Der Hungergürtel in Afrika besteht noch immer. Und der Hunger bereitet den Sahelländern nicht einmal die größten Sorgen; Bodenerosion und Desertifikation sind das größte Problem im Sahel: Den Energiebedarf decken so gut wie alle Bewohner mit Brennholz. Doch nicht nur wegen des Brennholzbedarfs, sondern auch durch den Wanderfeldbau werden vielerorts Bäume gerodet, um Ackerland zu gewinnen. Durch den Mangel an Bäumen kann der Wind ungehindert über den Boden fegen. Regen und Wind tragen fruchtbares Land ab, bringen Sand heran.
Wenn es regnet, dann nur kurz und sehr heftig. Diese Regengüsse schaden jedoch mehr, als daß sie nützen. Das Wasser kann so schnell nicht versickern. Deshalb bilden sich nach den Regenfällen an vielen Orten reißende Bäche, die den fruchtbaren Boden, sofern solcher überhaupt noch vorhanden ist, abtragen. Die Ströme legen die Wurzeln der ohnehin wenigen Bäume frei, so daß diese absterben. Die glühende Sonne scheint auf die nassen Flächen und macht sie hart wie Stein. Jetzt kann noch weniger Wasser versickern. Der selbe Prozeß wiederholt sich.
Der Baumbestand wird immer geringer und die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen immer kleiner. Allein in den letzten zwanzig Jahren sank das "gute" Land um 50%. Und deshalb nimmt der Raubbau immer weiter zu. Es handelt sich wahrlich um einen Teufelskreis. Täglich breitet sich die Wüste auf Kosten der Graslandschaften aus, gewinnt unaufhörlich an Boden.
Auch soziale Konflikte sind im Laufe der Zeit entstanden. Nomaden ziehen seit jeher von Weidegrund zu Weidegrund und führen noch heute ein naturverbundenes und flexibles Leben. Sie nutzen heute sowie damals die Sahelregion als ihren Lebensraum. Früher begrüßten es die Bauern, wenn die Nomaden ihr Vieh auf die abgeernteten Felder trieben. Die Tiere übernahmen das Düngen und die Nomaden erhielten als Gegenleistung dafür von den Bauern Hirse. Mittlerweile haben die Bauern ihr eigenes Vieh und sind durch den Mangel an fruchtbarem Boden gezwungen immer weiter nach Norden vorzudringen, wo es immer wieder zum Streit mit den Nomaden kommt.
Warum packte man das Problem also nicht bei der Wurzel an und pflanzte mehr Bäume?
Ein Beispiel: Im Sultanat von Zinda lebte einst ein Sultan, der von seinem Volk verlangte, daß jeder sich für mindestens 50 Bäume und Büsche verantwortlich fühlte. Fällte jemand einen Baum, so wurde er auf dessen Stumpf enthauptet; Bäume wurden geachtet. Doch mit der Kolonialisierung und den Europäern zogen die Plagen auf: Frankreich machte alle unbebauten Stellen zum Eigentum des Staates. Darunter fielen auch die Bäume und Sträucher.
Wenn das Land ihnen nicht mehr gehörte, dachten die enteigneten Bauern, warum sollten sie sich dann noch mühevoll um die Bäume kümmern. Sie pflanzten also einfach keine mehr: ein verheerender Fehler. Heute sehen wir die Folgen: Ohne Bäume kann man nicht leben!
Ein weiteres Beispiel: Hilfsverbände ließen zur Bekämpfung der Bodenerosion kahle Flächen bepflanzen. Dazu stellten sie eine große Zahl von Bäumen zur Verfügung. Man wollte der Desertifikation einen Srich durch die Rechnung machen. Die Pflege der Bäume wurde nicht berücksichtigt. Bauern hatten zu wenig Ahnung von solch großen Baumzuchten und so starb das Grün rasch ab.
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