EFFI BRIEST
Die siebzehnjährige Effi, Tochter des Ritterschaftsrats von Briest auf Hohen-Cremmen, heiratet auf das Betreiben ihrer Eltern hin, den fast doppelt so alten Landrat Baron von Innstetten und folgt ihm in sein Haus im hinterpommerschen Kessin. Der Ehe des unerfahrenen und lebensfrohen Mädchens mit dem prinzipientreuen und korrekten, doch hölzernen Innstetten fehlt die Liebe, und die neue Umgebung macht der phantasiebegabten Effi Angst: allerlei Spukgeschichten ranken sich um ihr neues Zuhause und ihr Mann gibt sich auch nicht viel Mühe ihre Ängste zu zerstreuen. Es scheint im Gegenteil so, als wolle er sie dadurch noch fester an sich binden.
Das gesellschaftliche Leben in Kessin ist ihr langweilig, nur der Apotheker Alonzo Gieshübler, ein schüchterner, aber höflicher Schöngeist, schafft es ab und zu ihrem Leben ein paar Glanzlichter aufzusetzen. Selbst die Geburt der Tochter Annie beseitigt nicht Effis Gefühl der Einsamkeit an der Seite ihres wenig verständnisvollen Mannes.
Beinahe ohne eigenes Zutun geht sie eine Liebesbeziehung zu dem verheirateten Major Crampas ein, einem leichtsinnigen und gewandten "Damenmann\" und Prinzipienverächter. Effis Schuldgefühle lassen jedoch keine Leidenschaft aufkommen, und sie folgt bald darauf geradezu erleichtert ihrem Mann nach Berlin, der ins Ministerium berufen wurde.
Nach sechs Jahren ruhigen gemeinsamen Ehelebens findet Baron von Innstetten durch Zufall Crampas alte Briefe an Effi. Für ihn ist sein Lebensglück zerstört - nicht aufgrund verletzter Gefühle, sondern wegen seines vermeintlichen Ehrverlusts.
Die Pflicht, der Moralkodex seines Standes, die Gesellschaft gebieten ihm, gegen seinen eigenen Willen ohne Haß- oder Rachegefühle sich selbst und seine Familie zu ruinieren.
Der von Innstetten geforderte Crampas fällt im Duell, und Effi muß Mann und Kind verlassen. Auch das elterliche Haus bleibt ihr verschlossen, denn auch ihre Eltern haben nicht den Mut sich gegen die Gesellschaft zu stellen. So lebt sie zurückgezogen mit ihrer Bediensteten Roswitha in Berlin. Eine Begegnung mit ihrer Tochter Annie, die ihr auf Innstettens Betreiben hin fremd geworden ist, führt zum Zusammenbruch Effis. Die Todkranke darf, auf Bitten ihres Arztes hin, wieder nach Hohen-Cremmen heimkehren, und innerlich versöhnt, auch mit dem vereinsamten und verbitterten Innstetten, stirbt sie.
In der ohne Leidenschaft und Pathos erzählten Geschichte deutet Fontane mehr an, als er ausspricht. Das vermeintliche schicksalhafte Dilemma, in das Effi und Innstetten geraten, ist in ihren Charakteren und in den gesellschaftlichen Verhältnissen begründet. Die Frage nach Schuld bleibt offen.
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