Startseite   |  Site map   |  A-Z artikel   |  Artikel einreichen   |   Kontakt   |  
  


deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Lyrik im expressionismus


1. Drama
2. Liebe

Die expressionistische Lyrik ist sehr widerspruchsvoll:
Auf der einen Seite steht der "Weltverbesserungsfanatismus" dem immer
wiederkehrenden Motiv des Weltunterganges auf der anderen Seite gegenüber.
Der "Weltverbesserungsfanatismus" versinnbildlicht den Glauben an eine bessere Welt und bedeutet Aufbruch, rauschhafte Grenzenlosigkeit.
Das Weltuntergangsmotiv ist Ausdruck der bedrückenden Lebensverhältnisse, und ruft Gefühle wie Angst, Grauen und ähnliches hervor.


Einige Merkmale expressionistischer Lyrik
1. Die Form der Gedichte ist die Gleiche geblieben, aber die Inhalte sind neu und durchwegs hässlich
2. Schockierende, abwertende oder aggressive Metaphern
3. Deformation des Menschen:
4. Verhässlichung des Bildes vom Menschen
5. Beziehungslosigkeit der Menschen untereinander (und die damit verbundene Vereinsamung

6. Passivität und Hilflosigkeit
7. Versteckte Zivilisationskritik durch den Kultur- und Werteverlust, der in den Gedichten zutage tritt

Immer wieder auftauchende Motive:
1. Die Auseinandersetzung mit aktuellen Problemen: z.B. Großstadt und Technik, Proletariat
und Kapital, u.ä.
1. Die Kunst der Deformation: Der Mensch wird auf seine Physis reduziert. Als Motiv wird das Häßliche, das Grausame (wie z.B. Ertrunkene oder schwache Existenzen) verwendet.
2. Der Krieg als Weltende, als Katastrophe

Im Folgenden behandle ich zwei Gedichte verschiedener Autoren, auf deren Biographie ich ebenfalls kurz eingehen möchte.

Else Lasker-Schüler
Else Lasker-Schüler wird 1869 in Wuppertal geboren, heiratet einen Arzt, von dem sie sich wenige Jahre später scheiden lässt. 1901 heiratet sie ein zweites Mal. Auch von diesem Mann trennt sie sich nach einigen Jahren und lebt danach in einer äusserst schwierigen finanziellen Lage. 1933 flieht sie in die Schweiz, reist nach Ägypten und Palästina und stirbt schliesslich in Jerusalem. Sie findet Zeitlebens keinen Platz, an dem sie sich wohl und beheimatet fühlt.
Während der Hitlerzeit wird sie vergessen, sie ist ja Jüdin. Nach 1945 entdeckt man sie wieder.

Mein blaues Klavier (vorlesen)
Mein blaues Klavier
Ich habe zu Hause ein blaues Klavier Zerbrochen ist die Klaviertür ...
Und kenne doch keine Note. Ich beweine die blaue Tote.
Es steht im Dunkel der Kellertür, Ach liebe Engel öffnet mir
Seitdem die Welt verrohte. - Ich aß vom bitteren Brote -

Mir lebend schon die Himmelstür -
Es spielen Sternenhände vier Auch wider dem Verbote.

- Die Mondfrau sang im Boote -
Nun tanzen die Ratten im Geklirr.

(Else Lasker-Schüler)

Das Gedicht Mein blaues Klavier stammt aus einem Gedichtzyklus, der 1943 in Jerusalem erschienen ist.
Das Gedicht besteht aus vier Strophen, von denen die ersten beiden zwei, die dritte fünf und die letzte vier Zeilen besitzt. Die Zeilen reimen sich teilweise, es ist aber kein besonderer Rhythmus erkennbar.
Auffällig ist, dass die Dichterin ausschliesslich Verben in der Gegenwart verwendet, bis auf die Zeilen - die Mondfrau sang im Boote- und
· Ich ass von bitteren Brote-
Beide Textstellen deuten daraufhin, dass sich etwas zum Negativen verändert hat. Die Mondfrau singt nun nicht mehr, das Boot ist versunken.
Typisch expressionistisch sind die Ausdrücke "blaues Klavier" und "blaue Tote", denn die Farbe blau hat im Expressionistischen eine besondere Bedeutung. Die Farbe "Blau" deutet auf den Zusammenhang mit Göttlichem, Sakralen.
Ebenfalls bedeutend sind die Gegensätze, die in diesem Gedicht erscheinen:
Ich habe zu Hause ein blaues Klavier / und kenne doch keine Note.
(Es spielen Sternenhände vier / nun tanzen die Ratten im Geklirr)
Trauer und Resignation überwiegen, da die Dichterin auch in Jerusalem keine Heimat findet. Die Dichtung, hier symbolisiert durch das Klavier, die ihr bis jetzt Trost und Zuflucht ist, bringt keine Erfüllung mehr. Das Gefühl der Einsamkeit, der Sehnsucht nach dem Tod und nach Gott ist in diesem Gedicht deutlich zu erkennen. Besonders die letzte Strophe macht deutlich, dass sich die Dichterin den Tod wünscht. Das Gedicht ist eine Klage und gleichzeitig eine Bitte, ihr schon jetzt die Himmelstür zu öffnen.

Ein anderer Interpretationsansatz wäre, das Gedicht allgemein auf das Schicksal der Juden umzulegen. Sie konnten sich wie Else Lasker-Schüler nie richtig zu Hause fühlen und vielen blieb am Ende nur noch der Tod.

