Der Begriff Barock kommt vom Portugiesischen pérola barroca = unregelmäßige Perle (im Sinn von Übertreibung, Prunk. Er ist ein Stilbegriff in der Architektur, Kunst-, Literatur- und Musikgeschichte und bezeichnet in Deutschland die Zeitepoche von 1600 bis 1720
Historische Einordnung:
. Reformation: Im 16. Jh. von Kuther ausgelöst breitet sich der Protestantismus immer mehr in Deutschland aus
. Gegenreformation: von den treibenden katholischen Kräften gestartet
. Religionskriege: Der Höhepunkt der kriegerischen Auseinandersetzungen war der 30jährige Krieg (1618-1648). Der Krieg auf deutschem Boden, an dem auch das katholisch Frankreich und das protestantische Schweden teilnahmen, hatte großes Elend über die Bevölkerung gebracht. Söldnerheere aller kriegführenden Parteien verwüsteten große Teile des Landes, viele Menschen starben auch durch Seuchen oder Hungersnöte, teilweise blieb nur 1/3 der Bevölkerung übrig. Landwirtschaft, Handwerk und Handel kamen zum Erliegen. Die Menschen verrohten unter dem Einfluss der Kriegsverhältnisse.
. Absolutismus: In Deutschland entstand nach dem französischen Vorbild das Gesellschaftssystem des Absolutismus, nur das es zu dieser Zeit kein einheitliches Dtl. gab, sondern der gesamte Staat aus rund 300 Einzelstaaten bestand
Vanitas Gedanke: Dieser Gedanke prägte die Zeit des Barocks. Man versteht darunter, dass die Menschliche Schönheit nur ein Schein und vergänglich sowie alles menschliche Sein dem Tod verfallen ist. Pessimismus herrschte auf Grund des Krieges in der Bevölkerung vor, aufgrund des angegriffenen Vertrauens in die Kirche durch die Religionskriege lebte auch die Mystik wieder auf. Ein andere Gedanke dieser Zeit ist der "Carpe Diem" Gedanke - Nutze den Tag", denn Freude und Schönheit haben keinen Bestand, morgen könnte es vielleicht zu spät sein.
Politische und kulturelle Umwälzungen: Sowohl Umwälzungen im politischen Bereich, als auch Veränderungen im Weltbild durch Korpenikus und Galilei nahmen Einfluss auf die Literatur ein (heliozentrisches Weltbild)
Die Autoren: Die Dichter gehörten bis auf wenige Ausnahmen alle dem Gelehrtenstand an, haben Universitätsausbildung in Poetik und Rhetorik. Die lebten als Ärzte, Beamte oder Geistliche am Hof eines Fürsten, sind also keine freien Schriftsteller, sondern Lohnempfänger.
Gelesen werden ihre Werke von einer relativ kleinen Schicht, von den Städtischen Humanisten und von gebildeten Geistlichen und Adeligen. Ein Roman kostete ca. den Monatslohn eines Beamten, deshalb konnte sich auch nur diese Schicht Bücher leisten.
Die Dichtung: Der größte Teil der barocken Literatur ist Gelegenheitsdichtung, zur Fürstenhuldigung am Hofe oder zur gehobenen Unterhaltung, als Auftragsarbeit für Hochzeiten, Taufen oder Beerdigungen. Deshalb ist barocke Dichtung vorwiegend Gesellschaftsdichtung.
Daneben soll die Dichtung aber auch lehrhaften Zwecken nutzen, sie soll zu einem tugendhaften Leben anleiten, Dichtung wird also als Disziplinierungsmittel verwendet. Ziele sind Selbstbeherrschung, Unterdrückung weltlicher Leidenschaften sind Ziele der Dichtung.
Die Sprache: Während im katholischen Süden Deutschlands, von den Habsburgern dominiert, Latein als Dichtungssprache bestehen bleibt, entsteht im Norden D's ein kulturelles Nationalbewusstsein., Latein wird von der deutschen Sprache abgelöst. Man versucht, die Einheitlichkeit und den Wohllaut der dt Sprache zu fördern, Dialektausdrücke sollen aus der Literatur verschwinden, während Fremdwörter (v.a. französische) eingedeutscht werden.
Die Reform der dt Dichtung: Martin Opitz (wohlhabender Bürger, studierte Jus und Philosophie) veröffentlichte 1664 die erste Poetik in dt Sprachen, das "Buch von der deutschen Poeterey". Seine Schrift wurde zur erfolgreichsten der Barockzeit. In diesem Werk fasste er eine Anleitung zur Dichtkunst zusammen, so schlug er als Verszeile den Alexandriner, einen sechshebigen jambischen Vers mit einer Zäsur in der Mitte, vor. Laut Opitz's Ständeklausel musste der Held einer Tragödie eine Vornehmer sein (Prinz, König, Adel), nur in Komödien durfte jemand aus dem einfachen Volk auftreten. Diese Regeln setzten sich problemlos durch, da in der Zeit des Barocks die Nachahmung großer Meister als besondere Kunst galt, nicht so wie heute, wo ein Autor nach seiner originalen schöpferischen Leistung und seinen eigenen Ideen beurteilt wird.
