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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Rückkehr nach deutschland


1. Drama
2. Liebe

Brecht fliegt am nächsten Tag nach Paris. Am 5. November trifft er in Zürich
wieder mit Caspar Neher zusammen. In der Schweiz sucht er nach
Arbeitsmöglichkeiten; es gelingt, in Chur 1948 die von Neher und Brecht
bearbeitete und eingerichtete \"Antigone\" des So-phokles aufzuführen.
Brecht schreibt das \"Kleine Organen für das Theater\" und erlebt die
Uraufführung des \"Puntila\" am Züricher Schauspielhaus. Ende des Jahres
verhandelt er in Salzburg über eine Anstellung. Noch weiß Brecht nicht, in
welchem Teil des besetzten Deutsch-lands er sich niederlassen soll; aus
Ostberlin erhält er ein Angebot, dort seine Theater-Arbeit fortzusetzen;
eine Einreise in die amerikanische Besatzungszone wird nicht gestattet.
Brecht bemüht sich um die österreichische Staatsbürgerschaft, die er und
seine Frau nach langem Warten 1950 auch erhalten. Schon Ende 1948 reist er
kurz nach Ost-Berlin, wedle Arbeit an der ,Mutter Courage\" sofort begonnen
wird. In Zürich sucht er gemeinsam mit Helene Weigel Mitarbeiter für ein
geplantes \"Berliner En-semble\". Im Sommer 1949 beginnt die Arbeit des
Berliner Ensem-bles, die von der Regierung der DDR großzügig unterstützt
wird. In Berlin endlich findet Brecht alle Voraussetzungen für eine
Theaterarbeit, die der praktischen Verwirklichung seiner im Exil
ausgear-beiteten Theorie vom epischen Theater dient. Brecht bearbeitet den
\"Hofmeister\" von Lenz und veröffentlicht die \"Kalenderge-schichten\". Der
Verleger Peter Suhrkamp setzt die unterbrochene Reihe der \"Versuche\" mit
Heft 9 \"Mutter Courage und ihre Kinder\" fort.
Nach einer Probeaufführung der von Paul Dessau vertonten Oper \"Das Verhör
des Lukullus\" wird von der SED heftige Kritik geübt; Brecht arbeitet die
Oper um, die nun den Titel \"Die Verurteilung des Lukullus\" trägt.
Im Oktober 1951 wird Brecht der Nationalpreis 1. Klasse der DDR verliehen.
Er bearbeitet Shakespeares \"Coriolan\" und Anna Seghers\' \"Der Prozeß der

Jeane d\'Arc zu Ruoen 1431\"
Im Mai 1953 wird Brecht zum Präsidenten des PEN-Zentrums Ost und West
gewählt. Im Sommer desselben Jahres entsteht \"Turan-dot oder Der Kongreß der
Weißwäscher\".
Neben der Arbeit mit dem Berliner Ensemble, die zu den großartigsten
Theaterexperimenten der Welt gehört, und die zu verschiede-nen
Modellinszenierungen Brecht\'scher Stücke führt, reist Brecht auch ins
westliche Ausland. Während der Unruhen 1953 in der DDR gerät Brecht in einen
Konflikt zur Partei; er teilt in einem Tele-gramm aber seine Ergebenheit mit
und schließt sich damit der offi-ziellen Interpretation der Ereignisse als
gezielter Störaktionen und Provokationen durch den Westen an.
Im Januar 1954 wird Brecht in den künstlerischen Beirat des Mini-steriums
für Kultur berufen. Das Berliner Ensemble zieht in ein ei-genes Haus um, das
Theater am Schiffbauerdamm; zur Eröffnung wird die von Brecht neubearbeitete

Molière-Komödie \"Don Juan\" gespielt.
Brecht wird Vizepräsident der Deutschen Akademie der Künste und erhält in
Moskau im Mai 1955 den Stalin-Friedenspreis.
Kurz darauf beginnen die Arbeiten zum \"Courage-Film\" in den DEFA-Studios,
die jedoch bald wegen Meinungsverschiedenheiten zwischen Regisseur Staudte
und Brecht abgebrochen werden. Der Film wird erst fünf Jahre später

fertiggestellt.
Es wird viel darüber gemutmaßt, welches Verhältnis Brecht in seinen letzten
Jahren zur politischen Führung der DDR hatte. Je nach Standpunkt der Autoren
wird einmal jede Differenz geleugnet (DDR-Interpretation) oder ein
Widerspruch zwischen Brecht und den füh-renden SED-Politikern vermutet
(Westliche Interpretationen). Mög-lich wäre, daß Brecht sich für Ost-Berlin
entschieden hat, weil er als Marxist am Aufbau einer sozialistischen
Gesellschaft mitarbei-ten wollte. Belege dafür gibt es allerdings nicht.
Später hat er sich dann mehr oder minder zur DDR und ihrer politischen
Führung bekannt und verschiedentlich restaurative Tendenzen in der
Bundes-republik kritisiert. Sicher ist aber, daß Brecht in vielen Fragen
nicht mit der offiziellen Kulturpolitik der DDR übereinstimmte; inwieweit
ein Konflikt vorlag, kann freilich erst beantwortet werden, wenn das
umfangreiche Material aus dem Nachlaß ausgewertet ist, das ~ erst zu einem

Teil veröffentlicht wurde.
Brecht ist am 14 August 1956 achtundfünfzigjährig an einem Herzinfarkt
gestorben und wurde auf dem Dorotheenfriedhof in Berlin beigesetzt.

 
 

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