Rudolf Hartung hebt in seiner Rezension die Zeitkritik Martin Walsers stark hervor. "Kann uns", so fragt er, "ein junger Autor anderes als Kritisch-Polemisches über Bürgertum und Ehen einer Stadt zu sagen haben, für die er einen Decknamen wählt, um vielleicht den Vorwurf allzu genauer Porträtierung von vornherein abzubiegen?". Nein, denn Philippsburg ist nur das Modell einer Stadt und ihre Bewohner als Musterexemplare der modernen Gesellschaft gedacht.
Die Hauptschwäche dieses "vorzüglich geschriebenen satirischen Romans" liege aber darin, dass Walser dem Leser die Mühe, einen kritischen Standpunkt einzunehmen, so wie es in der Begründung des Hermann-Hesse-Preises heißt, gänzlich abnehme. Man habe es mit Figuren zu tun, die "von ihrem Schöpfer selbst schon ausgezeichnet exekutiert" würden.
Außerdem sei der Ausschnitt, den Walser dem Leser von der Philippsburger Gesellschaft gibt, zu eng. Auch klappe er die Figuren zu früh auf; der Leser wisse am Ende, was er schon gleich zu Beginn wusste: "Der Kulturbetrieb ist lächerlich und ziemlich korrupt, seine Funktionäre und die anderen Honorationen der Stadt sind ehrgeizig, dumm, eitel". Das alles seien Faktoren, die die Spannung minderten.
Die Philippsburger Persönlichkeiten habe Walser ziemlich krass dargestellt, nur dass diese Krassheit, laut Hartung, überhaupt nicht schockiere. Die Explosion bleibe bloß im Wasserglas, "das quirlt und sprudelt munter, aber unaufregend".
Bezüglich seines Helden Hans Beumann habe sich Walser nicht klar entschieden. Wird er auf der einen Seite als Fremdling und Ausgeschlossener eingeführt, der die Chance hat, mit dem verfremdeten Auge auf das Geschehen zu blicken und den Status des Nichtangepassten eindrucksvoll zu schildern, will Walser an Beumann auf der anderen Seite aufzeigen, wie schnell sich der faule Kulturbetrieb einen Neuankömmling zurechtbiegt. Eine, wie Hartung meint, unglaubwürdige Entwicklung, da der Held so ursprünglich nicht angelegt war.
Die grundlegende Problematik, so fasst er zusammen, liege darin, dass der Roman Walsers zwei einander sich widersprechende Intentionen verfolge. "Er stellt mit dem negativen Helden eine ,literarische' Figur auf die Bühne, und er will die heutige Gesellschaft kritisch-ironisch beleuchten". Wird die erste Intention im Laufe des Buches weitgehend preisgegeben, so schieße die Gesellschaftskritik zu kurz, weil sie sich bloß an der Oberfläche halte und von keinem "echten Problembewusstsein" getragen werde.
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