Mit dem Begriff "Barockliteratur" bezeichnet man die Literatur des 17. Jahrhunderts, einer Zeitspanne, die nur sieben friedliche Jahre kannte, und die von Grauen und den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges geprägt war. Es ist und bleibt ein erstaunliches Phänomen, daß nach den ungeheuren materiellen und moralischen Verwüstungen, die diese nationale Katastrophe in Deutschland angerichtet hatte, die Literatur überleben und sich so reich entwickeln konnte.
Der Begriff "Barockliteratur" entstand in der Zeit der Aufklärung. Damit verbunden war eine gewisse Herablassung gegenüber dieser Gestesepoche, von welcher deren bedeutendsten Errungenschaften, die Erzeugnisse der Baukunst, nicht ausgenommen wurden.
Die deutschen Dichter des 17. Jahrhunderts standen in der Folge einer sich durch die Renaissance geistig vom Mittelalter befreienden Epoche. Den meisten blieb jedoch, weil sie allzu gelehrt und fast ausschließlich didaktisch intentioniert waren, eine breite Wirkung versagt. Ihr Werk sollte dem auferbaulichen Nutz des Lesers dienen. Die Schriftsteller des Barockzeitalters erwarten von ihren Lesern nicht, daß sie ihre Bücher zu Unterhaltung lesen, sondern wegen ihres sittlich-religiösen Inhaltes. Und nicht etwa die reinigende Katharsis durch die Erschütterung des Gemüts, sondern die rationale Einsicht in das Wesen von Gut und Böse war ihre Absicht. Unterhaltung ist im 17. Jahrhundert nur erlaubt, wenn man zuletzt einen Nutzen aus ihr zieht.
Ein Kennzeichen der Barockliteratur ist ihr Reichtum an Metaphern, allegorischen Anspielungen und emblematischen Verschlüsselungen. Nur wer klassisch gebildet war, konnte damit seine Dichtung verzieren, und klassische Bildung war die Voraussetzung zu ihrem Verständnis.
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