Sollen Heranwachsende durch Computer anstatt durch Lehrer
unterrichtet werden?
Gliederung
Einleitung: In der Erwachsenenbildung und für Heranwachsende in dünn
besiedelten Gebieten werden Computer eingesetzt, warum noch nicht
überall?
Hauptteil : Pro und Contra für den Computerunterricht
Leitthese : Computer haben gegenüber Lehrern einige Vorteile
These : Computer ermöglichen in dünn besiedelten Gebieten einen
Unterricht zu Hause
Argument: Schüler entfremden sich nicht von der Familie durch lange
Fahrzeiten oder Internatsaufenthalte
Argument: ein teurer Privatlehrer wird gespart
These : Computer sind auf Dauer günstiger als Lehrer
Argument: ein Computer braucht kein Gehalt und keine Rente, sondern nur die
Anschaffungs- und Wartungskosten
These : Computer erklären alles richtig
Argument: Computer machen keine Fehler, da sie von Fachleuten
programmiert wurden und keine schlechten Tage haben
These : Computerunterricht kann die Leistung genauer beurteilen
Argument: Schüler werden ständig am Bildschirm überprüft.
These : Computer unterrichten objektiv
Argument: Schüler leiden nicht unter Antipathie eines Lehrers
Argument: der Unterricht verläuft reibungsloser
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These : der Computer beurteilt die Leistung von Schülern genauer
Argument: die Leistung wird ständig bei jedem einzelnen Schüler abgefragt
Leitthese : Computer haben gegenüber Lehrern aber sehr viele Nachteile
These : der Computer kann nicht auf die Leistungsfähigkeit einer Klasse
oder eines Schülers eingehen
Argument: Computer können einer Klasse schwierige Themen nicht auf
verschiedene Art erklären oder sie unterschiedlich fördern
Argument: sie können nicht auf einzelne Schüler eingehen
Beispiel : an der Gesamtschule können Computer nicht unterrichten,
da der Unterschied im Leistungsniveau zwischen den einzelnen
Schülern zu groß ist
Argument: ein Direktunterricht über das Internet ist zwar individueller, spart
aber keine Lehrstellen ein
These : Computer können den Unterricht nicht so interessant gestalten
Argument: sie können nicht wie Lehrer je nach Unterrichtsituation
Allgemeinbildung oder Lebensweisheiten vermitteln
Argument: aktuelle Themen können nicht sofort in den Unterricht eingebaut
werden
Argument: Computer können zwar Rollenspiele und Gruppenarbeit anbieten,
aber nicht ins Geschehen eingreifen
These : Computer können keine soziale Kontakte fördern oder bei Problemen
helfen
Argument: sie können nicht bei Klassenkonflikten helfen und die
Klassengemeinschaft fördern
Argument: sie helfen nicht bei familiären Problemen
Argument: Lehrer können gesellschaftliche Kontakte durch Klassenfahrten und
Austausche fördern
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These : Computer können bei Ausfällen schlecht überbrückt werden.
Argument: Lehrer können bei Krankheit vertreten werden oder nach
Krankheiten den Unterricht schneller aufholen
Schluss : Lehrer sind für einen individuellen Unterricht für die Entwicklung
von heranwachsenden Menschen überall nötig. In dünn besiedelten
Gebieten sind sie allerdings nicht mehr bezahlbar
Sollen Heranwachsende durch Computer anstatt durch Lehrer
unterrichtet werden?
Es gibt immer mehr Computer in der Erwachsenenbildung, aber auf der ganzen Welt gibt es momentan nur fünf Schulen, an denen Kinder und Jugendliche mit Computern unterrichtet werden. Sie liegen meist in dünn besiedelten Gebieten, in denen der Weg zur nächsten Schule einerseits zu weit ist. Andererseits ist es aber auch zu teuer, für die wenigen Kinder, die dort leben, einen Lehrer einzustellen. Wie gut sind Computer für den Unterricht? Wäre es sinnvoll, sie überall einzuführen?
