Nathan - Die Figuren und ihre Konstellation NATHAN - der reiche Kaufmann(mit weltoffenem Horizont) . seine kaufmännische Vernunft dominiert vor persönlichen Freundschaftsbeweisen, als er seinem Freund Al-Hafi in dessen Rolle als Schatzmeister Saladins keinen Kredit gewähren will (I.,3), seine Dankbarkeit für die Schonung des Tempelherrn durch Saladin lässt ihn diese Haltung jedoch ändern (III,7) . - die Weisheit des Kaufmanns . die Charaktereigenschaft der Weisheit wird ihm ausdrücklich zugeschrieben von Al-Hafi (I, 3 / II,2), Daja (II,6), Sittah (III,4), Saladin (III,5 / III,7) und dem Tempelherrn (III,10) und ist gemeinhin unumstritten . - der ERZIEHER: - Rechas . Übernahm die Vaterrolle von Recha. Gerät in Angstvolle Erregung als er von Brand des Hauses hört(I,1); ihre Gesundheit (I,1), ihre geistige Entwicklung (I,1+2)ihre Liebe z ihm und zu dem Tempelherrn (II,4+8) und ihre seelische Not (V,8) . Führt sie auf den richtigen Weg des vernunftvollen Denkens, durch überzeugende Argumente und Erregung ihres Mitgefühls vom "süßen Wahn" des übernatürlichen Wunder- und Engelsglaubens zur "süßeren Wahrheit" der natürlichen Wunder und des menschlichen Handelns (I,2). . Verdankt die erworbene Klugheit und Frommheit nicht den Büchern sondern allein ihrem Vater.
- des Tempelherrn . Führt in aus einer Haltung bloßer Pflicht- und Gehorsamsethik und bornierter Verachtung der Juden zur Einsicht der Zusammengehörigkeit der Menschen als "Menschen" und zum übergreifenden Denken "guter Menschen" und gewinnt ihn zum Freund(II,5) . Meint von der Brüderschaft mit Recha zu ahnen - Sultans Saladin . Wird von Nathan zu vertiefter Erkentniss geführt. Er regt ihn zum Nachdenken über den Unterschied zwischen Klugheit und Weisheit an (III,5), . findet, als er die Falle der verfänglichen Fragestellung ahnt, den klugen und weisen Ausweg der Gleichniserzählung (RINGPARABEL) . bewirkt mit ihr sowohl die betroffene Selbsterkenntnis des Sultans wie auch dessen Einsicht, dass keine der Religionen die Wahrheit als Besitz beanspruchen könne, dass sie sich deshalb über ihre historisch begründeten Unterschiede hinweg im praktischen Tun bewähren müssen. - die Weisheit der Erziehungsgespräche . In jeder der 3 Erziehungsgespräche zeigt sich Nathans "Weisheit" in praktischer Anwendung. . Er geht auf die Ausgangsposition der Gesprächspartner ein, setzt auf ihr Vernunft , provoziert zu eigenem Denken, gibt Denkhilfen, führt sie zu ihrem eigenen "guten Kern" - Nathans Glaube . Glaubt an die Existenz Gott und Wirken Gottes innerhalb der Naturgesetze und des Weltgeschehens . Der Begriff Mensch ist für ihn nicht nur eine bloße Gattungsbeziehung - Nathans Hintergrund . Nathans Weisheit ist nicht abstrakter Idealismus, sondern von erschütternder Schicksalserfahrung erwachsen. . Hat danach die Erziehung vom "Wahn" über die "Vernunft" zur Wahrheit an sich selbst erfahren. . Formulierte den Rat des Richters in der Ringparabel.
RECHA - Vorgeschichte . Rechas Mutter (starb nach der Geburt) war eine Schwester des Tempelritters Conrad von Stauffen und des Bruders Saladins, Assad(fiel im Kampf) . Nathan nahm sie als sein Kind an, erzog es in seinem Geist zu vernunftgeleitetem Denken und Menschlichkeit. . Hält sich für Nathans leibliche Tochter. die LERNENDE . Nach dem Brand des Hauses und der Rettung durch den Tempelherrn glaubt sie an einen Engel . Nathan weist sie darauf hin, dass dies das Wirken Gottes innerhalb der Naturgesetze und des Weltgeschehens ist. die WEITERGEBENDE . Dass Nathans Erziehung an ihr offenbar gelungen ist , sieht man an ihrem Auftreten ggü. Daja (III,1) und dem Tempelherr (III,2) sie ist die geistig Führende bei ihnen. . Sie habe ihr Wissen nicht von den Büchern, sondern alles ihrem Vater zu verdanken (V, 6).
