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geographie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Braunbären



Wer kennt sie nicht - die braunen Riesen, die wohl bekanntesten aller Bären? Auf Wappen und Flaggen ist der Braunbär zu finden und selbst bei der Namensgebung großer Städte, wie Berlin und Bern, hat er eine Rolle gespielt. Früher war es eine Art furchtsame Verehrung, die das Verhältnis der Menschen zu den Braunbären prägte. Dies änderte sich, als die Erfindung von Feuerwaffen eine relativ gefahrlose Jagd auf Braunbären möglich machte. Von nun an war der große Bär nur noch ein unliebsamer Konkurrent, den es, auch wegen seiner Gefährlichkeit gegenüber dem Menschen, aus dem Wege zu räumen galt. Bis in die heutige Zeit ist eine solche Haltung der Menschen gegenüber den Braunbären weit verbreitet. Natürlich kann ein großer Bär auch für Menschen gefährlich werden, doch unter normalen Umständen kommen Angriffe von Braunbären auf Menschen nur sehr selten vor. Gewöhnlich gehen Braunbären Menschen aus dem Weg. Erst, wenn eine bestimmte Angriffsdistanz unterschritten wird - meistens durch den Menschen - kann es zu einem Angriff kommen. Solche Unfälle sind in der Regel auf mangelndes Wissen über Bären oder auf Leichtsinnigkeit zurückzuführen.

Der Braunbär gehört zu den \\\"Echten Bären\\\", die zur Gattung Ursus zusammengefasst werden. Weitere \\\"Echte Bären\\\" sind der Eisbär (Ursus maritimus), der die nördliche Polarregion bewohnt, der nordamerikanische Schwarzbär (Ursus americanus) und der asiatische Kragenbär (Ursus thibetanus). Aber kein anderer Bär und kaum ein anderes Tier ist, in Abhängigkeit von seiner Verbreitung, so variabel wie der Braunbär. Braunbären sind holarktisch, d.h. auf der gesamten Nordhalbkugel verbreitet. Aufgrund dieser weiten Verbreitung haben sich im Laufe der stammesgeschichtlichen Entwicklung des Braunbären viele Unterarten abgespaltet. Die kleinsten Braunbären bewohnen die Alpenregion und werden nur etwas größer als ein Bernhardiner. Braunbären, die die Insel Kodiak vor der Küste Alaskas bewohnen, die so genannten Kodiakbären, erreichen hingegen eine Länge von drei Metern und ein Gewicht von fast 800 kg. Auch der nordamerikanische Grizzly und der ostsibirische Kamtschatkabär sind wahre Riesen unter den Braunbären. So unterschiedlich die Größe der Braunbären sein kann, so unterschiedlich ist auch ihre Fellfarbe: Sie kann von hellbraun bis fast schwarz variieren.

Braunbären gehören zwar zur Gruppe der Raubtiere, sind, was ihren Speiseplan angeht, aber Allesfresser, deren vorwiegende Nahrung vegetarischer Herkunft ist. So kann man im Frühjahr Bären beobachten, die, aus Mangel an anderer Nahrung, wie Kühe Gras abweiden. Wenn andere pflanzliche Nahrung vorhanden ist, ziehen sie diese jedoch vor: Vor allem reife Beeren und Früchte sind im Herbst bei Braunbären sehr beliebt; sie mästen sich dann regelrecht, um die bevorstehende Winterruhe zu überstehen. Aber natürlich haben Braunbären auch gegen tierliche Kost nichts einzuwenden: Die Palette reicht dabei von Insekten über bodenbrütende Vögel und kleine Nager bis zu Huftieren aller Größen. Auch Aas wird von Braunbären nicht verschmäht. Solch ein breites kulinarisches Interesse führte oft zu Konflikten zwischen Bären und Menschen, denn auch die Reste eines menschlichen Mahls sind für Braunbären durchaus interessant. So suchen sie die Nähe menschlicher Siedlungen, um sich dort von Abfällen zu ernähren. Die Tendenz zu einem solchen Verhalten steigt in dem Maße, wie die Überschneidung der Lebensräume von Menschen und Bären zunimmt.