Wie soeben erwähnt, werden Lehrer in Gebieten mit einer geringen Bevölkerungsdichte heute durch Computer ersetzt, damit die Kinder in ihrer gewohnten Umgebung unterrichtet werden können. Oft liegen die Schulen so weit entfernt, dass Kinder lange Fahrten zur Schule antreten müssen oder sogar in einem Internat leben und unterrichtet werden müssen. Das bringt die Familien auseinander, da die Schüler wenig Zeit zu Hause verbringen und sich fremde Gewohnheiten aneignen. Wenn sie in einem Internat wohnen, entfremden sie sich manchmal aufgrund eines anderen Lebensstils in der Stadt sogar von ihren Dörfern. Einen teuren Privatlehrer können sich die Familien meist nicht leisten, so dass nur ein Computer den Unterricht zu Hause ermöglicht.
Es muss auch in Betracht gezogen werden, dass ein Computer nicht so teuer ist, da kein Gehalt und keinen Rente gezahlt werden müssen, sondern nur die Anschaffungskosten und die Kosten für die Reparaturen. Möglicherweise würde der Staat sogar nur Zuschüsse zahlen, da Computer auch privat genutzt werden können. An unserer Schule unterrichtet zum Beispiel ungefähr ein Lehrer zehn
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Schüler, was von den Kosten her viel höher ist als der Kauf und die Wartung von zehn Computern.
Computer unterrichten auch grundsätzlich fehlerfrei, da sie von mehreren Fachleuten programmiert werden, die ihre Programme auch gegenseitig überprüfen. Lehrer dagegen können nicht immer alles richtig machen, da ein Mensch nicht fehlerfrei arbeitet. Sie können schlechte Tage haben, so dass ihnen Fehler unterlaufen.
Der Computerunterricht ist nicht nur fehlerfrei, sondern auch objektiv und frei von Emotionen. Ein Lehrer dagegen entwickelt positive und negative Gefühle, die er nicht immer unterdrücken kann. Das kann im negativen Fall dazu führen, dass ein Schüler keine Anerkennung oder gute Noten mehr bekommt. Wenn sich diese Antipathie über einen langen Zeitraum hinzieht, kann der Schüler sehr darunter leiden. Im umgekehrten Fall können Schüler einen Lehrer aber auch so stark reizen, dass seine Nerven bloß liegen und er nicht mehr in der Lage ist, einen guten Unterricht abzuhalten. Darunter leiden dann die ganze Klasse und der Lehrer.
Auch eine Leistungsbeurteilung ist in einem computergesteuerten Unterricht sehr viel genauer. Jeder einzelne Schüler wird in seiner Leistung ständig überprüft, sodass viele Einzelnoten zu einem genauen Ergebnis führen. Lehrer sind dazu nicht in der Lage, weil sie oft 30 Schüler gleichzeitig unterrichten.
Auch wenn diese Vorteile, den Computer im Unterricht einzusetzen, nicht von der Hand zu weisen sind, überwiegen meiner Ansicht nach doch die Nachteile. Es ist beispielsweise momentan nicht möglich, Computer so zu programmieren, dass der Unterricht auf die Leistungsstärke einer Klasse oder sogar auf einzelne Schüler abgestimmt ist. Lehrer können dagegen einer leistungsschwachen Klasse beispielsweise durch kurze Wiederholungen, intensives Erklären des Stoffes oder Übungsaufgaben unter die Arme greifen. Genauso sind sie in der Lage, einer leistungsstarken schwerere Aufgaben zu stellen, so dass sich die Klasse im Unterricht nicht langweilt. Sie können sich sogar auf einzelne Schüler einstellen und diese motivieren, wenn sie sich unfähig fühlen. Wenn Schüler die unterschiedlichsten Fragen zum Unterrichtsstoff stellen, sind Lehrer zum Beispiel im Gegensatz zu Computern in der Lage sie zu beantworten.
Dieser individuelle Unterricht ist vor allem in der Gesamtschule gefragt, in der es sowohl leistungsstarke als auch -schwache Schüler gibt. In einer Computerschule kann der Unterricht nur auf ein bestimmtes Niveau eingestellt werden. Es werden vielleicht mehr oder weniger anspruchsvolle Programme für verschiedene Schultypen oder Förderkurse angeboten. Ein individueller Unterricht oder die Förderung der einzelnen Schüler sind jedoch nicht möglich.
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Auch ein direkt über das Internet ablaufender individueller Unterricht durch einen Lehrer würde keine Vorteile bringen. Aber auch hier wäre eine gewisse Anzahl an Lehrern nötig, da verschiedene Fächer unterrichtet werden müssen. Außerdem darf die Anzahl an Schülern, auf die der Lehrer am Bildschirm eingeben muss, nicht zu groß sein, da der Lehrer sonst überfordert wäre.