Georg Trakl
Georg Trakl wird 1887 in Salzburg geboren. Er ist einer der Wenigen, der ein gutes Verhältnis zu seinem Vater hat. Seine Mutter hingegen distanziert sich von ihm und seinen Geschwistern, nimmt Rauschgift und prägt so vermutlich Trakl und seine Schwester Grete, die beide später Drogen nehmen.
Trakl verlässt das Gymnasium, wo er sich immer deklassiert fühlt, vor Beendigung der 7. Klasse und beginnt eine Apothekerlehre. Dies tut er unter anderem auch, um leichter an Drogen heranzukommen. Trakl wird 1910 Magister der Pharmazie und lebt abwechselnd in Wien und Inssbruck. 1913 spricht er von einer "Kette von Krankheit und Verzweiflung", er ist deprimiert und dem Alkohol ziemlich verfallen. In diesem Jahr erscheint auch sein erstes Gedichtband. Seelisch total zerrüttet, rückt er 1914 als Sanitäter ein und als er in der Schlacht von Grodek 90 Schwerverwundete allein versorgen muss, erleidet er einenen Nervenzusammenbruch, dem ein Selbstmordversuch folgt.
Im November 1914 vergiftet er sich selbst und stirbt in einem Krakauer Krankenhaus an einer Überdosis Kokain.
Trakls Gedichte sind zum Grossteil Leidensprotokolle, sie sind die Biographie seiner inneren Existenz: Untergangsstimmung, Abbröckeln einer Epoche, Depressionen, Resignation. Sein Werk ist auch gekennzeichnet von seiner Suche nach Gott, andererseits aber auch von Gottferne. Er hat Schuldgefühle, seine persönliche Schuldhaftigkeit wird mit der allgemeinen Schuldhaftigkeit der Menschheit gleichgestellt. Der Zustand der Welt wird identisch mit dem Zustand des Individuums, persönliche Erfahrungen werden zu Menschheitserfahrungen stilisiert, wie es für den Expressionismus typisch ist.
Die Darstellung der Natur ist schwermütig, wehmütig und ambivalent: Schönes und Hässliches, Gutes und Böses werden miteinander kombiniert. In Grodek prallt die poetische, persönliche Traumwelt mit dem Erlebnis des Krieges zusammen und Bilder konkreter Wahrnehmungen des Tötens und Sterbens vermischen sich mit traumhaften Versionen.
Grodek ist eines der bekanntesten Gedichte Trakls, er schrieb es während der Schlacht von Grodek in Galizien. (Grodek vorlesen)

Grodek

Am Abend tonen die herbstlichen Wälder
Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen

Und blauen Seen, darüber die Sonne
Düstrer hinrollt; umfängt die Nacht

Sterbende Krieger, die wilde Klage
Ihrer zerbrochenen Münder.

Doch Stille sammelt im Weidengrund
Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt

Das vergoßne Blut sich, mondne Kühle;
Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.
Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen
Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain,
Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;
Und leise tönen im Rohr die dunkeln Flöten des Herbstes.

O stolzere Trauer! Ihr ehernen Altäre
Die heiße Flamme des Geistes nähert heute ein gewaltiger Schmerz,

Die ungebornen Enkel.
(Georg Trakl)
Auffallend an diesem Gedicht ist auch die ausdrucksvolle Farbensprache. Einzelne Farben sind Chiffren, Geheimzeichen, denen auch in anderen Gedichten Trakls eine ganz bestimmte Bedeutung beigemessen werden kann. Blau steht in Beziehung zum Göttlichen, zum Jenseitigen, Weiss bedeutet Grausamkeit.

Weitere bedeutende Lyriker sind u.a. Georg Heym und Gottfried Benn.

 
 

Datenschutz
Top Themen / Analyse
Arrow Die drei gerechten Kammacher
Arrow Die Andorraner Charakterisierung
Arrow ALL THE KING'S MEN: THE STORY
Arrow Der Inhalt
Arrow Jakob van Hoddis - "Weltende"
Arrow Parabel
Arrow Inhaltsangabe Der abenteuerliche Simplicissimus
Arrow Sehr geehrte Frau Magister, liebe Mitschüler
Arrow Ausarbeitung des Buches Andorra
Arrow Stefan Zweig Leben und Werk


Datenschutz
Zum selben thema
icon Grammatik
icon Charakteristik
icon Präsentation
icon Buchvorstellung
icon Untertan
icon Tragödie
icon Film
icon Theater
icon Legende
icon Erörterung
icon Problematik
icon Inhaltsangabe
icon Sprache
icon Textinterpretation
icon Struktur
icon Zusammenfassung
icon Textanalyse
icon Interpretation
icon Novelle
icon Analyse
icon Literatur
icon Definition
icon Erlebnisbericht
icon Aufsatz
icon Inhaltsangabe
icon Literaturarbeit
icon Komödie
icon Leben & Werke
icon Vergleich
icon Charakterisierung
icon Argumentation
icon Hintergründe
icon Szenenanalyse
icon Inhaltszusammenfassung
icon Buch
icon Rezension
icon Buchbesprechung
icon Inhalt
icon Gedicht
icon Biographie
icon Autor
A-Z deutsch artikel:
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z #

Copyright © 2008 - : ARTIKEL32 | Alle rechte vorbehalten.
Vervielfältigung im Ganzen oder teilweise das Material auf dieser Website gegen das Urheberrecht und wird bestraft, nach dem Gesetz.
dsolution