Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich Amerika zu einer führenden Wirtschaftsnation, wobei New York zum Zentrum des internationalen Kapitalismus avancierte, zahlreiche nationale wie internationale Organisationen gründeten ihren Hauptsitz in New York. Nachdem die positiven Veränderungen in der Beschäftigungsstruktur Ende der 60er Jahre ihren Höhepunkt erreicht hatten, folgte eine bis 1977 andauernde Zeit der Rezession. In dieser Zeit verlor 1/6 der New Yorker Bevölkerung ihre Arbeitsplätze in herstellenden Betrieben und im Handel, etwa 1/3 der Firmen, die noch 1974 ihren Haupsitz in New York hatten, wanderten bis 1981 wieder ab. Bis 1979 sank das durchschnittliche Einkommen der New Yorker Bevölkerung um 16% unter den Landesdurchschnitt ab. Während Armut in ganz Amerika abnahm, nahm sie in New York zu. Eine immer größer werdende Zahl der schwarzen Bevölkerung und der Immigranten aus Südamerika lebte in Armut. Diese Veränderungen führten zu einer größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich. Immer wieder neuen Zündstoff lieferten große Zeitungsartikel, unter anderem über Raubüberfälle und Raubmorde im Central Park. Allein die Zahl der Verhaftungen im Park im Jahr 1980 hat wahrscheinlich die Vergleichszahl derer im gesamten 19. Jahrhundert übertroffen. Besonders die Angst, den Park bei Nacht zu betreten, nahm in den letzten Jahrzehnten zu. Dort, wo sich an Wochenenden noch eine halbe Million Menschen aufhielten, war nachts fast niemand zu sehen. In den 90er Jahren sind Obdachlose, die den Park zum Übernachten benutzten, längst zum gewohnten Bild geworden. Sie betteln und durchstöbern Abfall nach brauchbaren Gegenständen. Prostitution ist besonders nachts im Park etwas Alltägliches geworden.
5.1 Central Park, Zentrum für Kundgebungen und Konzerte
Besonders Mitte der 60er Jahre wurde der Park zu einem beliebten Treffpunkt für Versammlungen und Demonstrationen. Die zweite politische Protestkundgebung in der Geschichte des Parks überhaupt fand am 26. März 1966 statt. Es versammelten sich 10.000 Menschen am Central Park Mall, um an einer Protestkundgebung gegen den Vietnamkrieg teilzunehmen. Die Versammlung erreichte ihren Höhepunkt in einem Marsch von mehr als 20.000 Personen auf der 5th Avenue. Dieser Versammlung folgte eine Reihe weiterer Anti-Kriegs-Protestkundgebungen. Der Park wurde in diesen Jahren sowohl ein beliebter Ort für politische Demonstrationen als auch für kulturelle Bewegungen wie die der Hippies. Mit der zunehmenden Anzahl von Veranstaltungen wuchs die Angst der Konservativen, die dem Park sein Flair des 19. Jahrhunderts nicht nehmen lassen wollten, es würde zu viel Geld für Veranstaltungen ausgegeben und zu wenig für die Pflege und Erhaltung des Parks getan werden. Deshalb dachte man über eine Einschränkung der Genehmigungen für Versammlungen im Park nach. Man befürchtete jedoch, die Bürger würden ihre Gewohnheit, sich im Park zu versammeln, inzwischen als ihr Recht ansehen und dies nicht mehr aufgeben wollen. Für die Wiedereinführung eines Verbotes von Massenveranstaltungen schien es daher schon zu spät zu sein, da auch Konzerte wie das Sommerkonzert der Metropolitan Opera und Rockkonzerte eine überwältigende Besucherschaft anzogen. Doch die finanzielle Krise der Stadt in den 70er Jahren zwang zu Einschränkungen, erst recht bei den Ausgaben für die Organisation von Veranstaltungen im Central Park. Bis in die frühen 80er Jahre hinein wurde der Park aus Mangel an finanziellen Mitteln von der Stadt vernachlässigt und verkam zusehends.
5.2 Die Arbeit der \"Central Park Concervancy\"
Erst 1980 wurde die Central Park Concervancy als eine Art Wohltätigkeitsorganistation gegründet, um die jahrelang wegen knapper finanzieller Mittel unterlassenen Ausbesserungsarbeiten mit Hilfe von Spendengeldern durchführen zu können. Sowohl viele große Unternehmen und Banken New Yorks als auch eine große Anzahl von Privatpersonen unterstützten die Arbeit der Concervancy durch Spenden. In den ersten Jahren nach der Gründung beliefen sich diese pro Jahr auf jeweils rund 12 Millionen Dollar (etwa 18 Millionen Mark), bis 1995 auf insgesamt mehr als 110 Millionen Dollar (etwa 165 Millionen Mark). Die Spendengelder wurden in Wiederherstellungsmaßnahmen investiert. Die Hauptaufgaben der Concervancy sind die Wiederherstellung und Erhaltung der Parklandschaft durch qualifizierte Landschaftsarchitekten, die Pflege der Anpflanzungen durch Bewässern, Düngen und Pflanzen sowie die Instandsetzung von Denkmälern, Brücken und Gebäuden.
Unter anderem setzte sie die Rasenfläche des Great Lawn wieder instand, die jahrelang durch Sportveranstaltungen, Demonstrationen und Konzerte gelitten hatte, legte neue Fußwege und Entwässerungssysteme an, um den schmutzigen Wegen nach stärkeren Regenfällen Herr zu werden und um direkte Zugänge zu beliebten Plätzen im Park zu schaffen. Auf der Spitze des Summit-Felsens, dem höchsten Punkt des Central Parks, begann die Concervancy ein Amphitheater zu errichten, das ein altes Gebilde aus der Zeit Robert Moses ersetzen soll. Sie ließ einen Naturalistic Walk entstehen, der Besuchern die Bepflanzung des Parks erklärt, desweiteren ließ sie in der südwestlichen Ecke des Parks eine Straße für den Verkehr sperren und verwandelte sie in einen Weg für Fußgänger, Rollschuhfahrer, Radfahrer und Jogger. Dies sind nur einige wenige Beispiele für Arbeiten der Central Park Concervancy, die jedoch das Engagement dieser privaten Institution deutlich erkennen läßt.
Die Concervancy bemüht sich nicht nur um die Instandhaltung der Landschaft im Park, sondern stellt auch eine Reihe von Weiterbildungs- und Freizeitprogrammen auf die Beine, die Jahr für Jahr von tausenden Interessierten aller Altersgruppen in Anspruch genommen werden. Im Jahr 1995 nahmen mehr als 10.000 Schüler aller Klassenstufen an Weiterbildungsprogrammen der Concervancy teil, da der Park von ihnen nicht als eine Art Schule, sondern vielmehr als Freizeit- und Erholungsgebiet angesehen wird.
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