Roland Wiegenstein vergleicht Martin Walsers Buch mit einer Gerichtsverhandlung, einer Verhandlung über "feine Leute".
Walser, so meint er, ekle sich vor der Gesellschaft, genauer vor der "guten Gesellschaft". So ist sein Philippsburg ein "bitter treffendes Abbild bundesrepublikanischen Mittelmaßes" und sein Held erreicht sein Ziel, aufzusteigen in die oberen Sphären jener, die etwas zu gelten glauben. Hier begegnet uns auch schon die erste kritische Äußerung Wiegensteins. "Beumann hat es eigentlich schon nach hundert Seiten geschafft", so meint er, "obgleich sein Autor ihn aus Gründen literarischer Ökonomie weiter mitschleppt und ihm die letzten Weihen erst später zukommen lässt".
Die übrigen Seiten des Buches brauche Walser nämlich, um genüsslich und mit Scharfsinn die Gesellschaft zu exekutieren. Den "Angeklagten" Dr. Benrath, Cécile und Dr. Alwin, deren Fälle genau dargestellt und durchgespielt werden, gesellen sich viele Zeugen bei, "die nach der Prozeßordnung alle das Recht hätten, die Aussage zu verweigern, weil sie gezwungen sind, sich selbst zu belasten". Zu ihnen zählt Wiegenstein das Ehepaar Volkmann, den Zeitungsverleger Büsgen, und einige andere Figuren, die immer wieder auftauchen und damit die einzelnen Geschichten miteinander verbinden. Dieses gleichbleibende Personenverzeichnis sei aber, und hier schließt sich Wiegenstein Marcel Reich-Ranicki an, ein Hilfsmittel, das die Erzählungen nur mühsam verbinde. Es werde lediglich der Anschein geschaffen, dass mit den Ehen in Philippsburg ein Roman präsentiert werde.
Ähnlich verhält es sich laut Wiegenstein mit dem Zorn, den Walser für die "Angeklagten" empfindet. Selbst wenn mit immer neuen Anspielungen nachgeholfen werde, "so lange, wie man an dem Buch zu lesen hat, bleibt halt niemand zornig". Ein Moralstück, das nur Todsünden sieht, werde auf Dauer langweilig. "Walser hat mit jansenistischer Prüderie sein Buch so fest im Griff gehalten, daß es daran beinahe erstickt". Wenn jemand sich vornehme, ganz strikt bei der Sache zu bleiben, versteinere ihm die ganze Sache unter den Händen.
Es zeuge nichts eindringlicher, so Wiegensteins Resümee, von der deutschen Misere, als das "Scheitern eines Autors, der sie zu beschreiben unternahm".
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