. Fällt in eine tiefe Krise als sie erfährt dass Nathan nicht ihr leibl. Vater ist . Nachdem sie noch erfährt dass ihr Geliebter Tempelherr ihr Bruder ist, nimmt sie ihn nun als ihren Bruder an. . Sie verkörpert das äußere Zusammentreffen der Völker und Religionen auf dem palästinensischen Kriegsschauplatz. SULTAN SALADIN - Saladins Widersprüche . Saladins Verhalten zeigt eine Reihe von Widersprüchen. . Tempelritter brechen Waffenstillstand => . Nimmt 20 von ihnen gefangen und richtet sie alle hin, bis auf einen: den Tempelherrn Grund: Er habe Ähnlichkeit mit seinem Bruder Assad . Macht Al- Hafi zu seinem Schatzmeister . Beschenkt seine Schwester Sittah nach verlorenen/gewonnenen Schachspielen trotz leerer Kassen . Al Hafi muss für ihn um Geld betteln - Saladins ERZIEHUNG und BEWÄHRUNG . Nathans Gleichniserzählung (RINGPARABEL) befreit seinen "guten Kern" . Sie bewirkt bei ihm Betrfoffenheit, Erkenntnis und Erschütterung im Bewusstwerden seiner Unzugänglichkeit . Bietet dem "Juden" Nathan die Freundschaft an . Hat einen versöhnlichen Humer (IV,4 & V,8) SITTAH - weltkluge Hilfsbereitschaft . Saladins Schwester . Gibt Saladin Gelegenheit, sich auszusprechen bei seinen Problemen . Sehr intelligent (gute Schachzüge) . Will listigen Plane gegen Nathan vorbereiten . Ist eine statische, sich im Drama sich nicht verändernde Figur TEMPELHERR - Vorgeschichte . Sohn Assads . Ist zum Christentum übergetreten . Wolf von Firnek (deutscher Name) . Wuchse unter Adoptivnamen Curd vonn Stauffen auf . Wurde von Saladin festgenommen, jedoch nicht wie der Rest hingerichtet sondern begnadigt . =erste Erschütterung seines Selbstverständnisses . Rettet Recha vorm verbrennen - religiöser und nationaler Hochmut . Lehnt den Dank der "Juden" unberührt und kalt ab . Verhöhnt die im Dienst der Juden stehende Christin . Verachtet Andersgläubige und verbindet sich mit nationalem Hochmut des Deutschen . Doch als er den Auftrag bekommt...
- der gute Kern . ... den Sultan auszuspionieren, ihn gefangen zu nehmen oder sogar zu töten lehnt er ab. . Aus ritterlichem Stolz und aus Dankbarkeit gegenüber Saladin weist er zurück - Begegnung mit Nathan . Nathan: Nur die Schale sei Bitter /Der Kern nicht. . Nathan kommen sein Blick und sein Gang bekannt vor . Wird von ihm aus anfänglichen Verachtung der Juden zur Einsicht.. - Denken guter Menschen . Erziehung scheint gelungen, scheint auf dem Weg zu sein, mit neuer Erkenntnis eine neue Rolle der Indentität zu finden.
- Begegnung mit Recha . Verwirt durch erwachende Liebe - Gewissenskonflikt . Verrät dass er sich mit den Glaubens- und Keuschheitsregeln seines Ordens auseinanderzusetzen beginnt . Entflammte Liebe führt zu einer formalen Rückhaltung und zu fluchtartiger Verabschiedung. - noch oberflächliche Lösung . Schiebt die wirklichen Auseinandersetzungen mit seiner Vergangenheit von sich weg . Wirbt stürmisch um Recha - neue Verwirrung . Stürzt in neue Verwirrung, noch tiefere Verwirrung . Religionsübergreifendes Denken beginnt zu wanken - Begegnung mit dem Patriarchen . Zeigt neue Orientierung . Gefahr des Rückfalls in religiöses Gruppendenken, Intoleranz, fanatische Unduldsamkeit . Verrät seine Einsicht , suche eg seinen Rat eines erfahrenen Christen . Wird zurück gestoßen und beginnt neu zu lernen . Gibt Namen Nathans nicht preis . Geht zu Saladin - Begegnung mit Saladin . Saladin fragt nach Nathan=> reagiert frostig . Saladins wiederholte behutsam- bestimmte Zurechtweisung lehrt ihn . Beginnt sich an Saladins Bruder Assad zu orientieren - neue Einsicht . Neue Einsicht wirkt nach: Recha sieht Nathan als ihren geistigen Vater an . Will neue Entschlüsse fassen . Nathan widert frage nach der hand Rechas ab: es habe sich ein leiblicher Bruder Rechas gefunden . verliert Selbstbeherrschung - neue Krise . Recha bekennt ihr Herz gehöre allein ihrem Vater . Versteht dies als Absage der Liebe . Letzte Verwirrung: Er ist der Bruder Rechas . Nimmt sie als Schwester an trotz der Liebe . Nathan nimmt auch ihn als sein geistiges Kind an . Sieht sich nu als Glied einer großen Menschheitsfamilie PATRIARCH - kirchliche Machtpolitik . Bischof von Jerusalem mit Titel "Patriarch" . Ist eine intriganter Vertreter der kirchlichen Machtpolitik . Er will die Verlängerung des Waffenstillstands zw. Saladin und König Phillip vereiteln . Der Klosterbruder soll seien Anweisung nach den Tempelherrn dazu anstiften die Befestigungsanlagen des Sultans auszuspoinieren und den Sultan gefangen nehmen oder sogar ermorden. - dialektische Scheinargumentation . In dialektischer Paradoxie stellt er dem aufgeklärten Anspruch eines gottesverbündeten Vernunftdenkens den Machtansprucheiner gottesbegründeten kirchl. Hierarchie gegenüber . Die Anwendung dieser Unfehlbarkeitsbehauptung kirchlicher Machtpolitik auf den Einzelfall des Juden, entlarvt die dialektische Scheinargumentatin, der es nicht um Wahrheitsfindung im Pro und Contra geht und erst nicht um Argumente der Menschlichkeit - Einflussnahme auf die weltliche Macht . Er ist ein negativer Vertreter der christlichen Kirchenhierarchie und versucht die weltliche Macht für seine Ziele einzuspannen (Drohung an Saladin) . Ist die einzige Figur die ohne "guten Kern" dargestellt wird - Ideologie befangenes Machtdenken als ständige Bedrohung . Seine Intrigen sind zwar verteilt . Seine Verhalten wird von ironisch- satirischer Darstellung dem Spott komödienhafter Lächerlichkeit preisgegeben . Ist eine ständige ,gegenwärtige Bedrohung im Hintergrund des Geschehens DAJA - Vorgeschichte . Witwe eines ertrunkenen Kreuzfahrers. . Hat Recha als Kind wie eine Mutter gepflegt - Dajas ZWIESPALT . Leidet unter innerem Zwiespalt: anhängliche Verehrung Nathans und dem Wissen um ein Geheimnis ,das Rechas und ihr Gewissen belastet . Bestärkt Rechas Glauben von einem Engel gerettet worden zu sein . Hat während der Schocktherapie Nathans an Recha Angst - ihr Religionseifer . Besuch des TH öffnet doppelte Hoffnung in ihr . Bricht um Angst ihrer Erfüllung Nathans Geheimnis und erzählt Tempelherrn von ihrer christlichen Herkunft (TH ist verwirrt) . Der gute Kern der "gutenböse Daja" bleibt, beispielhaft abschreckend, von diesem letztlich negativ interpretierten Eifer überlagert . Gehört zu den - im Sinne religiöser Toleranz - nicht lernenden Figuren m Drama KLOSTERBRUDER - Vorgeschichte . Ehemals christlicher Kriegsknecht . Hat sich als frommer Einsiedler vom Weltgetriebe zurückgezogen . Wurde von Arabern vertrieben aber konnte wieder fliehen . Wird vom Patriarchen unter Ausnutzung als Werkzeug gebraucht - Gehorsam wider besserer Einsicht . Sol Tempelherrn aushorchen und anstiften den Palast des Sultans auszukundschaften und den Sultan gefangen zunehmen oder zu töten.
