Hesse wählte nicht zufällig Indien als Schauplatz für seinen Roman "Siddhartha". Schon seit seiner frühesten Kindheit spielte dieses Land eine bedeutende Rolle in seinem Leben. Seine Mutter war dort geboren, sein Vater war dort lange als Missionar tätig, sein Großvater mütterlicherseits hatte die Länder Indiens bereist, ihre Sprachen gelernt, Wörterbücher und Grammatiken herausgegeben und das Neue Testament ins Malayalam übersetzt. Informationen über Indien gab es für den jungen Hesse in Form von Erzählungen von Eltern, Großeltern und durchreisenden Missionaren, die ihm bereits die Atmosphäre des Subkontinents spüren ließen.
In Siddhartha findet man beim Lesen einige Beziehungen auf die fernöstlichen Religionen. Viele Namen enthalten versteckte oder auch offensichtliche Hinweise auf indische Gottheiten.
Siddhartha ist beispielsweise der Name des Buddha. Entsprechend der Sitte indischer Adelsgeschlechter, sich nach Sehern zu benennen, führt er auch den Namen Gotama.
Kamala ist vermutlich eine Anspielung auch Kama, den indischen Liebesgott. Auf ihn bezieht sich auch der Name Kamaswami. Der zweite Teil des Namens, also "Swami" bedeutet soviel wie "Meister, Besitzer".
Warum Kamala von Hesse nach dem Liebesgott benannt wurde, ist sicher jedem verständlich. Immerhin wurde Siddhartha von ihr in die Liebeskunst eingeweiht. Bei Kamaswami war wahrscheinlich von Bedeutung, daß Siddhartha ohne ihn nie zu Kamala hätte gehen können, da er kein Geld für sie hatte. Kamaswami hatte den Suchenden also in der Hand, er war in gewisser Weise sein "Meister".
Vasudeva ist einer der Namen Krishnas. Dieser ist ein mythischer indischer König, und wiederum die achte irdische Erscheinungsform des Gottes Wischnu. Hier erkennt man abermals, daß Vasudeva eine entscheidende Rolle im Stück spielt. Er trägt einen der Namen des höchsten Gottes der hinduistischen Religion.
Es läßt sich also deutlich erkennen, daß Hesse beim Schreiben des Stücks viele Informationen aus dem Glauben einfließen ließ.
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