Während viel über die Arbeitslosigkeit und ihre Ursachen in den Medien diskutiert wird, werden die Folgen oft vernachlässigt. Die Tatsache, daß es massive Auswirkungen gibt, ist allerdings unbestritten und wird mit zunehmender Arbeitslosigkeit immer deutlicher sichtbar.
5.1. ...auf den Einzelnen:
So hoch die wirtschaftlichen Kosten der Arbeitslosigkeit auch sein mögen, so vermittelt doch der DM-Wert allein kein Eindruck der anhaltenden Arbeitslosigkeit.
Der Verlust des Arbeitsplatzes ist zunächst mit einem Schock verbunden; dann folgt eine aktive Phase der Stellensuche, während der der Einzelne noch optimistisch ist und sich mit seinem Los noch nicht abgefunden hat. Im zweiten Stadium, wenn alle Bemühungen und Versuche fehlgeschlagen sind, wird der Betroffenen zunehmend pessimistisch und leidet unter Ängsten. Dies kann bis hin zu Depressionen führen. In der dritten und letzten Phase schließlich wird er fatalistisch und findet sich mit seiner Lage ab.
Darunter zu Leiden hat hauptsächlich die Familie des Arbeitslosen. Besonders betroffen sind auch ältere Leute, für die die Aussichten eine neue Anstellung zu bekommen erheblich schlechter sind. Jüngste Untersuchungen aus den USA zeigen, daß Arbeitslosigkeit sowohl physisch als auch psychisch zu einer Beeinträchtigung der Gesundheit führt. Vermehrte Herzkrankheiten, Alkoholismus und sogar Selbstmord sind nur einige Beispiele. Die finanziellen Einbußen verstärken die Probleme noch zusätzlich. Zwar bezieht ein Arbeitsloser unter bestimmten Voraussetzungen ein Arbeitslosengeld, dies ist allerdings nur ein festgelegter Prozentsatz von seinem vorherigen Einkommen.
5.2. ...auf die Betriebswirtschaft:
Durch die hohe Arbeitslosigkeit in der Bevölkerung sinkt naturgemäß die Kaufkraft stark ab. Sicherlich muß der Arbeitslose weiterhin seine Grundbedürfnisse erfüllen, doch wird er deutlich weniger Luxusgüter nachfragen. Dies gilt ebenso für viele Arbeitnehmer, die vielleicht von Arbeitslosigkeit bedroht sind, und daher lieber Sparen als irgendwelche Güter zu konsumieren. Betriebswirtschaftlich führt dies zu einem deutlichen Umsatzrückgang verschiedener Wirtschaftsbereiche. Ein Beispiel ist der Einzelhandel, der bereits 1994 und 1995 einen Umsatzrückgang von jeweils 1% und 1996 sogar von 2% zu verkraften hatte. Lebensmittelgeschäfte, die hauptsächlich die Grundbedürfnisse befriedigen, konnten ein Plus von 0,3% verzeichnen, der aber sicherlich auf die leichte Bevölkerungszunahme in Deutschland zurückzuführen ist. Um mit dem stagnierenden oder gar rückläufigen Umsätzen dennoch einen Gewinn zu erwirtschaften, versuchen viele Unternehmen ihre Kosten zu senken. Daher tätigen Unternehmer verstärkt Rationalisierungsinvestitionen, entlassen Arbeitskräfte und Intensivieren die Arbeit mit der verbliebenen Belegschaft. Mehr Arbeitslose bedeuten ein weiteres Absinken der Kaufkraft und somit schließt sich ein Teufelskreis.
5.3. ...auf die Volkswirtschaft:
Volkswirtschaftlich führt die hohe Arbeitslosigkeit auch beim Staat zu niedrigeren Einnahmen. Weniger Lohnempfänger bedeuten primär weniger Steuerzahler und somit geringere Einnahmen. Darunter zu leiden hat auch die Sozialversicherung, die immer wieder durch diverse Defizite in den einzelnen Bereichen Schlagzeilen macht. Trotz der geringeren Staatseinnahmen bleiben die bisherigen Aufgaben und Ausgaben bestehen und erhöhen sich sogar noch. So mußte der Staat 1996 zum Beispiel über 4,3 Mrd. DM Zuschuß an die Bundesanstalt für Arbeit zahlen, damit diese ihren Verpflichtungen nachkommen konnte. Das Resultat ist zum einen eine höhere Kreditaufnahme des Staates bzw. ein Leistungsabbau des Staates, der allerdings nur schwer zu verwirklichen ist. Daher sind Erhöhungen der Sozialversicherungsbeiträge, vor allem bei der Kranken- und Rentenversicherung geplant. Diese Maßnahme führt jedoch zu steigenden Lohnnebenkosten, die zur Zeit im internationalen Vergleich in Deutschland ohnehin schon an der Spitze liegen. Diese zusätzlichen Belastungen geben allerdings einen erneuten Anreiz zu gunsten des Personalabbaus in Deutschland und somit schließt sich auch in diesem Bereich ein Teufelskreis.
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