Argentinien ist ein Land mit ausgeprägtem spanischem Erbe. Seit dem 19. Jahrhundert wurde Argentinien stark von Europäern beeinflusst, besonders von italienischen Einwanderern. Eine exponierte Rolle in der Geschichte der Nation wird dem Gaucho (Cowboy) beigemessen. In den schönen Künsten war Frankreich das größte künstlerische Vorbild. Nur in der Volkskunst ging ein Einfluss von indianischen Kulturen aus. (siehe Diaguita-Kultur, die allerdings im 17. Jahrhundert nahezu vollständig verschwand).
4.1 Bildung und Schulwesen
Es besteht eine Schulpflicht von 9 Jahren (2000); die Grundschulbildung ist kostenlos. Der Alphabetisierungsgrad liegt bei etwa 97,1 Prozent (2003), womit Argentinien an vorderster Stelle innerhalb von Lateinamerika rangiert.
Argentinien besitzt weit über 20 staatliche Universitäten und fast genauso viele private. Die wichtigste Einrichtung ist die Universität von Buenos Aires (gegründet 1821). Andere bedeutende Universitäten sind die Katholische Universität von Argentinien (gegründet 1958), die Nationale Technologische Universität (gegründet 1959), die Nationale Universität von Córdoba (gegründet 1613), sowie die Universitäten in Bahia Blanca (gegründet 1956), La Plata (gegründet 1905), Mendoza (gegründet 1939), San Miguel de Tucumán (gegründet 1914) und Rosario (gegründet 1968).
4.2 Kultureinrichtungen
Die führende Bibliothek von Argentinien ist die 1810 gegründete Nationalbibliothek in Buenos Aires. Hervorstechend unter den vielen Museen von Buenos Aires sind das Argentinische Museum für Naturwissenschaften, das Nationalmuseum der Schönen Künste sowie die Internationale Kunstgalerie. Das Museum von La Plata ist berühmt für seine Sammlungen fossiler Reptilien.
4.3 Kunst und Literatur
Die Malerei des 19. Jahrhunderts wurde von Gauchothemen und Szenen des Stadtlebens geprägt. Prilidiano Pueyrredón war der bedeutendste Künstler dieser Periode. Unter den Malern des 20. Jahrhunderts ragen die Realisten Cesareo Bernaldo de Quirós und Benito Quintela Martín, der Kubist Emilio Pettoruti sowie Raul Soldi hervor. Die Arbeiten des Bildhauers Rogelio Yrurtia sind weithin bekannt.
Die argentinische Literatur, ursprünglich aus der spanischen Literatur hervorgegangen, nahm im 19. Jahrhundert einen deutlich nationalistischen Charakter an. Zu den herausragenden Werken gehören die Dichtung Fausto (1866) von Estanisláo del Campo, eine Gauchoversion der Faustlegende; Martín Fierro (1872), eine erzählende Dichtung über das Gaucholeben von José Hernández, die oftmals als das Nationalepos Argentiniens betrachtet wird, und schließlich der soziologische Essay Facundo (1845) von Domingo Faustino Sarmiento, eine Studie über das Landleben in der argentinischen Pampa.
Die argentinische Literatur des 20. Jahrhunderts brachte Werke hervor, die Weltruhm erlangten, darunter Don Segundo Sombra (1926; Das Buch vom Gaucho Sombra) von Ricardo Guiraldes; Rayuela (1963; Rayuela, Himmel-und-Hölle) von Julio Cortázar; El beso de la mujer araña (1976; Der Kuß der Spinnenfrau) von Manuel Puig, und die Geschichten von Ernesto Sábato. Eduardo Mallea, ein Romanschriftsteller, der existentialistische Themen behandelte, sowie Jorge Luis Borges, international bekannt für seine phantastischen Erzählungen, sind bedeutende zeitgenössische Schriftsteller. Zu den bekanntesten Lyrikern gehört Leopoldo Lugones, Verfasser symbolistischer und naturalistischer Verse. Zur Entwicklung des argentinischen Films siehe lateinamerikanischer Film.
4.4 Musik
Die wichtigsten Bestandteile der traditionellen argentinischen Musik sind Gaucho-Volkslieder und Volkstänze, Indiomusik aus den nördlichen Provinzen, europäisch beeinflusste und in kleinem Umfang afrikanische Musik. Der Tango, der in Buenos Aires entstand und weltweit ein beliebter Tanz wurde, ist möglicherweise Argentiniens berühmtester Beitrag zur modernen Musik. Astor Piazzolla, ein kreativer Tangokomponist und Liveinterpret des 20. Jahrhunderts, vereinigte Jazzelemente und klassische Einflüsse in seinen Arbeiten.
Sinfonien und Opern sind wichtige Bestandteile des kulturellen Lebens. Das Nationale Sinfonieorchester ist in Buenos Aires beheimatet, die Operntruppe der Stadt tritt im Colón-Theater (erbaut 1908) auf. Die Colón-Oper besitzt einen internationalen Ruf für hervorragende Leistungen. Führende Persönlichkeiten der klassischen Musik sind die drei Brüder José María Castro, Juan José Castro und Washington Castro. Alberto Williams, einer der bekanntesten argentinischen Komponisten, gründete das Konservatorium von Buenos Aires. Weltweite Anerkennung erhielten Alberto Ginasteras Sinfonien, Operetten, Ballette und seine Kompositionen für Klavier.
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