Inhaltlich unterscheidet sich die Inszenierung von Horst Pühringer kaum von der Dürrenmatts. Doch wurden einige Änderungen am Text vorgenommen, und dieser gekürzt. Ebenso wurden Passagen aktualisiert und übersprungen. Ein Beispiel: Im Original heißt es, Goethe habe in Güllen übernachtet, Brahms ein Quartett komponiert. In der Neuauflage wurde diese Passage abgeändert. Nun heißt es Karl Moik hat in Güllen übernachtet und Hansi Hinterseer ein Liebeslied geschrieben. Solche Änderungen finden sich das ganze Stück hindurch. Ebenso wird die Szene in der der Gerichtsvollzieher auf die Bühne kommt ausgelassen. Dies ergibt sich durch die völlige Neuauflage. Aus dem Original, einer Tragikkomödie wurde ein Musiktheaterstück, dessen Titel auch von "Besuch der alten Dame" in der "schwarze Engel" umbenannt wurde. Dieser Titel ist ebenso passend, da der schwarze Engel als Zeichen für baldige Besserung anzusehen ist, doch diese ihren Preis verlangt. Ein unmoralisches Angebot stellt dieser Engel. Der wohlstandbringende Dämon, welcher dem Volk Reichtum für einen Mord verspricht. Tatsächlich hatte der Regisseur freie Hand was seine Interpretation des Stücks angeht. So kamen Lieder hinzu, teils Kompositionen von Jürgen Geißlbrecht, teils von anderen übernommen (Pink Floyd mit "money"), eine komplette Band übernahm die instrumentale Untermalung anstatt eines Gitarristen so wie beim Original. Die Liedertexte sind allesamt inhaltlich eng mit der Handlung auf der Bühne verknüpft: Anfangs feiern Bürgermeister, Lehrer, Arzt und Pfarrer den baldigen Wohlstand ausgelassen mit Sekt. Das dabei gesungene Lied heißt "Der Traum vom Reichtum". Das erste Lied das Claire Zachanassian zum Besten gibt heißt "Man kann alles kaufen". Es wird in der Szene gesungen, als der Bürgermeister im goldenen Apostel das Angebot (noch) ablehnt. In weiterer Folge werden weitere Lieder gesungen die den Momentanen Gefühlszustand gut untermalen. Besonders das Lied "mein Herz", welches Claire Zachanassian in der Peterschen Scheune nach ihrer Hochzeit mit ihrem neuen Liebhaber singt, zeigt, dass sie eigentlich in ihrem Inneren eine gebückte alte, Frau ist, welche immer nur nach außen hin im Licht stand, doch in Wirklichkeit schon lange eine nach Rache trachtende Person ist, welche nur noch einmal lieben möchte, so wie sie Ill geliebt hat. Doch bekanntlich ging diese Liebe ja zu Bruch und sie wurde zur Hure.
Eindrucksvoll auch der Lehrer, der betrunken von seinen alten Idealen singt und bemerkt, dass er gegen die Unmoral, die die Gier im Menschen hervorruft, nicht antreten kann.
"Zwei Frühlingsseelen" wird von Ill gesungen, als er sich schon mit seinem Schicksal abgefunden hat. Er erkennt die Ausweglosigkeit seiner Lage. Er ist im Begriff sich zu verabschieden und saugt die Eindrücke des Herbstes ein letztes Mal ein.
"Erste Wahl" ist für mich eines der eindruckvollsten Lieder im ganzen Stück. Es wird von Ills Frau gesungen. Sie, im neuen Nerz singt von den Vorteilen des neuen Wohlstandes. Zuletzt erklingt noch der Schlussmarsch, eine schräge Komposition, welche passend für die gespielte Szene ist. Es naht die Abstimmung gegen Alfred Ill.
Im Großen und Ganzen wurde das Stück sehr gut inszeniert, besonders die Hauptdarsteller glänzen durch schauspielerische Höchstleistungen, welche man ihnen im Schulalltag gar nicht zutrauen Würde. Ebenso ist die Maske, das Bühnenbild und der Ton sehr beeindruckend. Imponierend auch die Vertonung. Eine sehr gute Band und gute Sänger runden das Ganze zu einer wirklich kurzweiligen Aufführung ab. Ebenso die versteckten Anspielungen auf gewisse Politiker in unserem Land, die Scheinheiligkeit der Kirche und den sich im Alkohol Trost spendenden Lehrer kommen sehr gut zur Geltung. Doch wird für meine Geschmack doch etwas zu viel gesungen, auch wenn die Lieder wirklich gut sind, denke ich man hätte es doch mehr bei einem Sprechstück belassen können und hätte nicht jede Schlüsselszene musikalisch untermauern müssen. Doch gehört angemerkt, dass dieser Kritikpunkt nicht auf die Qualität
der Lieder und der Band zu verstehen ist sonder einfach das Original zu sehr abgeändert wurde.
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