Den Autoren kam es also nicht auf Orginellität, sondern auf rhetorisch geschliffene, effektvolle Abhandlung eines Gegenstandes an. So wurden viele rhetorische Figuren benutzt:
. Metapher - bildlicher Ausdruck für einen Gegenstand , z.B. Schiff der wüste für Kamel
. Synekdoche - ein Teil für ein ganzes, zB das Leder für Fußball
. Wiederholung und Häufung
. Antithese - Gegenüberstellung entgegengesetzter, jedoch vereinbarer Begriffe zB Gut und Böse
. Vergleich - zB finster wie die Nacht
. Rhetorische Fragen
. Hyperbel - Übertreibung
. Periphrase - Umschreibung eines Begriffes
. Exempel - Beispiel
. Ellipse - Weglassen von Satzteilen
Unter Manierismus versteht man, dass der eigentliche Text, der Inhalt also, unwichtig wird, es zählen nur noch der elegante Stil und die rhetorischen Mitteln. Ein Teil der Barockliteratur ist malerisch, deshalb wird die Barockliteratur später auch als schwülstig bezeichnet.
Lyrik:
Die Dichter des Barock wollten die bestehende Tradition vom Minnesang und Meistersang nicht weiterführen. Sie orientierten sich lieber an romanischen Vorbildern (z.B. der Italiener Petrarca aus dem 14 Jh.). Die wichtigsten Lyriker waren Martin Opitz, Paul Flenning, Andreas Griphius (Menschliches Elend), Christian Hoffman von Hoffmanswaldau, Simon Dach, Johann Christian Günther, Friedrich von Logau (Epigramme) und Angelus Slesius (geistliche Epigramme). Ihre Gedichte sollte weniger persönliches ausdrücken, sonder vielmehr eine allgemeingültige Behauptung, eine Lehre oder ein Lob vermitteln. Die Barocklyrik ist gesellig und öffentlich, persönliches wird objektiviert.
Weltliche und geistlich Lyrik bestehen nebeneinander, der Weltliche Beriech umfasst Liebesgedichte, Soldaten- und Trinklieder, Lobgedichte oder Grabinschriften. Die geistliche Lyrik beinhaltet zum größten Teil die Weiterführung des Kirchenliedes des 16. Jhd.
Bevorzugte Dichtform des dt Barocks war das Sonett. Das Sonett eignete sich durch seine Teilung in zwei vierzeilige Strophen und zwei Dreizeiler vorzüglich, ein Thema argumentierend abzuhandeln, einer These eine Antithese gegenüberzustellen und beide in eine abschließende Synthese münden zu lassen.
Eine wichtige Rolle in der Barockdichtung spielte das Emblem(oder Sinnbild) eine wichtige Rolle. Es ist eine bildhafte Darstellung, die auf einen tieferen Sinn hinweist, der oft mittels eines kurzen Epigramms erläutert wird. ZB das Bild eines Adlerhorts, in den Ameisen eindringen, bedeutet die Bedrohung der Fürsten durch das Volk.
Prosadichtung:
Es werden nicht sehr viele Romane produziert, neben den weinigen Romanen findet man noch novellistische Texte, Erbauungsliteratur (Literatur, die der Stärkung des Glaubens dient) Satiren (Johann Michael Moscherosch) oder unterhaltenden Gebrauchsliteratur (z.B. Schwänke).
Man unterscheidet zwischen drei Romangruppen:
1. den höfisch-historischen Roman: Vorbilder dafür sind franz., ital. und engl. Romane, die durch Übersetzung nach D kommen. Die Handlung dieses höfischen Romans spielt sich nur im hohen adeligen Kreis, in fernen Ländern oder in der Vergangenheit ab. Meist wird die Liebesgeschichte eines jungen, tugendhaften Paares beschrieben. In solchen langen Romanen kann das Paar nach einer Verstrickung von Unglücken und nach Abenteuern doch noch glücklich Hochzeit feiern. Zu Ende des 17 Jh. geht diese Form mehr zum galanten Roman über, der Inhalt bleibt gleich, nur wird das Staatsgeschehen weiter in den Hintergrund gerückt, wichtig bleibt die Liebesgeschichte.
2. dem Schäferroman: Er wird für den Landadel und das gehobene Bürgertum geschrieben, das dadurch aus der Realität entfliehen will. Er spielt in idyllischer Landschaft und behandelt Liebesgeschichten und Abenteuer. Schäfer und Schäferinnen verlieben sich, bestehen Abenteuer doch schließlich endet ihre jugendliche Liebe auf Grund der Vernunft.
