Es können einige Grundmotive unterschieden werden, von denen jedes eine klare Funktion hat, die aber erst im Zusammenspiel die Eigentümlichkeit und die Wirksamkeit der faschistischen Ideologie ausmachte.
a.)
Die GEMEINSCHAFTSIDEOLOGIE, zu der auch der Nationalismus zählt.
Die Ideologie der Gemeinschaft hat in einer Klassengesellschaft immer die Funktion die Interessen der Herrschenden für die Interessen der Gesamtheit auszugeben.
Wenn nämlich das Volk wirklich eine große Lebens u. Schicksals¬gemeinschaft ,wenn der Betrieb eine echte Arbeitsgemeinschaft darstellt, dann müssen alle bedingungslos zusammenstehen. Dann ist jede Kritik u. jede Opposition volksfeindlich und somit kriminell.
Der NATIONALISMUS diente dazu, Größe und Ruhm der eigenen Nation gegenüber anderen Nationen zu verherrlichen und das bedingungs¬lose Zusammenstehen gegen den \"äußeren Feind\".
Das die Massen einer solchen Ideologie folgten, mag auf den ersten Blick verwunderlich erscheinen. Es ist aber zu bedenken, daß die Herrschenden über wirksame politische und geistige Machtmittel verfügten, um das Volk in ihren Sinne zu beeinflussen.
b.)
Die Ideologie von der Autorität, die im FÜHRERPRINZIP mündeten.
Die Ideologie von Führertum u. starkem Staat schließt an die Ideologie von Gemeinschaft u. Nation unmittelbar an.
Es galt die Führung so stark wie möglich zu machen und von allen Störfaktoren frei zu halten. Um das zu gewährleisten, genügte es nicht, in der politischen Willensbildung Kritik u. Oppositionen auszuschalten, vielmehr war es erforderlich, die gesamte Gesellschaft nach dem Prinzip von Befehl und Gehorsam zu gestalten und in allen gesellschaft¬lichen Bereichen die Autorität zu stärken.(Vater, Lehrer,..)
Leitbild dieser Gesellschaftsorganisation ist das Militär mit seiner straffen Ordnung.
c.) Die EIGENTUMSIDEOLOGIE, die in einen militanten Antikommu¬nismus gipfelt.
Die Verfügungsgewalt über Privateigentum ist es, die den kleinen Selbständigen vom Lohnabhängigen unterscheidet und deshalb seinen ganzen Stolz ausmacht.
Der kleine Bauer ,der kleine Händler und der Handwerker fühlten sich dem Industriearbeiter auch dann noch gesellschaftlich überlegen, als ihre Einkommen ebenso niedrig waren. Die Ideologie des Privateigentums ermöglichte schließlich eine Front all derer ,die sich zu den Eigentümern zählten.
Diese Front bekämpfte mit äußersten Fanatismus diejenigen, die das Privateigentum aufheben wollten.
Politisch gesehen kam die gemeinsame Frontstellung so zum Ausdruck, daß sie sich gegen die Arbeiterorganisationen richteten und nach der Machtergreifung des Faschismus die Vernichtung derer bewirkte.
d.)
Die SUNDENBOCKPHILOSOPHIE , die eine einleuchtende Erklärung für alle Übel dieser Welt liefern sollte und zugleich den Massen Objekte bietet, an denen sie ihre Aggressionen gefahrlos entladen konnten.
Der Faschismus griff vorhandene Vorurteile auf, die teilweise eine lange Tradition hatten und radikalisierten sie zu einem in sich geschlossenen Weltbild.
Es beruhte auf der schlichten Teilung der Welt in Weiß u. Schwarz Gut und Böse, Engel und Teufel und nahm damit das Schema ural¬ter Mythen wieder auf. Der Feind wurde zunächst repräsentiert von innenpolitischen Gegnern, also vor allem von den Linken, dann aber auch von anderen Völkern und Rassen.
Der Nationalsozialismus entdeckte den Weltfeind in den Juden und brachte alle anderen Feindgruppen mit ihnen in Zusammenhang
e.)
. ~.
Die Ideologie des MILITARISMUS, der die Massen auf den Krieg vorbereiten sollte.
Für den Faschismus ist das Militär nicht nur Vorbild für poli¬tische und soziale Organisationsformen, sondern der Soldat fun¬giert als Idealbild des Menschen schlechthin und der Krieg ist der Höhepunkt menschlicher Selbstverwirklichung.
Vorstellungen wie die Auslese der besten, von Härte und Verzicht, von Männlichkeit und Mut, von Heldentum und Todesbereitschaft, von Zucht und Gehorsam, verbinden sich hier zu einer Ideologie, in der das Wesen des Faschismus vielleicht am reinsten zum Aus¬druck kommt.
Mussolini schrieb zB.:
\" Nur der Krieg bringt alle menschlichen Energien zur höchsten Anspannung, nur er prägt den Völkern, die den Mut aufbringen, ihn zu wagen, das Zeichen des Adels auf.\"
Adolf Hitler berichtete, daß er bei der Nachricht vom Kriegs¬beginn \"überwältigt von stürmischer Begeisterung in die Knie gesunken war und den Himmel aus übervollem Herzen dankte.... So, wie wohl für jeden Deutschen, begann nun auch für mich die unvergeßlichste und größte Zeit meines irdischen Lebens.\"
ZITAT ENDE
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