Ein Computer kann nicht so interessant unterrichten wie ein Lehrer. Der Computer vermittelt den Schülern mit Ausnahme von wenigen Auflockerungen nur den Stoff des Lehrplans. Lehrer können dagegen persönliche Erfahrungen oder aktuelle Themen, die auf die Klasse abgestimmt sind, in den Unterricht einbringen und ihre Schüler motivieren. Das fördert die Allgemeinbildung oder persönliche Entwicklung der Schüler. Lehrer können auch als Vorbild dienen, was Schüler motiviert, es ihnen nachzumachen. Persönliche Erfahrungen der Programmierer werden zwar auch in ein Computerprogramm eingegeben, sie sind aber nicht auf eine bestimmte Unterrichtssituation, eine Klasse oder auf einzelne Schüler abgestimmt.
Auch aktuelle Themen können nicht sofort in die Computerprogramme eingebaut werden. Zum Beispiel haben wir an unserer Schule nach dem 11. September 2001 sofort am nächsten Morgen über die Anschläge und ihre Hintergründe diskutiert. Mit einem Computer wäre das wohl nicht so schnell zu schaffen gewesen.
Eine weitere Möglichkeit für Lehrer den Unterricht abwechslungsreich zu gestalten besteht darin, Diskussionen, Rollenspiele und Gruppenarbeit durchzuführen und dann in das Geschehen einzugreifen. Auf einem Computer können im Prinzip auch mehrere Schüler an einem Rollenspiel teilnehmen, aber da keine persönliche Betreuung möglich ist, bekommen die Schüler kein Lob und keine Kritik und lernen nichts beim Spiel.
Computer können auch keine Konflikte der Schüler lösen oder Kontakte fördern. Für Heranwachsende ist es jedoch sehr wichtig, den Umgang mit ihren Mitmenschen zu lernen, um in der Gesellschaft zurecht zu kommen. Lehrer können im Gegensatz zu Computern bei Streitereien der Schüler untereinander helfen, indem sie mit den Parteien reden und mit ihnen klären, wie es zu dem Problem gekommen ist. Sie fördern dadurch die Klassengemeinschaft und die Kameradschaft. Wenn Kinder von anderen immer wieder geärgert werden, können Lehrer Schüler auch in andere Klassen versetzen, so dass der Leidtragende wieder ohne Angst zur Schule geht.
Manchmal helfen Lehrer Schülern sogar weiter, wenn sie große Probleme in der Familie haben, indem sie mit dem Schüler reden oder Adressen von Beratungsstellen nennen. Eine Maschine kann nicht auf diese Sorgen der Schüler eingehen.
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Aber Lehrer schlichten nicht nur Streitereien, sondern organisieren und betreuen auch Klassenfahrten und Austausche, bei denen Schüler ihre Klassenkameraden und Jugendliche aus anderen Ländern besser kennen lernen. Die Mitschüler können dann zum Beispiel feststellen, dass ein ruhiger Junge doch ganz interessante Gedanken haben kann oder wie Jugendliche in anderen Ländern leben.
Ein letzter Grund, sich gegen einen Computer als Lehrer zu entscheiden, ist die lange Ausfallzeit, zu der es kommt, wenn er defekt ist. Wenn ein Computer kaputt geht, dauert es lange, bis er repariert oder ein neuer gekauft worden ist. Lehrer dagegen können bei Krankheit durch ihre Kollegen vertreten werden. Außerdem können sie den Unterrichtsstoff in kurzer Zeit komprimiert nachholen. Ein Computer kann den Stoff nicht kürzen.
Ich bin der Meinung, dass Lehrer für den Unterricht von Kindern notwendig sind, da sie die Schüler viel individueller unterrichten. Sie können auf ihre Stärken und Schwächen sowohl in der Leistung als auch in ihrem Verhalten eingehen, und sie motivieren. Auch wenn die Kosten viel höher liegen als bei Einsatz von Computern, ist es wichtig, dass Kinder, die noch in der Entwicklung sind, den besten Unterricht bekommen. In dünn besiedelten Gebieten, werden die Kosten pro Schüler allerdings so groß, dass es hier notwendig ist, Computerschulen einzusetzen.
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