
Krieg fort, Frankreich bleibt Sieger und besetzt
linksrheinische Gebiete
1797: Österreich schließt mit Frankreich Frieden (Frieden von
Campo Formio)
1797/98: deutsche Reichsfürsten, die linksrheinische Gebiete
verloren haben, verhandeln mit Österreich und Frankreich
über territoriale Entschädigung, Kirchenbesitzungen sollten
säkularisiert werden, keine Beschlüsse (Konferenz von
Rastatt)
1798 - 1799: 2. Koalitionskrieg
wiederum militärischer Sieg des jetzt von Napoleon
beherrschten Frankreichs
Österreich bestätigt endgültig die französische Besetzung
der linksrheinischen Gebiete, die Entschädigung der vom
Gebietsverlust betroffenen Fürsten wurde vereinbart
(Frieden von Luneville)
1803: Beschluß des Reichsdeputationsausschusses :
- Auflösung fast aller geistlichen Herrschaften,
Reichskirche, Reichsritterschaften, Reichsstädte ebenfalls
aufgelöst
4 neue Kurfürstentümer gebildet (Baden, Württemberg, Salzburg, Hessen - Kassel)
Preußen, Baden, Bayern und Württemberg werden territorial erweitert
- Preußen gibt ca. 2000 km² ab (140000 Untertanen) und bekommt ca. 12000 km² (600000 Untertanen)
- 112 bisherige Reichsterritorien werden aufgehoben
- 3 Mio. deutsche kommen unter neue Herrschaftsverhältnisse
Folgen der "Säkularisation und der Flurbereinigung"
- Stärkung der Reichsfürsten und Schwächung des Kaisers Franz II.
- Zersplitterung Deutschlands stark verringert
- Napoleon gewinnt unter den süddeutschen Staaten starke Verbündete
Auswirkungen:
Das "Heilige Römische Reich Deutscher Nation" steht vor dem Zerfall
Beleg: Franz II. proklamiert sich 1804 als Reaktion auf die Kaiserkrönung Napoleons unter Bruch der Reichsverfassung zum "Kaiser von Österreich".
Napoleon beginnt die innerdeutsche Entwicklung zu diktieren.
Die Ausschaltung Österreichs und die Zerschlagung des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation"
1805: 3. Koalitionskrieg gegen Frankreich (Österreich, England,
Rußland)
Trotz des britischen Sieges in der Seeschlacht bei Trafalgar verlor
die Koalition die entscheidende Auseinandersetzung in der
"Dreikaiserschlacht" bei Austerlitz gegen Napoleon. Als
Österreich um Frieden bittet, bricht die Koalition auseinander.
- Bayern, Sachsen und Württemberg werden von Napoleon zu
Königreichen erhoben.
1806: Gründung des Rheinbundes unter Napoleons Diktat (Anfang: 16
Staaten; bis 1811 36 Mitgliedstaaten, nur Preußen, Österreich,
Kurhessen und Braunschweig nicht)
weitere französische Umgestaltungen:
Annexionen: Hansestädte, Nordseeraum
Vasallenstaaten: Königreich Westfalen (Jerome [Bruder von N.]) - Musterland frz. Besatzungspolitik, Großherzogtum Berg, Großherzogtum Warschau
1809 begehrt das Kaiserreich Österreich noch einmal gegen die französische Beherrschung Europas auf. Verbunden mit patriotischen Bewegungen in einigen deutschen Ländern kämpfen österreichische Truppen allerdings ohne Bündnispartner gegen die französischen Armeen. Nach Anfangserfolgen (Schlacht bei Aspern) verliert Österreich die entscheidende Schlacht bei Wagram und muß sich endgültig Napoleon unterordnen. Der Sachwalter dieser neuen Zusammenarbeit mit Frankreich ist der neue österr. Staatskanzler - Fürst Metternich, der die 2. Heirat Napoleons mit der österreichischen Kronprinzessin Luise organisiert.
Die Reformen in Preußen 1807 - 1812
Ausgangslage:
- Niederlage im Krieg 1806/07
- Verlust der Großmachtrolle Preußens (1807 - Tilsiter Frieden)
- Preußen im Zustand "tiefster Demütigung" (Scharnhorst)
- tiefer gesellschaftlicher Rückstand
Möglichkeit von Reformen:
- Kriegsniederlage und Tilsiter Frieden machen Reformen notwendig
- einflußreiche Reformer besetzten wichtige Staatsämter
- preußischer König Reformen gegenüber aufgeschlossen
- internationale gesellschaftliche Entwicklung Frankreichs und Englands
Revolution von "unten"? - Revolution von "oben"!