3. dem Schelmen- oder Pikaroroman: Er ist das Gegenstück zum höfisch-historischen Roman. Es wird die Welt der unteren Stände, der Landstreicher, Soldaten, Bauern und Berger abgebildet. Er ist kein Entwicklungsroman, sondern eine Kette zufällig auftretender Abenteuer. Der Schelm - aus der niederen Gesellschaftsschicht - erzählt Abenteuerliche Episoden aus seinem Leben. Der Held erfährt das Unglück und das Elend der Menschen, meist flieht er am Ende in die Einsamkeit (Einsiedler).
Ein berühmter Schelmenroman ist "Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch" von Hans Jakob von Grimmelhausen. Er vermittelt ein realistisches Bild der Kriegsgeschehen im 30jährigen Krieg.
Erst gegen Ende des 17 Jh. entsteht der politische Roman, der schon als Vorbote der Aufklärung zu werten ist. Der Held ist meist ein erfolgreicher und zufriedener Beamte.
Dramatik:
In der Barockzeit gab es in Deutschland viele Formen des Theaters: das protestantische Drama mit den Hauptvertretern Andreas Gryphius und Daniel Caspar von Lohenstein, das katholische Schul- und Ordensdrama, dessen wichtigste Dichter Jakob Bidermann und Simon Rettenbach sind, das Laienspiel, das professionelle Wandertheater, das Hoftheater und die Oper.
Die Wanderbühnen: Ihre Aufführungen sollten nicht erziehen, sondern unterhalten. Oft kam auch die Person des Clowns vorm der oft außerhalb der Handlung steht und die Geschehnisse kommentiert. Durch Personalaustausch kamen auch Englische Wandertruppen nach Deutschland, die dort Werke von Shakespeare und Christopher Marlowe darboten. Gespielt wurde in Schlössern, auf einfachen Bretterbuden oder in Wirtshäusern. Auf Grund der verwendeten unanständigen Sprache wurden diese Theater oft von der Kirche verfolgt.
Neue Impulse: Aus Italien kamen durch die Oper und die Commedia dell' Arte (ein Stehgreiftheater, in dem nicht der Text, sondern nur die Handlung festgelegt ist) neue Impulse. Die Schauspieler improvisierten mit einer ausdrucksstarken Gestik, menschliche Schwächen werden gespiegelt und karikiert.
Das Schultheater: Es entwickelten sich 2 gegensätzliche Strömungen: Das Schul- und Ordensdrama der Jesuiten und das protestantische Drama. Die Jesuiten verwendeten das Drama für die Gegenreformation, sie verteidigten den "wahren" Glauben. Dieses Jesuitentheater handelt von alttestamentlichen Themen, oder von Themen aus der Antike, erst spät aus der Gegenwart. (z.B. "Cenodoxus" von Jakob Biedermann)
Protestantisches Theater Katholisches Theater
Es ist Ausdruck der qualvollen Unruhen 1. Auch das Katholische Theater zeigt eine
der Epoche im Gegensatz zum heiteren Welt der Wechselhaftigkeit und der Unbe-
Optimismus der Renaissance ständigkeit, aber letzte Endes wird die gott-
gewollt Ordnung wieder hergestellt
2. Der Held zieht sich aus der Welt zurück, 2: Im Gegensatz zur Verinnerlichung des
er wendet sich von ihr ab oder er opfert sich protestantischen Theater zeigt das katholische
wie bei Griphius der Welt als Märtyrer Drama das Handeln der Menschen seiner Zeit
3. Das Leben ist ein Beweis der Ver- 3. Das Leben des handelnden Mensche gewinnt
gänglichkeit, das Irdische hat keine einen positiven Wert
Bedeutung
4. Der Held ist fromm und fügt sich dem 4. Das Handeln des Helden ist teils zum Selbst-
Willen Gottes, er selbst zeit kein zweck, also Ergebnis eines subjektivem Wollens
subjektives Wollen
5. Das prot. Drama ist im wesentlichen 5. Das kath. Drama ist \"Sinneskunst\", ein
Wortkunst Zusammenspielt von anschaulichen Bildern
Das Deutschsprachige Kunstdrama: Es basiert auf den durch Martin Opitz geschaffenen Musterdramen. Es beginnt mit Andreas Gryphius, der in seinen Trauerspielen Glaubensstärke und Stoizismus mit der Welt der hohen Politik verbindet. Sein erstes Trauerspiel war "Leo der Armenier / oder Fürstenmord". Auch bekannt wurde Cardenio und Celinde", in der dem Held dem bürgerlichen Kleinadel angehört, wodurch die Ständeklausel durchbrochen wird. Das Drama richtet sich gegen "rasende, tolle Liebe", er stellt die keusche, sittsame Lieber als Ideal dar.
Die Komödie: Sie spielt in niederen sozialen Schichte, zeigt Bürger und Bauern im privaten, unpolitischen Leben. (z.B. Gryphius "Horribilicribrifax" oder Christian Weise: "Ein wunderliches Schau-Spiel vom Niederländischen Bauer")
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