Tucholsky wollte mit seinen satirischen und \"bissigen\" Texten die Menschen zum Nachdenken und zum Überdenken ihrer eigenen Situation anregen.
Tucholsky beschäftigte sich in seinen Texten viel mit dem 1.Weltkrieg und mit dem Nationalsozialismus. Gerade in dieser Zeit war es für einen Schriftsteller gefährlich, sich in so satirischer und sarkastischer Weise mit diesen Themen, besonders dem Nationalsozialismus, auseinanderzusetzen. Er scheute auch nicht davor zurück, einflußreiche Personen direkt mit seinen Texten \"anzugreifen\", wie es z.B. der Text \"Joebbels\" von 1931 zeigt, in dem er direkt gegen Joseph Goebbels \"vorgeht\".
Aufgrund dieser für seine Zeit sehr kritischen Text wurde er von den Nationalsozialisten verbannt und seine Bücher wurden verbrannt.
Die Meinungen über Tucholsky gingen weit auseinander. Manche liebten seine Werke, andere haßten sie. Bei der Bücherverbrennung am 12.05.1933 wurden Tucholsky\'s Werke mit dem Satz \"Gegen Frechheit und Anmaßung, für Achtung und Ehrfurcht vor dem unsterblichen deutschen Volksgeist !\" verbrannt. Am 23.08.1933 entschied der Reichsminister des Inneren die Ausbürgerung Tucholskys.
Der Vorstand des \"Börsenvereins der deutschen Buchhändler\" erließ nun die Weisung an alle Buchhändler, Tucholskys Werke (und die der 11 anderen Schriftsteller, deren Werke verbrannt worden waren) sofort aus den Regalen zu nehmen. Es wurde eine gründliche Säuberung des Buchbestandes der letzten 15 Jahre angeordnet. Das gesamte deutsche und antideutsche Schriftgut sollte auf das Vorkommen dieser Schriftsteller überprüft werden.
Viele Menschen waren gegen Tucholsky und seine Werke. Alfred Rosenberg schrieb 1927, daß Tucholsky gleich unter 5 Namen (seinen Pseudonymen) gegen den Patriotismus kämpfte. Rosenberg sagte, Tucholsky, bzw. sein Pseudonym Ignaz Wrobel, müsse sofort inhaftiert werden, um \"auf andere Gedanken zu kommen\". Auch bei Alexej Tolstoi hatte Tucholsky eine schlechte \"Stellung\". Tolstoi sagte, Tucholsky könne \"der Heine des 20.Jahrhunderts\" werden.
Josef Nadler war der nächste, der sich gegen Tucholsky wandte: Er meinte, daß noch nie ein Volk jemals so geschmäht worden sei wie das deutsche durch Tucholsky.
Golo Mann erklärte, daß es Tucholsky an Takt, Bescheidenheit und an Schöpferkraft fehle und das es in den 20er Jahren eher zu viele von Tucholskys \"Art\" gegeben habe.
Es gab aber auch Menschen, die Tucholsky und seine Werke sehr zu schätzen wissen, wie z.B. Wilhelm Herzog. Dieser sagte 1936, daß Tucholsky ein Schriftsteller mit ungewöhnlicher Begabung war. Tucholsky trug zu kritischer Vernunft mit überlegener Heiterkeit bei und bereicherte das Leben vieler Leser.
Auch Arnold Zweig äußerte sich positiv über Tucholsky: Er bezeichnete ihn als \"einen bezaubernden Schriftsteller\".
Für Ernst Rowohlt war Tucholsky einer der liebsten Autoren, der ein warmblütiger und in jedem Sinne menschlicher Freund gewesen sei.
Georg Grosz sagte über Tucholsky, daß dieser einer der wenigen war, die den wirklichen Berliner Witz verstanden und auch wirkliche Berliner Dialoge schreiben konnte.
1963 wurde überlegt, eine Straße nach Tucholsky zu benennen. Doch der CDU-Stadtverordnete Menges meinte, daß Tucholskys Werke auch heutzutage (also 1963) noch \"zersetzend in ihren Äußerungen\" seien und daß es \"eine Taktlosigkeit\" wäre, eine Straße nach ihm zu benennen.
Eine Äußerung, die meiner Meinung nach, wenn man die Zeit bedenkt, ein großes Kompliment an Tucholsky darstellt. Denn: immer noch regt der leicht untersetzte Mann aus Berlin auf und gibt all jenen, die es hören wollen, Möglichkeit Nachzudenken.
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