a) 1904 durchlebte HM eine kurze Krise, da die Wirkung der Kritik in seinen Werken ausblieb.
Sie endet mit neuen Denkansätzen und intensiver literarischer Produktion. Das erste Werk,
das deutlich den allmählichen geistigen Umwandlungsprozess von ästhetischer zu explizit
moralischer Bürgertumskritik zeigt, ist "Professor Unrat", wobei sich HM in der Figur des
Professor Unrats widerspiegelt. Dies zeigt den Objektivierungs - und Entwicklungsprozess
Manns. 1906 begann HM "Der Untertan" zu verfassen, in dem Teile vieler früherer Werke,
z.B. "Prof. Unrat", "Gretchen" zu erkennen sind.
b) Nach einer Ruhepause bis Frühjahr 1910, entwickelte HM ab Sommer 1910 neue Produktivität in bisher unerprobten literarischen und politischen Bereichen: Theater und politische Essayistik. Am Theater lernte er neue Lebenskreise kenne und versuchte Komödien zu schreiben, womit er den gewissen öffentlichen Erfolg hatte, den er als Romancier immer haben wollte.
Neben der Kritik an der deutschen Gesellschaft, schrieb HM auch mehrere politische Dramen mit der immer wiederkehrenden Geist - Macht - Problematik. Das erste und wichtigste Drama dieser Richtung ist "Madame Legros", mit der zentralen Thematik menschlicher Güte und spontaner Hilfsbereitschaft. 1918 erschien unmittelbar nach Kriegsende "Der Untertan", womit sein eigentliches politisches Wirken erst begann.
c) Die ökonomisch - politische Krise 1923 in Deutschland machte sich in HM´s Denken zunächst als radikale Enttäuschung bemerkbar. Er wandte sich verstärkt den großen Nachkriegsproblemen zu. Auch hatte er gute Beziehungen in alle Teile Frankreichs, über die er 1931 eine Sammlung von Essays veröffentlichte. HM kämpfte außerdem sehr stark für die Umgestaltung und Verbesserung der Deutschen Republik. Hierzu hielt er zahlreiche Reden, verfasste Zeitungsartikel usw. Des weiteren nahm HM die Probleme der verarmten Bürger sehr ernst, weshalb er auch eine Reihe von Essays darüber veröffentlichte. Ab 1923 widmete er sich vorübergehend dem Varieté. Er schrieb das Lustspiel "Das gastliche Haus" und die Novelle "Bibi", die jeweils mit großem Erfolg aufgeführt wurden. Mit solchen Stücken sprach er auch immer wieder den erzieherischen Mißstand der dt. Jugend an. Seit 1925 beschäftigte sich HM mit dem Roman "Mutter Marie", der eine Mischung aus Gesellschaftskritik, psychologischer Problematik und der "Story einer Sensationsgeschichte" darstellt. Mit diesem Roman versuchte er den Moralismus zu betonen. 1932 stellt HM den Roman "Ein ernstes Leben" fertig. Darin schreibt er die Geschichte seiner späteren Frau Nelly Kröger nieder, die einen harten Existenzkampf als Bardame am Kurfürstendamm zu bewältigen hatte. Nach diesem Roman, in den letzten Jahren der Republik, beteiligte sich HM verstärkt am Abwehrkampf gegen den Nationalsozialismus, für die Erhaltung der Demokratie und Öffentlichkeit. In einigen großen, die Widerstandskraft beschwörenden Essays 1931/32 analysierte er noch einmal auf geschichts - philosophischem Fundament die historische Entwicklung zu Irrationalismus, Nationalismus, Faschismus in Deutschland, zum Beispiel in "Die deutsche Entscheidung".
|