Bevor wir betrachten, welche Organisationen sich mit Fragen der Bevölkerungsforschung auseinandersetzen, wollen wir uns die Frage stellen, warum sie dies tun.
Demographische Veränderungen beeinflussen das Leben der Menschen auf diesem Planeten ganz unmittelbar in einer unüberschaubaren Anzahl von Möglichkeiten und werden im Umkehrschluss ebenso von diesen mitbestimmt.
Dabei beschränkt sich die Bevölkerungsforschung nicht nur auf die Schreckensszenarien eines explosiven Bevölkerungswachstums, sondern auch auf die Bevölkerungsabnahme (z.B. in einigen Industrieländern), auf Fragen der Bevölkerungsstruktur, Mortalitäts- und Fertilitätskennziffern, Migration um nur einige Aspekte zu nennen.
Dies ist auch dadurch zu erklären, dass die Staaten dieser Erde vor völlig unterschiedlichen Problemen in Bezug auf Bevölkerungsfragen stehen. Das könnte z.B. bedeuten:
- in Bangladesh hat das starke Anwachsen der Bevölkerung zur Folge, dass der vor Überflutungen geschützte Lebensraum für die Menschen immer knapper wird
- in Deutschland bedroht eine Bevölkerungsabnahme die Zukunft des Systems der staatlichen Altersvorsorge
- in Uganda oder Zambia bedeutet die Ausbreitung von HIV/AIDS insbesondere unter der jüngeren Bevölkerung eine wirtschaftliche Katastrophe
- in Japan benötigt man demographische Daten zur Planung in den Bereichen Wohnungsbau und Infrastruktur
- im Nahen Osten werden bei steigenden Bevölkerungszahlen die Wasservorräte knapp, in vielen Staaten Afrikas reicht die landwirtschaftliche Produktion nicht aus, um die eigene Bevölkerung zu versorgen
- auf dem Balkan führten kriegerische Auseinandersetzungen zum Abwandern großer Teile der Bevölkerung, auf den Philippinen ist es die wirtschaftliche Lage
Trotz dieser Unterschiede sind Bevölkerungsfragen auch immer als komplexes, zusammenhängendes Gebilde zu sehen und sollten niemals nur isoliert, sondern immer auch global betrachtet werden. Die Probleme vieler Entwicklungsländer bei der Versorgung der eigenen Bevölkerung mit ausreichend Nahrungsmitteln und Trinkwasser können zu verstärkter Migration führen, wovon dann auch die Industrienationen betroffen sind. Die Vernichtung bzw. Schädigung von Natur und Boden, Raubbau an Bodenschätzen oder Überfischung der Gewässer aufgrund steigendem Bevölkerungsdruckes können Auswirkungen auf das globale Klima haben.
Aufgrund all dieser Aspekte ist es wichtig, stets aktualisierte Daten über das Wachstum und die Struktur der Bevölkerung zu sammeln. Diese Daten bilden die Grundlage für die mit dem Ziel der Steuerung der Bevölkerungsentwicklung durch Politik und Gesellschaft durchzuführenden Aktionen und Verhaltensweisen.
Nur in Kenntnis dieser Daten und durch das Erkennen der Zusammenhänge kann es gelingen, wirkungsvolle Planung zu betreiben, welche über das Ziel der bloßen Reduktion der Population hinausgeht. Dabei ist eines der Hauptziele eine menschenwürdige und selbstbestimmte Familienplanung, die den Menschen Zugang zu allen Dienstleistungen der Familienplanung und Verhütung bietet, unter Verzicht auf restriktive Maßnahmen wie Zwangssterilisation oder -abtreibungen.
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