Da die natürlichen Vegetationszonen eng mit den Klimazonen verknüpft sind, könnten sie sich auf der Nordhalbkugel bis zu 1100 km nordwärts verlagern. Nadelwälder würden dann von Laubwäldern verdrängt. In Süddeutschland herrschten mediterrane Sommer. Die allgemeine Erwärmung würde sich regional unterschiedlich auswirken.
Warum sich unser Klima verändert
Gäbe es in der Atmosphäre keinen Wasserdampf und kein Kohlendioxid, würde die Erde bei einer Jahresmitteltemperatur von -18°C zur Eiskugel erstarren. Wie eine isolierende Decke halten die Gase die Sonnenwärme zurück und sichern uns so die angenehme Mitteltemperatur von +15°C, die das Leben auf der Erde braucht. Wenn wir den Kohlendioxidgehalt allerdings durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe immer weiter ansteigen lassen und zusätzlich noch die Atmosphäre durch andere Gase ähnlicher Wirkung anreichern, könnten katastrophale Klima- und Umweltveränderungen die Folge sein.
Diese so genannten Treibhausgase lassen das kurzwellige Sonnenlicht durch, reflektieren aber die Wärmestrahlung zur Erde - ähnlich wie die Glasscheiben eines Gewächshauses. Auch vom Menschen produzierte Gase tragen zu diesem Effekt bei, etwas das Methan, das Mensch und Haustiere abgeben. Industrieanlagen und Kraftfahrzeuge sind für zunehmende Gehalte an Stickstoffoxiden in der Luft verantwortlich. Auch die an der Zerstörung der Ozonschicht beteiligten Fluorchlorkohlenwasserstoffe, kurz FCKW genannt, zählen dazu. Es ist schwer abzuschätzen, wie stark diese Schadstoffe bis zur Mitte des nächsten Jahrhunderts zunehmen werden. Aber eines scheint sicher: Wenn nicht per Gesetz eingegriffen wird, dürfte der Gehalt an atmosphärischen Stickstoffen um 50% anwachsen und das atmosphärische Methan sich verdoppeln. Neben dem Wasserdampf, der zu 67% am Treibhauseffekt beteiligt ist, kommt dem Kohlendioxid mit 25% besondere Bedeutung zu. Allein durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe werden 40.000 Tonnen Kohlendioxid pro Minute freigesetzt. Dazu kommt die Brandrodung tropischer Wälder. Jeder Hektar verbrennenden Tropenwaldes erzeugt 700 Tonnen Kohlendioxid, außerdem können die vernichteten Pflanzen kein Kohlendioxid aus der Luft mehr binden.
Wenn die Erdtemperatur wirklich steigt, werden die Polargebiete stärker erwärmt als die Tropen. Am deutlichsten dürften sich die Veränderungen im Frühling und im Herbst auswirken. Die Erwärmung der tropischen Ozeane würde die Intensität, Häufigkeit und räumliche Verbreitung der tropischen Wirbelstürme stark verändern. Die Verlagerung der Luftmassengrenzen könnte regenbringende Zyklone polwärts verschieben. Die Ernten in den USA, Europa und Ländern der ehemaligen Sowjetunion wären geringer. Durch das günstigere Klima in Alaska, Kanada, Skandinavien und Sibirien ergäben sich dort bessere Anbaumöglichkeiten. Allerdings würden die ärmeren Böden die Erträge dennoch gering halten. Vielleicht wäre das arktische Polarmeer im Sommer eisfrei. Die Gebirgsgletscher und das grönländische und antarktische Inlandeis könnten teilweise abschmelzen und so den Meeresspiegel ansteigen lassen. Diese schweren Auswirkungen des Treibhauseffekts, verstärkt durch das wachsende Ozonloch, sind die großen Zukunftsbedrohungen der Menschheit.
