Javier Mariás wurde am 20.09.1951 in Madrid geboren. Sein Vater, Julian Mariás, ist ein bekannter spanischer Philosoph. Javier selbst gilt als einer der interessantesten und bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller Spaniens. Er hat zahlreiche Romane veröffentlicht (sein neuester trägt den Titel "Morgen in der Schlacht denk an mich"), für die er nicht nur in Spanien mehrfach ausgezeichnet worden ist. Mariás ist außerdem auch als erfolgreicher Übersetzer aus dem Englischen tätig.
Der Roman "Mein Herz so weiß" wurde in der Ich-Form geschrieben. Seine Handlung spielt in der heutigen Zeit, wahrscheinlich in den späten 80er-Jahren, vor internationaler Kulisse und handelt mehr von zwischenmenschlichen Beziehungen als von der Aufdeckung eines Geheimnisses, wie die kurze Zusammenfassung am Bucheinband meinen läßt.
Der Roman beginnt mit einem Pistolenschuß: Kurz nach der Rückkehr von ihrer Hochzeitsreise steht Teresa Aguilera vom Eßtisch auf, geht ins Badezimmer und erschießt sich mit der Pistole ihres Vaters. Die Familie ist fassungslos, noch dazu, wo der Bräutigam, der Kunsthistoriker Ranz, bald nach dem Freitod seiner bereits zweiten Frau deren jüngere Schwester Juana heiratet.
40 Jahre später hat nun auch der Sohn von Juana und Ranz, der Protagonist und Erzähler, ein spanischer Dolmetscher, seine Kollegin Luisa geheiratet. Schon seit der Hochzeit lebt dieser Juan in der Vorahnung irgendeiner Katastrophe, die da kommen wird. Auf der Hochzeitsreise verbringt das junge Paar einige Nächte in einem Hotel in Havanna auf Kuba. Unfreiwillig werden die beiden Zeugen eines Gesprächs im Nebenzimmer und hören mit an, wie eine Frau ihren Geliebten auffordert, seine Gattin umzubringen.
In den folgenden Monaten erfahren Juan und Luisa durch Freunde von Ranz Stück für Stück von den ungewöhnlichen Todesursachen der zwei toten Frauen, die jener schon hatte. Obwohl all diese Erzählungen ungenau sind, versucht Juan nicht, mehr darüber zu erfahren, sondern eher, sich der Wahrheit zu entziehen. Es ist Luisa, die in der Vergangenheit gräbt, und schließlich wegen ihres guten Verhältnisses zu Ranz auch herausfindet, was wirklich geschah. Am Ende erfährt Juan als nicht bemerkter, unabsichtlich-absichtlicher Lauscher in seiner eigenen Wohnung aus Ranz' Mund die Wahrheit: Er tötete seine erste Frau, um Teresa heiraten zu können. Die aber ertrug den Gedanken nicht, Ranz unabsichtlich dazu angestiftet zu haben, und beging Selbstmord.
Javier Mariás erzählt in "Mein Herz so weiß" weit mehr als diese spannende Rahmengeschichte. Er versammelt Personen und Geschehnisse, die manchmal tragisch, manchmal komisch, manchmal bitter und manchmal süß sind. Ich denke, daß das, was er uns zwischen seinen Sätzen, die sich fast alle über viel Zeilen hin erstrecken, aber dennoch gar nicht schwer zu verstehen sind, sagen will, ist, daß wir niemals die Macht der Worte unterschätzen sollten. Denn Ohren haben keine schützenden Lider, so wie die Augen. Sie sind der Welt und ihrer Wahrnehmung schutzlos ausgeliefert, "sie können sich nicht hüten vor dem, was man ahnt, das man zu hören bekommen wird, immer ist es zu spät."
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