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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Religiöse wurzeln von grimmelshausens weltsicht


1. Drama
2. Liebe

Der Weltbegriff, wie er in der Barockdichtung verstanden wird, hat seinen theologische Ursprung bei Paulus und Johannes und kam über die Kirchväter (Augustinus, Ambrosius und Hieronymus) in das christliche Weltverständnis. Welt werden bei diesen Kirchvätern die Ungläubigen und Gotteslästerer genannt. Welt ist hier nicht - und das ist wesentlich festzuhalten - das gesamte Leben und die irdische Welt als solche ... . So sehen wir, wie in der Mystik, vor allem aber in der spätmittelalterlichen Epik und Didaktik die Klage übe die Verderbnis der Welt das Leben schlechthin meint ... . In der großen Vinzenz von Beauvais, einem am Hof Ludwigs des Heiligen von Frankreich tätigen Dominikaner, zugeschriebenen Moralenzyclopädie ... wird ausgehend von Joh. 2 die Weltverachtung als notwendige Haltung jedes Christen gefordert, ohne daß "Welt" dabei auf eine bestimmte Form des Daseins begrenzt würde. Die Welt als solche schon ist trügerisch, und wer ihr vertraut, dem gibt sie keinen Halt, sonder den enttäuscht sie und bringt ihn, ohne daß er es merkt, zu Fall.
Am Ende des fünften Buches zitiert Simplicius aus den Schriften Antonio Guevaras, des Hofpredigers Karls V., der sich allerdings nicht an die Welt insgesamt, sondern nur an die Welt des kaiserlichen Hofes wendet: ... Behüt dich Gott, o Welt! Dann obwohl der Leib bei dir ein Zeitlang in der Erden liegen bleibt und verfaulet, so wird er doch am Jüngsten Tag wieder aufstehen und nach dem letzten Urteil mit der Seel ein ewiger Höllenbrand sein müssen. Alsdann wird die arme Seel sagen: Verflucht seist du, Wett! Weil ich durch dein Anstiften Gottes und meiner selbst vergessen und dir in aller Uppigkeit, Bosheit, Sünd und Schand die Tage meines Lebens gefolgt hab! Verflucht sei die Stund, in deren mich Gott erschuff! Verflucht sie der Tag, darin ich in dir, o arge böse Welt geborn bin! O ihr Berg, Hügel und Felsen, fallet auf mich vor dem grimmigen Zorn des Lamms, vor dem Angesicht dessen, de auf dem Stuhl sitzet! Ach wehe und aber wehe in Ewigkeit! Die Worte Guevaras bewogen Simplicius, dem Vorbild Kaiser Karls V., der im Alter von 56 Jahren abdankte und den Rest seiner Tage als Einsiedler im Kloster San Yuste (Spanien) verbrachte, zu folgen und in die Wildnis zu ziehen.
Das Leben des Heiligen, die er aus alten Legenden kannte, faszinierte Grimmelshausen. Das Leitbild des geradlinigen, tapferen und von Gott erfüllten Menschen ist de Maßstab, den er an menschliches Denken und Handeln anlegt.
Am Anfang und am Ende des Romans steht die Einsiedelei, die Abkehr von der Welt. Das Vorbild und die Lehrern des Einsiedlers prägen, wenn auch nicht auf Dauer, den jungen Simplicius, und am Ende des fünften Buches heißt es, daß er die Welt verließe und wieder ein Einsiedel ward. Doch auch in den Jahren seines abenteuerlich-wüsten Treibens in der Welt, welche die mittleren Bücher füllen und von den Einsiedlerszenen eingerahmt werden, erinnert er sich im Stadium äußerster Zerknirschung an die frommen Lehren seines Freundes und Vaters: Darbey fieng ich an, nach und nach mit Fressen und Saufen ein Epicurisch Leben zu führen, weil ich meines Einsiedlers Leben vergessen, und niemand hatte, der meine Jugend regierte, oder auf den ich sehen dorffte.
Den Brief den der Einsiedler hinterließ, beweißt, daß e ihn weniger auf die einsiedlerische Lebensform als auf christliche Lebenshaltung ankam. Es gibt auch skeptische Passagen im Roman, die jedoch nicht aus ihrem jeweiligen Textzusammenhang herausgelöst und als Meinung des Dichters angesehen werden dürfen. So kritisiert der Pfarrer den Einsiedler ´Simplicius` Vater, mit den Worten, daß er durch Lesung vieler Papistischer Bücher von dem Leben der Alten Eremiten, hierzu verleitet worden sei. Im 1. Kapitel der Continuatio stellt Simplicius ironisch fest, daß die Einsiedelei vielleicht doch nicht das Rechte sei: sie verführe zum Müßiggang, und damit diene er weder Gott noch den Menschen. Und er fragt sich, ob er nicht ein totes Glied der menschlichen Gesellschaft sei. Nicht aus freiem Entschluß, sondern erzwungen durch den Schiffbruch, nimmt er scheinbar endgültig das Leben eines Einsiedlers auf und weist das Angebot des holländischen Kapitäns, nach Europa zurückzukehren, mit den Worten zurück: Mein Gott! Wollt Ihr mich zeichen? Hier ist Fried, fort ist Krieg; hier weiß ich nichts von Hoffahrt, vom Geiz, vom Zorn, vom Neid, vom Eifer, von Falschheit, von Betrug, von allerhand Sorgen ... Und was das allerärgste, ist dieses, daß keine Besserung zu hoffen, indem jeder vermeinet, wann er nur zu acht Tag, wann´s wohl gerät, versöhne, er habe es als ein frommer Christ nit allein alles ausgerichtet, sondern Gott seie ihm noch darzu um solch laue Andacht viel schuldig. ... Nein, vor solchen Beginnen wolle mich Gott behüten.
Doch auch diese Weltabkehr war nicht endgültig für alle Zeiten. "Springinsfedl", der Titelheld einer der sogenanntn Simplicianischen Schriften, begegnet dem alten Simplicius in einer westfälischen Schenke. Abgemagert, mit einem Stelzfuß, erkennt ihn ein ehemaliger Dragoner, der mit ihm im selben Regiment gedient hatte, an seinem Geigenspiel wieder.

 
 

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