Konsequenzen einer weltweiten Erwärmung
Eine weltweite Temperaturzunahme während der nächsten Jahrzehnte könnte eine Kettenreaktion unvorstellbaren Ausmaßes hervorrufen. Ein für die Vorhersage entwickeltes Computerprogramm gibt an, dass infolge des Treibhauseffekts die Arten des Regens dramatisch verändert würden; d.h. einige Orte erhalten mehr Regen, andere dagegen weniger. Dies hätte eine Änderung der Pflanzen- und damit der Tierwelt zur Folge, die wiederum selbstverstärkend das Klima beeinflussen könnten. Schon jetzt deuten sich in den Statistiken Verschiebungen im Niederschlagsangebot über den Kontinenten an. Die in einigen Gebieten der Erde während der letzten Jahre aufgetretenen Dürreperioden bzw. Überschwemmungen sind daher Anlass zu Bedenken. Des Weiteren könnte in einigen Gebieten die Ernte vernichtet werden und die Bodenerosion gefördert werden. Eine der wichtigsten Auswirkungen des Treibhauseffekts ist das Ansteigen des Meeresspiegels durch Abschmelzen von arktischen bzw. antarktischen Eismassen. Einige Wissenschaftler prognostizieren einen Anstieg um 1 bis 1 1/2 m; sollten sie Recht behalten, werden viele Küstentiefländer, ja ganze Länder wie die Niederlande oder Bangladesch verschwinden. Auch die Küstenstädte wie New York, Rio de Janeiro, Tokio u.a. würden überflutet. Auch in diesem Fall kann eine einmal eingesetzte Kettenreaktion unvorhersehbare globale Auswirkungen hervorrufen.
Der Temperaturanstieg
Unbestritten ist, dass der Globus in den letzten 100 Jahren eine bemerkenswerte Erwärmung erlebt hat. Laut IPCC hat sich die globale Mitteltemperatur seit dem späten 19. Jahrhundert um 0,6 o C erhöht, mit einem besonders starken Anstieg seit den 1970er Jahren. Die 1990er Jahre waren das wärmste Jahrzehnt seit Beginn der Messungen im Jahre1860, 1998 das wärmste Jahr, 2002 das (vorläufig) zweitwärmste, 2001 das drittwärmste, 1997 das viertwärmste usw. Die Erwärmung hat in zwei verschiedenen Phasen stattgefunden, von 1910 bis 1945 und seit 1976, während die Zeit von 1946 bis 1975 keinen auffälligen Trend aufweist. Um zu beurteilen, ob die Temperaturzunahme im 20. Jahrhundert ungewöhnlich ist, muss man sie im Kontext der Klimaschwankungen über längere Zeiträume sehen. Und da zeigt sich, dass die Stärke und das Tempo der Erwärmung im 20. Jahrhundert auch in den letzten 1000 Jahren nach heutiger Datenlage einmalig sind. Die 1990er Jahre sind zumindest auf der Nordhalbkugel wahrscheinlich das wärmste Jahrzehnt des Jahrtausends und 1998 das wärmste Jahr. Die Abbildung 3 zeigt eine relativ warme Periode vom 11. bis zum 14. Jahrhundert und eine relativ kalte Periode vom 15. bis 19. Jahrhundert, die als \"Mittelalterliches Optimum\" und \"Kleine Eiszeit\" bekannt sind. Die Darstellung macht deutlich, dass die Erwärmung im 20. Jahrhundert nicht einfach als natürliche \"Erholung\" aus der Kleinen Eiszeit angesehen werden kann, da sie das Niveau der mittelalterlichen Werte deutlich überschreitet. Die rekonstruierten Werte stammen aus Proxydaten von Baumringen, Korallen, Eiskernen und historischen Dokumenten. Auch wenn man die Temperaturzunahme der letzten 100 Jahre im Kontext noch größerer Zeiträume betrachtet, bleibt sie ein außerordentliches Phänomen. Die Nacheiszeit, das sogenannte Holozän, hatte trotz gewisser Schwankungen ein im Vergleich zu früheren geologischen Perioden bemerkenswert stabiles Klima, das über 10 000 Jahre anhielt und ohne Zweifel die Entwicklung der menschlichen Zivilisation begünstigte. Zwar war es im frühen Holozän wahrscheinlich wärmer als im 20. Jahrhundert. Alles spricht jedoch dafür, dass das Tempo der Erwärmung der letzten 100 Jahren auch in der Nacheiszeit ungewöhnlich ist. Plötzliche Klimasprünge gab es allerdings am Ende der letzten Kaltzeit vor ca. 13 000 Jahren, in der sog. Jüngeren Dryaszeit, als vor allem über Grönland und Nordwesteuropa, abgeschwächt wahrscheinlich auch weltweit, die Temperatur in wenigen Jahrzehnten stellenweise um mehr als 5 o C fiel und 1500 Jahre später um bis zu 10 ° C wieder anstieg. Auch während der letzten Kaltzeit und im letzten Interglazial, dem Eem, gab es starke und plötzliche Temperaturschwankungen, so dass das Holozän offensichtlich die stabilste Klimaepoche der letzten 400 000 Jahre gewesen ist, eine Stabilität, die am Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts in Frage gestellt scheint. |