Abends erreichten wir den Washpool Nationalpark zwischen Glen Innes und Grafton. Dieser Park ist ein riesiger Staatswald am Hauptkamm der Great Dividing Range und bildet mit seiner üppigen Vegetation eine Wetterscheide. Die meisten Regenwolken, die vom Südpazifik landeinwärts ziehen, bleiben an dieser Bergkette 'hängen', sodaß nur wenig Feuchtigkeit ins Landesinnere dringen kann.
In diesem Gebiet haben wir auch die erste größere Gruppe Känguruhs gesehen. Da sie hier im Weideland gnadenlos gejagt werden, sind diese Tiere sehr scheu. Wir kamen nicht näher als 150 Meter an sie heran. Dennoch war dies ein großartiges Erlebnis. Nächsten Morgen beschlossen wir, an die Pazifikküste auszuweichen, weil die Fahrt auf den Bergstraßen bei diesem Benzinverbrauch einfach zu teuer wurde.
Der New England Highway führte uns in östlicher Richtung, anfangs über eine steil abfallende Bergstraße ins Tal des Clarence River. Aufgrund der höheren Luftfeuchtigkeit auf dieser Seite der Bergkette, wuchert tropischer Regenwald die Hänge hinauf und man hat den Eindruck, daß sich die Straße nur mühsam der herandrängenden Vegetation erwehren kann. Am Talboden gedeiht Zuckerrohr in großen Mengen.
Um diese Zeit, Anfang November, ist in Australien Frühsommer. Die überwältigende Blütenpracht dieser Tage ist ein Anblick, dem sich auch ein Nicht-Botaniker nur schwer entziehen kann. Auch in Grafton, einer 21.000 Einwohner zählenden Stadt am Clarence River, blühten die vielen Jacarandabäume entlang der breiten Straßen. Diese Bäume mit ihren kräftig blauen Blättern verströmen einen unbeschreiblich wohlriechenden Duft, der die ganze Stadt einhüllt. Ende Oktober bis Anfang November findet hier regelmäßig das in ganz New South Wales bekannte 'Jacaranda Festival' statt. Ursprünglich war Grafton eine Goldgräbersiedlung, im Oberlauf des Clarence River war man auf das Edelmetall gestoßen.
Etwa 140 km nördlich von Grafton erreichten wir den Ort Ballina, einen kleinen Fischereihafen direkt am Pacific Highway. Dort sahen wir nicht unerwartet aber doch plötzlich den mit Schaumkronen geschmückten, azurblau bis türkis schimmernden Pazifischen (oder stillen) Ozean, der am Horizont mit dem Blau des Himmels zu verschmelzen schien. Der Anblick der sich an der selben Stelle an Land bot, läßt sich unmöglich genauso poetisch beschreiben. Ein dicht besiedelter Landstrich, durchschnitten von einer stark frequentierten Schnellstraße. Diese wenig einladende Landschaft begleitete uns noch bis wir in Coolangatta New South Wales verließen und die Grenze von Queensland passierten.
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