Die Epoche von 1478 bis 1573 bildet in der japanischen Geschichte eine Zeit der Anarchie. Innerhalb der dezentralisierten spätfeudalen Gesellschaft setzen sich in ständigen Kämpfen die wirtschaftlich stärksten und politisch klügsten Daimyo (,,Regionalherrscher") aus dem Kriegerstand durch. Kaiser und Hof führen in Kyoto, ihrer Einkünfte fast völlig beraubt, ein Schattendasein, doch auch die Macht der bisherigen politischen Führung, der Ashikaga-Shogune, schwindet. Die Möglichkeit des sozialen Aufstiegs veranschaulichen am besten die drei ,,Einiger": Die Familie von Oda Nobunaga (1534 bis 1582) ist Vasall des Shiba-Clans, die Eltern von Toyotomi Hideyoshi (1536 bis 1598) sind Bauern und die Familie des Tokugawa Ieyashu (1542 bis 1616) besteht aus kleinen Dorfherren.
Dem Geschick, dem Glück und der Skrupellosigkeit in ihrer Bündnis-, Heirats- und Kriegspolitik dieser drei Männer, welche nach und nach ihre Daimyo-Konkurrenten ausschalten können und als Anführer immer größerer Daimyo-Verbände immer größere Macht in ihren Händen vereinigen, ist die erneute Einigung Japans unter einer zentralen Gewalt zu verdanken. Eine Steuerreform, wonach nicht mehr die Größe, sondern der Ertrag des Grundbesitzes maßgebend ist, legt die wirtschaftliche Grundlage für Hideyoshis Macht. Außenpolitisch hat er eine weniger glückliche Hand: Der Wunsch nach Monopolisierung des gewinnbringenden Außenhandels und das Ziel einer Eroberung Chinas lassen ihn zwei aufwendige Feldzüge gegen Korea führen (1592 und 1597/98), die jedoch beide nicht den gewünschten Erfolg haben. Sein bedeutendster Feldherr und Verbündeter Tokugawa Ieyashu erreicht 1603 vom Kaiser, Tenno genannt, die Ernennung zum Shogun; 1615 hat er mit der Eroberung Osakas den letzten innenpolitischen Gegner unter den Daimyo besiegt.
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