Wann die Prügelstrafe begonnen hatte, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Es gab immer etwas, wofür man züchtigungswürdig war.
Im Kindergarten mußte ich besser gekleidet sein als die anderen Kinder und durfte mich auch nur mit den Kindern aus den sogenannten "besseren Kreisen" anfreunden. Ich wurde zur Meisterschülerin. Wenn ich Einser nach Hause brachte, war ich Mamas gutes Kind und wurde vorgezeigt. Im Grunde war es Mamas Leistung. Mein Vater war nur eine Marionette, die bei uns wohnte, mit uns aß, im Nebenzimmer schlief und den ich "Papa" nannte. Wenn ihm die Drohungen und Streitigkeiten mit der Mutter zuviel wurden, stand er auf und ging. Die einzige Zärtlichkeit, die ich von meinen Eltern gesehen habe, war vor Zeugen, um ihr Eheglück zu demonstrieren. Nach der Volksschule ging ich ins Gymnasium, wo ich das einzige Arbeiterkind war. Ich wurde feige und ängstlich. Die Leute lobten mich, aber sie übersahen das freudlose, verängstigte Gesicht. Überall lauerte die Gefahr, jedes geglückte Abenteuer endete mit Schlägen. Das Schmerzgefühl blieb mir im Hals stecken, wenn sie mich packte und wahllos in mein Gesicht schlug bis ihre Hände und mein Gesicht blutig waren. Ich wurde übergewichtig und so zum Gespött der Klasse. Meine Mutter jedoch war glücklich, die Pubertätskrise war überwunden und ich wurde wieder Klassenbeste.
War meine Erziehung damit abgeschlossen?
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