Jean-Baptiste Grenouille kommt 1738 am Fischmarkt in Paris zur Welt. Wie schon bei 4 Kindern zuvor nabelt die Mutter ab, legt das Kind, das sie ohnehin für eine Totgeburt hält, zu den Fischabfällen. Doch diesmal, aufgrund der Hitze, des Gestanks, oder was auch immer, wird sie ohnmächtig. Und die Totgeburt entpuppt sich als erstaunlich lebenskräftig - während die Mutter hingerichtet wird, versorgt ihn eine Amme.
Doch nicht für lange - denn keine Amme will ihn lange bei sich haben. Er würde sie aussaugen, mehr beanspruchen als andre - und: er röche nicht. Er röche nach gar nichts.
Sein Glück, daß er dann zu einer Amme kommt, der menschliches Empfinden fremd ist - und die keinen Geruchssinn hat. Denn Grenouille riecht zwar selbst nicht, dafür lebt er in der Welt der Gerüche. Was andere sehen, erschnuppert er, und sprechen lernt er nur durch die Nase. Dinge, die man nicht riechen kann, kann er nicht benennen, so bleibt seine Sprache auch zeitlebens sehr holprig.
Und er ist widerstandsfähig. Das zeigt sich, als er bei einem Gerber in die Lehre kommt. Endlich wieder in Paris, ein wahres Mekka an Gerüchen! Jeden Winkel dieser Stadt kennt er, jede Brise erschnuppert er. Und er schnüffelt auch bei den Parfümeuren herum, überzeugt davon, mit seiner Nase bessere Düfte produzieren zu können.
Die Gelegenheit dazu ergibt sich sogar - und auch wenn Baldini, der alte Parfümeur, der just an diesem Tag beschlossen hatte, sein Geschäft zu schließen, da er ohnehin selbst nichts erschaffen konnte, Grenouille eigentlich nur einen Denkzettel geben wollte, er solle nicht so überheblich sein - das Ergebnis ist mehr als nur erstaunlich. Und weil er weiß, welche Goldquelle er sich da ins Haus gefangen hat, läßt er ihn bei und für sich arabeiten. Grenouille mischt Essenzen, kreiert Parfums, Puder, erlernt den Prozeß des Destillierens - und ist erstaunt, daß er dadurch immer noch nicht alle Gerüche in einen Flakon bannen kann.
Nach einigen Lehrjahren läßt ihn sein Meister endlich ziehen, Richtung Grasse - denn dort, hat er gehört, kann man noch andere Möglichkeiten der Duftstoffgewinnung erlernen. Baldini atmet auf, als dieses Wesen endlich aus seinem Haus ist - denn egal, wieviel Geld er an ihm verdient hat, geheuer war ihm diese Kreatur nie.
Grenouille zieht los - und merkt, daß er von Menschen und ihren Ausdünstungen die Nase voll hat. Er zieht sich zurück auf einen Berg, in eine Höhle, die vor ihm, so sagt sein Riechkolben, noch nie von einem menschlichen Wesen bewohnt wurde. Sieben Jahre vegetiert er dort, berauscht sich an den Erinnerungen an die Geruchsperlen, die er in seinem Gedächtnis gespeichert hat.
Erst, als er beinahe an seiner Vorstellung ertrinkt, bemerkt er die größte Absonderlichkeit an sich selbst: seine absolute Geruchslosigkeit.
Er bricht auf, geht wieder unter Menschen, die dieses Ungeheuer aus dem Wald erschreckt - doch ein Adeliger, ein Forscher, nimmt sich seiner an, um an ihm eine neue Theorie zu beweisen. Grenouille versucht erstmals, einen Menschengeruch künstlich zu imitieren - mit dem größten Erfolg! Nun, da er das Geheimnis kennt, macht er sich auf nach Grasse, das Geheimnis zu erlernen.
Viel Lohn erhält er nicht von seiner neuen Meisterin, aber er lernt die vielen neuen Möglichkeiten kennen, Blüten ihren Duft zu rauben. Und er weiß nun auch, daß er auch den Duft von Menschen rauben kann. Er will ein Parfum erschaffen, so wunderbar, daß alle Menschen, denen er unter die Nase kommt, ihn nur noch lieben können...
Meine Meinung:
Das Parfum gehört ohne Zweifel zu den Büchern, die die Geister scheiden. Entweder man liebt es - oder kann überhaupt nichts damit anfangen. Ich gehöre zur ersten Kategorie.
Unzählige Male hatte ich es schon gelesen, wurde ich olfaktorisch in das Paris des 18. Jahrhunderts gelockt. Dachte, ich müsste mir die Nase zuhalten ob des Gestankes.
Faszinierend zu erfahren, welche Möglichkeiten es gibt, Blumen ihres Duftes zu berauben, ich sah es direkt vor mir!
Die Sprache paßt hervorragend dazu - gespreizt anmutend, antiquiert, verführerisch. Ein Punkt, den ich in diesem Zusammenhang besonders erwähnen möchte: Grenouille, der ja kaum der Sprache mächtig ist, wird oft zitiert, mit Worten, die seinem Sprachgebrauch kaum entsprechen können. Doch jedesmal wird darauf verwiesen, daß dies nur eine Zusammenfassung dessen wäre, was er da umständlich vor sich hin gestammelt hätte.
Ein Buch, das man immer und immer wieder lesen kann - ich hatte es diesmal als Hörbuch vorgelesen bekommen, eine sehr interessante Erfahrung, da ich diesmal keine Möglichkeit hatte, die Passagen, die etwas langatmig geraten sind (seine frühe Kindheit) einfach diagonal zu lesen.
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