Die, am 29. Oktober 1930 in Neuilly-sur-Seine (Paris), im Schoß eines alten Adelsgeschlechtes geborene Niki siedelte schon 3 Jahre nach ihrer Geburt mit ihren Eltern nach New York um und wuchs als Amerikanerin auf. Sie erhielt eine streng katholische Erziehung in einer amerikanischen Klosterschule.
Seit ihrem 18. Lebensjahr war sie ein begehrtes Fotomodell in Amerika, jedoch ging sie 1950 nach Frankreich zurück und arbeitet dort weiter als Fotomodell.
1950 heiratete sie ihren langjährigen Freund, den amerikanischen Schriftsteller Harry Mathews.
1951 bekommt sie von ihm ihre Tochter Laura.
Nach einen psychischen Zusammenbruch 1953 begann sie in der Nervenheilanstalt zu malen, um ihre Alpträume und Träume in Bilder umzusetzen.
1955 gebar sie ihr zweites Kind, ihren Sohn Philip, jedoch trennte sie sich noch im selben Jahr von ihrem Mann.
Nach der Trennung begegnete sie noch im selben Jahr dem Schweizer Metallkünstler Jean Tinguely und ging mit ihm eine enge Arbeits- und Lebensbeziehung ein.
Die mittlerweile autodidaktisch arbeitende Künstlerin wurde berühmt mit ihren Schießbildern. Gezielte Schüsse auf reliefartige Gipsassemblagen brachten die verborgenen Farbbeutel zur Explosion, die sich mit grellen Farbströmen über den fahlen Gips ergossen.
Die Schießbilder erregten Aufsehen und wurden ein großer Erfolg. Sie selbst sagte dazu: \"1961 schoss ich auf Papa, alle Männer, bedeutende Männer, dicke Männer, Männer, meinen Bruder, die Gesellschaft, die Kirche, den Konvent, die Schule, meine Familie und meine Mutter...\".
Diese Schießhappenings, wie sie sie nannte, waren die erste Befreiungsaktion Nikis von einem übergroßen Vater. Sie schoss zum Spaß, um zu sehen, wie das Bild blutete und starb. \"Anstatt Terrorist zu werden, wurde ich Terrorist der Kunst\", sagte sie.
Die Phase der Schießbilder ging 1964 dem Ende entgegen. Die Aggressionen waren ausgelebt.
Jetzt konnte Niki sich einem neuen Thema zuwenden. Bereits ab 1962 setzte sie sich auf ungewöhnliche Weise mit der Frauenrolle auseinander.
Und dann kamen die Nanas. Nana kommt aus dem französischen, ist umgangssprachlich und heißt Frau. Nanas sind lebensgroße oder überlebensgroße \"Puppen\" voller Sinnlichkeit, voll weiblicher unverhohlener Sexualität. Von der Form erinnern sie an prähistorische Fruchtbarkeitsfrauen.
Die ersten Figuren waren noch aus Draht und Stoff und diese wurden erstmals 1964 in Paris ausgestellt.
1966 folgte das erste Großprojekt für das Moderne Museum in Stockholm. \"Die größte Hure der Welt\" Hon, eine begehbare 27 Meter lange liegende Frauenfigur mit Eingang durch die Vagina, um ins Innere der Plastik zu gelangen. Sie war die Urmutter aller folgenden Nanas, die nun, monströs, heiter, poppig bemalt, provokant und empörend die Welt erobern sollten.
Mit ihrer Parole \"Nanas an die Macht\" griff Niki die in der Luft liegende Frauenbewegung auf.
Mittlerweile als überlebensgroße Polyesterfiguren gestaltet, wurden die Nanas in jeglicher Form - als Schmuckstücke, Parfümflakons, Plakatmotive- zum Symbol für weibliches Selbstbewusstsein und Stärke.
1969 hatte sie in Hannover eine ihrer ersten großen Einzelausstellungen.
Am 13. Juli 1971 heiraten sie ihren langjährigen Begleiter Jean Tinguely.
Im Lauf der 70er Jahre entstanden eine Reihe neuer Kreationen, die Großen Köpfe, die Paare, die alles verschlingenden Mütter, zwei Filme, ein Theaterstück und schließlich die Skinnies. Skinnies sind Transparentplastiken, die man auch in ihren Tarot-Garten in der Südtoskana wieder findet.
Der Tarot-Garten ist ein besonderer Garten, er ist erfüllt von Plastiken, die jeweils eine Figur aus dem Tarot darstellen. Die Arbeiten dazu begannen bereits 1978 und der Garten wurde 1996 für die Öffentlichkeit zugängig gemacht.
Während noch an der Vollendung des Gartens gearbeitet wurde, wandte sich Niki bereits kleineren persönlicheren Projekten zu.
Mit ihren fröhlichen, fast naiv wirkenden Zeichnung illustrierte sie ein sehr ernst gemeintes Aufklärungsbuch über Aids, da sie einen Freund und Mitarbeiter verloren hatte.
Endlich schrieb sie auch ihr Buch \"Mein Geheimnis\", in dem sie sich schonungslos mit dem traumatischen Erlebnissen in ihrer Kindheit auseinandersetzte. Sie wurde von ihrem Vater sexuelle missbraucht und ihre Mutter wollte das nie wahrhaben. (So erklärt sich auch ihr Hass gegenüber Männern, siehe Schießaktionen).
1994 zog sie wieder nach Amerika. Ihre Gesundheit war durch die gefährlichen Polyesterdämpfe sehr geschädigt. Sie zog nach Kalifornien, da dort das Klima milder war.
Acht Jahre später, also am 22.Mai 2002 starb sie dann in San Diego.
Ihre letzte große Werkserie widmete sie ihrem 1991 verstorbenen Mann Jean.
Vor ihrem Tod bedankte sie sich, so wörtlich, bei den Männern, den Bestien, die ihre Musen waren.
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