Das "Glashüttenmärchen" Und Pippa tanzt!, uraufgeführt am 19.1.1906 am Lessing-Theater Berlin, wurde im Herbst 1905 in nur wenigen Wochen niedergeschrieben.
Eigentliche Märchenmotive fehlen oder werden nur ironisch zitiert. Dennoch erlebt der Leser das Geschehen des II.-IV. Akts als Märchenhaft oder mythisch. Die Wirklichkeit selbst wird zu Märchen, weil sie auf eine bestimmte Weise angeschaut wird.
Bei alledem ist nicht zu übersehen, daß Hauptmanns Umgang mit Zeit, Raum, Handlung auch in diesem seinem modernsten Drama den Grundgesetzen der dramatischen Tradition treu bleibt.
Unmittelbar nach Pippas erstem Auftreten läßt der Doktor sie aus seinem Champagnerglas trinken. Die gestische Zuordnung wird sogleich verbalisiert. "Schlanke Winde! Schlanke Winde! Auch eine Venezianerin!", sagt der Doktor.
Huhn zerbricht ein Glas im selben Moment, in dem Pippa stirbt.
Wolle man eine entsprechende Sichtweise auf das Glashüttenmärchen anwenden, so käme man auf mindesten vier Personen, deren Wünsche, Ängste, Vorstellungen im dramatischen Geschehen Gestalt annehmen. Es sind dies in erster Linie Hellriegel und Wann, in zweiter der Direktor und Huhn.
|