Fremdsprachenunterricht, didaktische und methodische Durchführung von Unterricht, in dem in institutionellem Rahmen eine fremde Sprache gelehrt wird.
FREMDSPRACHENUNTERRICHT ALS EINE FORM DES SPRACHERWERBS
Der Fremdsprachenunterricht ist von anderen Formen des Spracherwerbs abzugrenzen: Fremdsprachenunterricht meint ausschließlich das Lehren bzw. Erlernen einer fremden Sprache, also einer Sprache, die nicht die Muttersprache des Lernenden ist, in einem institutionellen Rahmen (Schule, Hochschule, Sprachschule) - im Unterschied zum Zweitspracherwerb, also dem Erwerb einer fremden Sprache ohne institutionellen Rahmen. Man grenzt dabei den Fremdsprachenerwerb als "gesteuertes Lernen" vom Zweitspracherwerb als "ungesteuertem Erwerb" ab. Auch wird im strengen Sinn das so genannte "autodidaktische Sprachlernen", bei dem der Lernende sich eine fremde Sprache mit Hilfe von Lehrwerken, Hörmaterialien und/oder CD-ROMs selbst aneignet, nicht als Fremdsprachenunterricht verstanden.
Für den Fremdsprachenunterricht konzipiert der Lehrer oder eine ihm übergeordnete Instanz ein Konzept, wie der Unterricht verlaufen soll. Dazu werden einerseits die Lernziele bestimmt (also z. B. mündliche/schriftliche Kommunikationsfähigkeit in der fremden Sprache, Einsicht in grammatische Strukturen, Fähigkeit, sich mit fremdsprachlicher Literatur auseinander zu setzen etc.), andererseits muss aber auch die Zielgruppe genau studiert werden, um ein geeignetes Konzept zu entwickeln. Dabei ist die Gruppengröße, aber auch die Gruppenstruktur (Alter, Geschlecht, Zielvorstellungen, Erfahrungen mit fremden Sprachen, Nationalität etc.) zu beachten. Der Lehrer oder die übergeordnete Instanz trifft Entscheidungen bezüglich des Lehrwerks, der Leistungskontrolle (z. B. Klausur und mündliche Mitarbeit) und der Unterrichtsmethode. Diese ist häufig von den organisatorischen Rahmenbedingungen, also der Größe und technischen Ausstattung der Räumlichkeiten, abhängig. Der Fremdsprachenlehrer bedarf einer gründlichen Ausbildung, die sowohl Fremdsprachendidaktik und -methodik als auch eine sprachwissenschaftliche Ausbildung umfasst.
ENTWICKLUNG DES FREMDSPRACHENUNTERRICHTS
Der systematische Fremdsprachenunterricht hatte seine Anfänge in Europa zu Beginn des 19. Jahrhunderts; die unterrichteten Sprachen waren Latein und Griechisch (siehe altsprachlicher Unterricht). Ziel war dabei nicht die Kommunikationsfähigkeit, sondern die Befähigung zum Studium altphilologischer Texte. Erst mit dem Wandel des Bildungsideals im 20. Jahrhundert und dem wachsenden Bewusstsein dafür, dass in vielen Bereichen - wie etwa Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur - die Kenntnis moderner Fremdsprachen unabdingbar ist für Zusammenarbeit, Fortschritt, Wachstum etc., wurden zunehmend auch lebende Fremdsprachen gelehrt.
Fremdsprachenunterricht heute beschränkt sich - idealerweise - nicht mehr auf stures Lernen von Vokabeln und Formen, sondern sucht zugleich mit der fremden Sprache auch Einblicke in die fremde Kultur zu vermitteln. Neben die alten Lehrinhalte Grammatik und Wortbildung, Orthographie, Schriftsystem und Wortschatz treten nun vor allem auch Lehrinhalte wie Aussprache, Hörverstehen sowie Landes- und Kulturkunde. Zudem rückt der Lernende in das Zentrum des Interesses. Seine Bedürfnisse sind aus dem modernen Fremdsprachenunterricht nicht mehr wegzudenken. In Deutschland erlernen alle Schüler in der Sekundarstufe mindestens eine Fremdsprache (meist Englisch), am Gymnasium mindestens eine zweite Fremdsprache (neben Englisch meist Französisch).
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