1. Mathilde Möhring wohnt zusammen mit ihrer Mutter in der Georgenstrasse 19, in der Nähe der berühmten Friedrichstrasse in Berlin. Wirt ihres, sowie vier weiterer Häuser, ist Rechnungsrat Schultze, der \"in der Gründerzeit mit dreihundert Talern spekuliert und in zwei Jahren ein Vermögen erworben hatte\". Der Familienvater, ehemaliger Buchhalter in einem Kleiderexportgeschäft, ist vor sieben Jahren im Alter von 40 Jahren gestorben. Zwei Bemerkungen zu diesem Ereignis prägen Mathilde. Eine stammt von einem Geistlichen, ihr Inhalt bleibt jedoch unbekannt. Noch stärker prägen sie die letzten Worte ihres Vaters: \"Mathilde, halte dich propper\". Da Möhrings arm sind, müssen sie ein Zimmer ihrer Wohnung vermieten. An Mathildes 17. Geburtstag erfolgt ein weiteres Erlebnis, welches sie stark prägt. Ein Kegelspieler bezeichnet sie als Gemmengesicht und \"von diesem Worte lebte sie seitdem\".
2. Ein Student liest das Angebot der Möhrings und mietet nach kurzer Bedenkzeit. -> S. 7
3. Der neue Mieter heissst Hugo Grossmann und ist Cand. Jur.. Er kommt sehr spät nach Hause und schläft am nächsten Tag bis in die Mittagsstunden. Hierdurch findet Mathilde ihre Vermutung, dass Hugo sein Studium nicht ernst nimmt, bestätigt. In einer Diskussion der Möhrings über den neuen Mieter bemerkt sie kritisch: \"Er ist bloss faul und hat kein Feuer im Leibe.\" Ihre Mutter hingegen findet, er sei \"eigentlich ein sehr hübscher Mensch\".
4. Ein gewisser Hans Rybinski besucht seinen Freund Grossmann, der, wie wir erfahren, aus Owinsk stammt. Grossmann\'s Mutter und seine Schwester scheinen ganz im Gegensatz zu Hugo, der viel liest, nichts von Kunst zu halten, sie zeigen \"keine Spur Verständnis für ein Buch oder ein Bild.\" Er ist erst kürzlich aus Owinsk zurückgekehrt, wo er seine Familie besucht hat, um gemeinsam mit ihnen um seinen im Alter von 60 Jahren verstorben Vater zu trauern. Dieser, ehemaliger Burgemeister von Owinsk, hat leider nicht das erwartete Vermögen hinterlassen, sondern lediglich eine Kiste mit unerwartetem Inhalt. -> S.19
Rybinski erzählt seinem Freund stolz, dass er in Schillers Stück \"Die Räuber\" als Kosinsky auftreten darf. Vergeblich versucht er, Grossmann zu überzeugen, den gleichen Weg wie er einzuschlagen, das Studium aufzugeben und sich in der Kunst zu engagieren. Er wirft ihm Bequemlichkeit und Schlapperei auf der ganzen Linie vor, selbst in der Liebe.
5. \"Die nächsten Tage vergingen ruhig. Am Vormittag hatte Hugo sein Repetitorium, dann ging er zu Tisch, dann nach Wilmersdorf; am Abend war er zu Haus, ... , und war alles in allem ein Muster von Solidität.\" Allerdings vernachlässigt er sein Studium zugunsten der Literatur. -> S. 25
Rybinski besucht Hugo erneut und schenkt ihm drei Theaterkarten für seine Vorstellung, einen Parquetplatz für Hugo und zwei Karten zweiten Ranges für Möhrings.
Am Tag von Rybinskis Auftritt lässt sich Grossmann den ganzen Tag nicht sehen, womit er der \"Begleitungsfrage klug entgangen war\". Während als auch nach der Vorstellung vermeidet er den Kontakt zu den Möhrings, was Mathilde beunruhigt. -> S. 32
6. \"Thilde beschäftigte sich mit seiner Haltung während des ganzen Abends und dieser nächtlichen Kneiperei, die ganz jenseits ihrer Berechnungen lag.\" Am nächsten Morgen bietet Hugo den Möhrings Theaterkarten von Rybinski für die nächste Woche an. Erstmals erfahren wir hier, dass Mathilde einen Plan entwickelt, wir wissen aber noch nicht, worauf dieser aus ist.