- radikale Gesellschaftsformen
- nur Elite im "aufgeklärten" Beamtenadel konnte Reformen durchführen
- Bürgertum in Preußen noch zu wenig profiliert
Preußen 1807/1808:
1) Preußen hatte den Status einer europäischen Großmacht verloren
2) P. litt unter der politischen Abhängigkeit, der militärischen Bedeutungslosigkeit
3) die wirtschaftliche Situation verschlechterte sich unter den Bedingungen der Fremdherrschaft und unter den Auswirkungen der von Napoleon verhängten Kontinentalsperre weiter
4) die feudalen Macht- und Besitzverhältnisse haben sich als überholt erwiesen und tragen Schuld an der Misere Preußens
5) Die Bevölkerung verharrte in Lethargie; ihre Hoffnungen auf eine Erneuerung des Staates war verflogen
Gefahr eines weiteren Niedergangs Preußens
Notwendigkeiten:
1) Durchführung radikaler Reformen in der gesamten Gesellschaft
2) schrittweise Schaffung der Bedingungen für einen Befreiungskampf gegen Napoleon
Arbeitsblatt Die preußischen Reformen
Thema: Die Reformen in Preußen (1807 - 1812) - eine "Revolution von oben"?
III: Die sechs großen Reformwerke in Preußen
Inhalte Intentionen (Absichten, Ziele)
1. Bauernbefreiung (1807 - 1811):
- Edikt zur Bauernbefreiung 1807: Abschaffung der Erbuntertänigkeit, Garantie der Freiheit der Person, des Besitzes, des Berufes und der Rechtsgleichheit
- Ablösung der Frondienste durch Abgabe von 1/3 des Bauernlandes an den Herrn - Auflösung der Standesschranken
- Endzustand der Bodenverteilung Preußens 1869:
- selbsttätige Bauerngemeinden 49%
- Gutsbesitzer 45% des Grundes
- durch Sturz begünstigte Bauern 40%
- kleine Bauern auf schlechtes Land abgedrängt - können Höfe nicht mehr halten - Landarbeiter abgesunkene Handwerker, Verelendete zogen in die Städte - arbeiteten in Manufakturen
2. Gewerbefreiheit (1810):
1810/11 Aufhebung des Zunftzwangs mit eingeschränkter Gewerbefreiheit, viele Gesellen selbständig Anstrebung eines gesamtstaatlichen Marktes, breitere Basis der Wirtschaft - mehr Steuereinziehungen
- viele Einmannbetriebe, Krise des Handwerkes (Voraussetzung für Revolution 1848/49)
3. Städteordnung (1808): (Magistratsverfassung)
- Selbstverwaltung der Besitzbürger durch Beamtenparlament
- gewählte Stadtverordnete durch Zensuswahlrecht
- Polizei- und Gerichtsbarkeit - staatliche Aufgaben
- Fürsorgeangelegenheiten und Schulwesen städtisch
- Stadtparlament wählt Magistrat - Städte so gut wie möglich selbst verwaltet
- Finanzwesen städtisch
4. Heeresreform (1811 - 1814):
- neue Kriegstheorie, Beförderung nach Verdienst, Abschaffung entehrender Prügelstrafen
- Aufbau einer neuen Führung
- 1814 - allgemeine Wehrpflicht - Entwicklung eines patriotischen Volksheeres
- Bildung von Reserven, Modernisierung des Heeres auf Napoleon - Standard
- Vorbereitung eines Befreiungskrieges
5. Bildungsreform (1810 - 1814):
1810 Gründung der Berliner Uni, 1812 staatliche Gymnasialordnung und das Prinzip der allgemeinen Bildung; Pflege klassischer Sprachen, Staatsprüfung der Schüler - Abitur, Reform der Volksschule scheitert aber
- Staatsexamen für Gymnasiallehrer - freie Persönlichkeitsentfaltung des Einzelnen sollte auch zur Verantwortung für die Nation erziehen
6. Judenemanzipation (1812):
- jetzt gleichberechtigte preuß. Staatsbürger nun auch für Staat verantwortlich
Wertung der Stein- Hardenbergschen Reformen
Die Zeit der politischen Veränderungen unter den Staatsministern Stein und Hardenberg gehörte zu den fortschrittlichsten deutscher Geschichte, speziell der Preußens. Der gesellschaftliche Rückstand gegenüber den bürgerlichen Nationalstaaten wurde verkleinert, aber nicht vollständig aufgeholt.
Vergleich zur französischen Revolution
- Preußen bleibt Monarchie ohne Verfassung und Parlament
- Adel behält politische und ökonomische Macht, ökonomische Macht des Landadels wächst sogar noch mehr
- Preußen wird kein bürgerlicher Nationalstaat
- Bürgertum hat keine Möglichkeiten, über die zentralen Fragen der Politik mitzubestimmen
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