. Verabscheut innerlich den Auftrag . Den ratsuchenden Tempelherrn warnt er vor dem Machtanspruch der Kirce gegenüber dem Rittertum . Vertraut Nathan ihm vor 18 Jahren als Reitknecht ein kleines Christenkind anvertraut zu haben . Kehrt zum Patriarchen zurück aber berichtet nicht von der Begegnung mit Nathan AL HAFI - DERWISCH - der Zwiespalt des guten Menschen . Moslemischer Bettelmönch und Schachfreund Nathans . Kommt zu Nathan, und berichtet von seiner rfach paradoxen Situation und bittet um ein Darlehen für die leeren Kassen des Sultans . Ist zwiegeteilt im widerspruch des guten Menschen um Gutes zu tun - Freiheit der Bedürfnislosigkeit DAS BEZIEHUNGSGEFÜGE der FIGUREN (Hinweis Seite 91/92 - ständische Hierarchie auch des 18. Jahrhunderts - ausgelassen) Vertreter dreier Religionen im Personenverzeichnis Zusammentreffen von Vertretern der 3 großen monotheistischen Religionen: JUDEN MOSLEMS CHRISTEN Schauplatz = JERUSALEM ZEIT = Figuren wie (historischer) Saladin und Tempelherr deuten auf ZEIT der KREUZZÜGE hin FIGUREN - man erfährt direkt oder indirekt von ihrer Religionszugehörigkeit: JUDENTUM - Nathan, (Recha = eigentlich Christin) CHRISTENTUM - Daja, Tempelherr, Patriarch, Klosterbruder ISLAM - Derwisch, Saladin, Sittah, Emir, Mamelucken AUSGANGSSITUATION des Dramas: Konflikte zwischen den 3 Religionen - Christen kämpfen gegen Moslems, Juden werden von Moslems verachtet und unterdrückt sowie von Christen verfolgt oder gar ermordet. SCHLUSS: Vereinigung von Orient und Okzident - Versöhnung der 3 Religionen Schwerpunkt des Dramas liegt im Lernprozess der Hauptfiguren - Vertreter aller 3 Religionen sollen anderes Denken und Verhalten lernen - gedankliche Auseinandersetzung zwischen und in einzelnen Menschen - das Religionsthema wird zum Erziehungsthema - die HAUPTFIGUREN sind die beispielhaft Lernenden aller 3 Religionen NATHAN RECHA SALADIN TEMPELHERR - jeder von ihnen geht durch eine KRISE, eine Erschütterung seiner Identität - SCHLUSS: diese Figuren werden SINNFIGUREN der einen großen aufgeklärten MENSCHHEITSFAMILIE NATHAN als JUDE = geistiger Vater Rechas, des Tempelherrn und in gewissem Maße auch Saladins (also der (JUDEN), CHRISTEN und MOSLEMS) - er führt das dynamische Lerngeschehen im Drama an - JUDENTUM = CHRISTENTUM und ISLAM leiten sich aus jüdischen Traditionen her (vgl. AT in der BIBEL) SULTAN SALADIN = zugleich der im Aufklärungsprozess lernende absolute Monarch RECHA und TEMPELHERR = Hoffnungsträger einer neuen Generation (noch formbar) Spiegelungen des Religionsthemas in den Nebenfiguren - die übrigen Figuren spiegeln das Religions- und Erziehungsthema auf unterschiedliche Weise: CHRISTEN PATRIARCH - absoluter, negativer (aber nicht direkter) Gegenpol zum Erziehungsgeschehen - Vertreter eines intoleranten, intriganten kirchlichen Macht- Anspruchs über die Menschen - würgt den Dialog der Vernunft ab - steht für das beharrende, statische, dem lebendigen Kern der Religion entgegen gesetzte Prinzip - zwar nur Nebenrolle, aber Gefährlichkeit militanter Intoleranz, für die der P. steht, lauert weiter im Hintergrund DAJA und - "gemischte Charaktere" KLOSTERBRUDER - "guter Kern" wird sichtbar - Schritt zur befreienden Erkenntnis bleibt jedoch aus: - schwärmender Religionseifer DAJAS auch eine Form religiöser Intoleranz - KLOSTERBRUDER durchschaut die Intrigen kirchlicher Machtpolitik, lässt sich aber als Werkzeug eben dieser Intoleranz missbrauchen - KLOSTERBRUDER = GEGENBEISPIEl zu - TEMPELHERR, der sich mit Hilfe Nathans, Rechas und Saladins aus dem bloßen Pflicht- und Gehorsamsdenken zu lösen vermag - AL HAFI, der seine Einbindung in das Netz von Geld Macht "Knall auf Fall" zerreißt SITTAH - gehört ebenfalls zu den NEBENFIGUREN, die sich nicht entwickeln, nichts dazulernen - zwar realistisch-kritische Kritikerin der Versöhnungshoffnungen Saladins, erdenkt sich jedoch für den abhängigen Untertan Nathan die listige Falle AL HAFI - denkender "Mensch" wie Nathan = DERWISCH - ringt sich zu einer vernunftgeleiteten eigenverantwortlichen Entscheidung durch, indem er sich aus dem Weltgeschehen Zurückzieht (Armut und Weltabkehr) - scheidet bereits am Ende des 2. Aufzuges aus dem Geschehen aus - herausfordernde KONTRASTFIGUR zu SALADIN in seiner WELTGEBUNDENHEIT Funktionen der Figuren für den Geschehensablauf (Seite 94/95) ausgelassen Sinnbild für das verborgene Wirken der göttlichen Vorsehung (Seite 95) ausgelassen |