7. Die Aufführung Rybinskis können die Möhrings und Hugo nicht besuchen, da letzterer an den Masern erkrankt ist. Mutter Möhring ist wegen der Krankheit ihres Mieters, der nunmehr seit 6 Wochen bei ihnen untergebracht ist, sehr ängstlich, da sie keine Ahnung hat, was die Masern überhaupt sind. Ihre Tochter hingegen spricht von der Erkrankung als \"einer sehr guten Fügung\" und kümmert sich um Hugo -> S. 38
Der Arzt, welcher Hugo behandelt, macht seinen Patienten auf Mathildes Qualitäten als Frau aufmerksam. -> S. 39
Während Hugos Rekonvaleszenz liest Thilde ihm vor und kümmert sich auch sonst sehr zuvorkommend um ihren Untermieter, wodurch sie ihn für sich gewinnt. -> S. 40/41
8. Eine Woche vor Weihnachten steht für Hugo schliesslich fest, "dass Thilde die Frau sei, die für ihn passe.\" Auf seinen Heiratsantrag antwortet Mathilde zuerst nicht, willigt dann ein, allerdings unter der Bedingung, dass Hugo keine Rybisnkiwege geht. -> S. 42/43
Als Thilde ihrer Mutter von der Verlobung erzählt, ist diese vor allem des Geldes wegen geängstigt. Zur Verkündung der Heirat am 24. Dezember werden ein Vetter Hugos , Rybinski samt seiner Braut \"Bella\", und Schultze geladen. Ausserdem ist noch die alte Putzfrau Runtschen, ferner ihre Tochter Ulrike anwesend.
9. Zu diesem Anlass hält Hugos Vetter eine Rede. -> E S. 47 und 47/48
Am nächsten Morgen besucht die alte Runtschen Frau Leutnant Petermann und erzählt von der Feier. Ihr ist aufgefallen, dass Hugo nicht recht zufrieden aussah. Beide finden, dass es mit Hugo \"nicht ganz richtig ist.\" Thilde verfeinert ihren Plan. -> S. 53
Sie will Hugo eine Woche lang Vergnügungen gewähren und dann \"mit der Prosa herausrücken, unter Hinweis darauf, dass ohne Durchführung ihres Programms von Glück und Zufriedenheit und überhaupt von einem Zustandekommen ihrer Ehe gar keine Rede sein könne.\"
10. In der Flitterwoche spielt sie Hugo vor, sie hätte auch einen Sinn für die Freude und das süsse Nichtstun. Die beiden gehen jeden Tag aus und vergnügen sich, wobei die alte Möhring, ausser bei einem Abendessen mit Rybinski und seiner Braut, immer dabei ist. \"Ja, diese Ferienwoche! Thilde war wie nicht zum Wiedererkennen und schien eine Verschwenderin geworden.\" Hugo fällt auf Mathildes Schauspielerei rein. -> E S.55 Silvester feiern sie zu Hause mit dem Architekten und Ulrike. In der Silvesternacht sagt Mathilde zu ihrer Mutter: \"Wenn ich auch nich viel aus ihm mache, so viel doch, dass ich ihn heiraten kann und dass ich dir alle Monate was schicken kann und dass ich einen Titel habe.\" Am nächsten Morgen verlässt Hugo das Haus zum ersten Mal seit seiner Krankheit um spazieren zu gehen. Dabei denkt er über die neuen Entwicklungen nach. -> E S. 63
Mathilde erklärt ihm dann, dass das Vergnügen jetzt vorbei sei, und das er endlich sein Examen absolvieren müsse, um dann einen Beruf zu ergreifen und Geld zu verdienen. Um ihm beim Lernen zu helfen will sie ihn jeden Abend abfragen.
11. So motiviert sie Hugo sehr geschickt, so dass dieser \"mitunter so gut antwortete, dass Thilde ihre helle Freude hatte.\" und schliesslich das Referendarsexamen Ende März besteht. Zu Hause angekommen erzählt er vom Examen, später auch von seiner Heimat Owinsk, die er jeder Grossstadt vorzieht. Dadurch wird Mathildes Plan bestätigt: \"Was immer in ihr festgestanden hatte, dass Hugo in eine kleine Stadt und nicht in eine grosse gehöre, das stand ihr jetzt fester denn je.\" Hugo hat mit diesem Examen aber erst den ersten Teil des Studiums hinter sich: \"Er war nun Referendar, alles ganz gut, aber nun blieb noch der Assessor .\" Vor dem erneuten Repetieren fürchtet er sich und er überlegt, ob es nicht besser gewesen wäre, durchzufallen. "Musst es denn grade die Juristerei sein, die so gar nicht zu ihm passte, weil alles so steif und hölzern war. Rybisnki lebte doch auch." Viel lieber wäre er Bahnhofsinspektor, Schuppeninspizient oder Telegraphist. Entgegen Hugos Befürchtungen zwingt Thilde ihn allerdings nicht, das Assessor-Examen zu machen. Sie gestattet ihm eine Pause, liest ihm viel vor und geht jeden Vormittag in die Lesehalle für Frauen, wo sie Zeitungen liest. Dadurch erwirbt sie eine umfassende Kenntnis der Politszene, die ihr später noch zugute kommt. Eine Woche später findet sie eine Annonce für eine Burgemeisterstelle in Woldenstein (Westpreussen), worauf sie beschliesst, dass Hugo noch am selben Tag zwecks eines Vorstellungsgesprächs nach Woldenstein abreisen soll.
