In Wirtschaftskreisen wird China als grosser Zukunftsmarkt gesehen, das nach einem Bericht der Weltbank "China 2020", der nach dem 15. Kommunistischen Parteitag veröffentlicht wurde, in drei bis vier Jahren sogar Japan als Wachstumszentrum ersetzten könnte. China hat beeindruckende Leistungen zu verzeichnen: zwischen 1978 und 1995 wuchs Chinas Bruttoinlandprodukt um jährlich 9.8% durchschnittlich und hob 200 Mio. Menschen aus der Armut, und China soll weiter wachsen. Bereits hat es Japan vom zweiten Rang der weltgrössten Volkswirtschaft verdrängt. Nur noch die USA produzieren mehr. Dieser enorme Aufschwung wurde durch eine getarnte "soziale Marktwirtschaft" ermöglicht, die Deng Xiao-ping Ende der 70er Jahre einführte.
Besonders die Küstenregionen befinden sich in einem grossen Wachstum, je nach Region beträgt die Wachs¬tumsrate seit einem Jahrzehnt durchschnittlich 15%. Und die optimistischen Wirtschaftsfachleute sehen im Konsumrausch der 1.2 Mia. Einwohner die einzige Chance das Land zu demokratisieren. Das ganze Land würde von der wachsenden Wirtschaft in den Küstenregionen profitieren, da Arbeitsplätze geschaffen würden. Die unendlich steigende Nachfrage würde die Wirtschaft in Schwung halten.
Ein jährliches Wachstum von 6.5% für das ganze Land für die nächsten 25 Jahre sei durchaus möglich, das würde die chinesische Wirtschaft in einem Viertel Jahrhundert um den Faktor sieben vergrössern. China würde in 25 Jahren dieselbe Entwicklung durchlaufen wie andere Industrieländer in 80 Jahren. Dies ist nur möglich, da China über alle nötigen Rohstoffe selber verfügt: Kohle, Erdöl, Erze.
Zudem verfügt China noch über einen entscheidenden Vorteil gegenüber andern Billiglohnländern: ein praktisch unbegrenztes Angebot an Arbeitskräften, das in einer Zeit, in der in anderen Billiglohnländern die Löhne langsam zu steigen beginnen. In Schanghai liegt der Durchschnittslohn 1997 bei 0.90 US-$/Stunde. China bekommt jedoch immer mehr Konkurrenz vom sich öffnenden Markt in Vietnam, der mit noch tieferen Löhnen lockt.
Dieses immense Wachstum wurde z.T. von den staatseigenen Betrieben provoziert, die bewusst Verluste einfuhren, um die Preise senken zu können. Zudem hat China einen hoch verschuldeten Finanzsektor, der die grösste Hürde für ein nie dagewesenes Wachstum darstellt. Der chinesische Staat gibt zu, dass die Banken praktisch pleite und ca. 20% aller Kredite faul sind.
Chinas wachsende Industrie ist aber auch eine der dreckigsten. Schon jetzt muss in China die Natur stark unter dem industriellen Boom leiden. Regelmässig verschwinden einige Gebiete unter einer Smogglocke, welche diese auf Satellitenbildern verschwinden lässt. Und bis im Jahr 2025 soll China mehr Kohlendioxid ausstossen als die USA, Kanada und Japan zusammen.
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