Braunbären bewohnen Bergregionen und arktische Tundren, also baumarme oder baumlose Landschaften. Dennoch werden Gegenden mit vereinzelten Bäumen bevorzugt, da sie Schutz für Bärenkinder bieten. Diese sind vor allem durch erwachsene Bärenmännchen gefährdet, die mit Vorliebe ihre jungen Artgenossen erbeuten. Junge Braunbären sind aber gewandte Kletterer und erklimmen Bäume mit dünnen Ästen, auf die ein schwerer männlicher Bär nicht folgen kann, ohne einen Sturz zu riskieren. Infolge der Bedrohung ihrer Kinder durch männliche Bären, reagieren Bärenmütter äußerst aggressiv und verteidigen ihre Jungen vehement gegen die viel größeren und schwereren Bärenmänner.

Die Lebensräume, die Braunbären bewohnen, bieten im Winter für die großen Tiere nicht genügend Nahrung. Braunbären halten daher eine Winterruhe. Nachdem sie sich im Herbst mit Beeren und anderer energiereicher Nahrung Fettreserven angefressen haben, ziehen sie sich in eine oft selbst gegrabene, meistens an Hängen gelegene Erdhöhle zurück. Hier verbringen sie die Zeit bis zum nächsten Frühjahr. Der Stoffwechsel läuft dabei auf Sparflamme und die Körpertemperatur fällt leicht ab. Dennoch ist die Winterruhe der Bären nicht mit dem Winterschlaf kleinerer Säugetiere zu vergleichen. Diese halten ihre Körpertemperatur nur geringfügig über der Umgebungstemperatur, es sei denn, diese fällt unter einen kritischen Punkt. Für ein Tier von der Größe eines Braunbären wäre es völlig unmöglich, seinen massigen Körper im Frühjahr von einer sehr niedrigen Temperatur wieder auf die normale Körpertemperatur aufzuheizen.

Während der Winterruhe im Dezember und Januar werden die jungen Bären geboren. Meist sind es Zwillinge, es sind aber Wurfgrößen zwischen ein und fünf Jungtieren möglich. Die neugeborenen Bären sind nackt, blind und nur rattengroß. Sie werden von der Mutter gewärmt, indem sie sie unter die Oberarme klemmt. Wenn die Familie die Höhle im Frühjahr verlässt, sind die Jungen aber bereits weit entwickelt und folgen ihrer Mutter auf Schritt und Tritt. Je nach Unterart bleiben sie 2,5 Jahre oder auch länger bei der Mutter.

Die größten Bestände des Braunbären leben heute im asiatischen Teil Russlands. In Nordamerika wurden die Braunbären immer weiter nach Norden in dünnbesiedelte Gebiete abgedrängt. Früher lebten sie auch im Süden der USA und in Mexiko. Auch in Europa führte der Mensch-Bär-Konflikt zum Verschwinden der Tiere in den meisten Gebieten. Nur in Osteuropa und in Skandinavien gibt es noch relativ große und stabile Populationen. In den übrigen Gebieten konnten einige Braunbären nur in Nationalparks und Schutzgebieten überleben. In neuerer Zeit wandern Braunbären aber vor allem aus Osteuropa in ihre alten Verbreitungsgebiete ein. So wurden auch in den österreichischen Alpenregionen wieder Braunbären gesichtet.

Braunbären gehören seit langem zum festen Inventar von Zoos, aber auch kleinen Tierparks. Auch bei Zirkusvorführungen oder als \\\"Tanzbären\\\" waren und sind sie teilweise auch heute noch ein begehrter Publikumsmagnet. Oft ist ihre Haltung dabei schlecht und tierquälerisch. Braunbären gelten als genügsam und anpassungsfähig und werden daher oft in viel zu kleinen Zwingern gehalten, deren kärgliche oder teilweise auch fehlende Einrichtung den intelligenten Tieren keine Beschäftigungsmöglichkeiten bietet und sie zwangsläufig neurotisch werden lässt. In Deutschland nimmt sich der \\\"Alternative Bärenpark\\\" in Worbis Bären aus schlechten Haltungen an. Hier sind die Tiere auf einem großen Gelände in natürlicher Umgebung untergebracht. Leider ist die Liste mit Bären, die eine bessere Unterbringung suchen, sehr lang und es bleibt zu hoffen, dass auch viele andere Tierparks und Zoos ihre Bärenanlagen erweitern und artgerecht gestalten, was teilweise auch geschieht. So gehören enge Bärenzwinger hoffentlich bald der Vergangenheit an.

 
 

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