12. Am Johannistage feiern sie die Hochzeit, zu der auch Hugos Mutter und Schwester samt zwei Cousinen, Rybisnki mit einer neuen Braut und die Schmädicke eingeladen sind. Noch am selben Abend reisen sie nach Woldenstein ab. \"Weil sie aber vorhatten, die erste Nacht in Küstrin und die zweite Nacht in Bromberg zuzubringen, so nannten sie diese Fahrt doch ihre Hochzeitsreise.\" Am 26. Juni beziehen sie die Burgemeisterwohnung, Hugo tritt die Stelle als Burgemeister am 1. Juli an. Mathilde unterstützt Hugo in seinem Amt enorm, indem sie ihm diverse Vorschläge macht und ihn bei seiner Tätigkeit stets berät.
13. Bis auf den eminent wichtigen Landrat sind die meisten Personen Hugo gutgesinnt. Doch das Verhältnis zwischen Hugo und dem Landrat bessert sich, als in der \"Königsberger Hartungschen Zeitung\" ein Lobartikel auf eben diesen Landrat v. Schmuckern, der Hugo für dessen Autor hält, anlässlich der bevorstehenden Wahlen erscheint. In Wahrheit hat Thilde den Artikel eingereicht.
14. -> S. 91 In der Woche zwischen Weihnachten und Silvester wird kräftig gefeiert. Am Silvesterball knüpft Mathilde engere Kontakte zum Landrat, indes Hugo sich mit der Landrätin unterhält. Hugo erkältet sich nach dem Ball und \"fiebert furchtbar\". Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich, zumal er am nächsten Morgen mit der Landrätin Schlittschuhlaufen geht, während Thilde eine Schlittenfahrt mit dem polnischen Grafen Goschin unternimmt. \"Er war der reichste und angesehenste Mann der ganzen Gegend, Original und schon über siebzig.\" Da Hugo heftig hustet muss er bald nach Hause. "Als sie fortwaren, setzte sich der Graf neben die Landrätin und sagte: "Woldenstein kann sich nach einem neuen Bürgermeister umsehn."
15. Der Arzt diagnostiziert eine Lungenentzündung, erneut wird Thilde zur Krankenpflegerin. Sie erhält zwei Briefe, eine Vermählungsanzeige Rybinskis mit einer andern Frau und einen von der alten Möhring. In diesem Brief bedankt sie sich für das Paket von Mathilde und Hugo. -> S. 100 Sie unterzeichnet den Brief mit \"Adele Möhring, geb. Printz.\" Thilde\'s Mutter weiss von der Krankheit nichts, da ihre Tochter sie nicht informiert hat, um dem Gejammer der Alten zu entgehen. Sie scheint trotzdem etwas zu ahnen. -> S. 101 Mathilde misstraut Hugos Genesung Ende Februar zurecht, denn bald erleidet dieser einen Rückfall, den er nicht überlebt. -> S. 102 Hugos Tod ist das einzige Ereignis, welches uns erlaubt, die Erzählung zeitlich einzuordnen, da er in jenen Tagen stirbt, "als Bismarck ins Wanken kam", also im Frühjahr 1890.
Daraufhin schreibt Thilde an ihre Mutter von Hugos Tod und versichert ihr, bald nach Berlin zurückzukehren um für sie zu sorgen. Bis Jahresschluss erhält sie noch Hugos Gehalt und ab dem 1. April auch die Witwenpension. Die Stellung als Hausdame, die ihr der Graf Goschin in seinem Hause angeboten hat, lehnt sie ab.
16. Thilde kommt zu Hause an und unterhält sich mit ihrer Mutter. Dann "wollte sie nur allein sein und einen Augenblick andre Gedanken haben." -> E A. 108/9
17. Sie passt sich wieder in das Kleinbürgerleben ein, verbringt aber im Gegensatz zu früher den Tag nun alleine und richtet ihr eigenes Zimmer ein, welches die Möhrings nicht mehr vermieten. -> S. 110
Die Alte sähe ihre Tochter lieber als Hausdame denn als Lehrerin, da sie auf ein Erbe des alten Grafen hofft. Mit dieser Forderung verlangt sie von ihrer Tochter quasi die eheliche Prostitution, nur des Geldes wegen. Ausserdem will sie Thilde wieder verheiraten, was diese aber ablehnt, genau wie die Forderung, dass diese ihren Mädchennamen wieder aufnimmt. Dies zeigt deutlich, dass Thilde ihr Leben jetzt in die eigenen Hände nimmt und es nicht mehr von ihrer Mutter verplanen lässt. Sie besteht ihr Examen glänzend und tritt am 1. Oktober eine Stelle als Lehrerin an.
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