Definition
Bei der textbezogenen Erörterung handelt es sich um die Stellungnahme zu einer Fragestellung, die sich direkt auf einen vorgegebenen Text bezieht. Dafür kommen sowohl Sachtexte, aber auch literarische Texte in Betracht.
Inhalt und Ziel
Die textbezogene Erörterung soll einen Sachverhalt, der sich aus einem Text ergibt, und ggf. den ihm zugrunde liegenden Argumentationsgang untersuchen und auf Plausibilität prüfen. Die literarische Erörterung geht zumeist von einer konkreten Fragestellung aus (\"Ist Götz von Berlichingen ein Held?\") und untersucht einen oder mehrere wichtige Teilaspekte, wobei die Aussagen des Textes für die Argumentation die entscheidende Rolle spielen. Man kann sich dabei ggf. der vom Autor vertretenen Meinung begründet anschließen oder eine andere vertreten, die man dann argumentativ gegenüberstellt. In diesem Falle trägt die textbezogene Erörterung dialektische Züge.
Arbeitsschritte
Zuerst muss der Text mehrmals gründlich gelesen werden. Unverständliche Begriffe werden mit Hilfe von Lexika oder Fachliteratur geklärt. Das Hintergrundwissen ist auch bei dieser Erörterungsform von großer Bedeutung. Nach dem Lesen sucht man die Schlüsselbegriffe des Textes, unterstreicht sie oder schreibt sie heraus. Daraus wird eine Stoffsammlung entwickelt, die die Grundlage für eine eigene Argumentation bildet, der man aber auch Aussagen des Textes gegenüberstellen kann.
In einem nächsten Schritt werden die für die Themenstellung relevanten Textaussagen zusammengefasst und stichwortartig herausgeschrieben. Hierbei muss besonders die Kernaussage beachtet werden, die das Zentrum des Textes darstellt. Danach wird der Text gegliedert. Ein Vergleich mit der eigenen gegliederten Stoffsammlung ist hilfreich; daraus ergeben sich dann Vergleich und Gegenüberstellung der Argumente des Autors mit den eigenen.
Aufbau
Auch diese Erörterungsform gliedert sich in Einleitung, Hauptteil und Schluss.
In der Einleitung werden der Autor, die Textart, der Titel, das Entstehungs- und Erscheinungsjahr und evtl. die Adressaten des Textes genannt. In wenigen Sätzen kann hier bereits auf die Kernaussage des Textes hingedeutet werden.
Zu Beginn des Hauptteils steht eine kurze Inhaltsangabe des Textes. Sodann wird anhand der herausgeschriebenen Schlüsselbegriffe der Gang der Argumentation dargestellt.
In einer Stellungnahme zu den einzelnen Aussagen des Autors bezieht man sich auf folgende Bereiche:
Darstellung der Argumente,
Wert der Beispiele,
Originalität,
Meinungen anderer Fachleute,
Grad der Objektivität,
sprachliche Angemessenheit.
Sind die Argumente im Einzelnen untersucht, kann man Aussagen über den logischen Aufbau des Gesamttextes machen und untersuchen, ob die sprachlichen Mittel geeignet sind, die Meinung des Autors deutlich zu machen. Die Wirkung der Sprache auf den Leser ist dabei in Betracht zu ziehen.
Nach der eingehenden Prüfung des Textes auf die Themenstellung hin (\"Themafrage\") kommt man nun zu einem abschließenden Urteil, ob man sich der Meinung des Autors anschließt, ihr teilweise zustimmt oder sie grundsätzlich ablehnt. Diese Entscheidung muss begründet werden und sich aus den Aussagen des Hauptteils logisch ergeben. Entscheidend ist, dass im eigenen Begründungszusammenhang kein logischer Bruch vorhanden ist. Bei einer literarischen Erörterung bringt der Schluss die begründete Antwort auf die in der Aufgabenstellung enthaltene Frage.
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