Welcher kluge Mensch mischt nicht Küsse unter schmeichelnde Worte? Mag sie auch dir keine geben, dann nimm dennoch welche, die nicht gegeben wurden. Möglicher Weise wird sie zuerst dagegen kämpfen und "Flegel" rufen; Jene wird dennoch im Kampf besiegt werden wollen. Dennoch pass auf, dass nicht schlecht geraubte (Küsse) den zarten Lippen schaden, und dass sie nicht klagen kann, dass du grob warst. Der, der sich Küsse nahm, ist, wenn er nicht das Übrige nimmt, würdig, dass er auch das, was gegeben wurde, wieder verliert. Wie wenig fehlte nach den Küssen auf die volle Erfüllung des Wunsches? Wehe mir, Tölpelhaftigkeit, nicht Schamgefühl war das. Dir ist es auch erlaubt, Gewalt zu nennen: Den Mädchen gefällt diese Art von Gewalt; Sie wollen gegen ihren Willen oft das geben, was erfreut. Die, welcher auch immer durch den plötzlichen Raub der Venus Gewalt angetan wurde, ist erfreut, und Unredlichkeit ist hier wie ein Geschenk. Aber die, die gezwungen hätte werden können, unberührt zurückgeht, wird traurig sein, auch wenn sie heitere Miene vortäuscht. Phoebes wurde Gewalt angetan, Gewalt wurde auch seiner Schwester angetan; Und beiden Geraubten war ihr Räuber willkommen. Eine bekannte Geschichte, die nicht unwürdig ist, erzählt zu werden, handelt vom Syrischen Mädchen, das dem Haemonischen Mann verbunden war. Schon hatte eine Göttin unter dem Hügel der Ida würdig zwei andere besiegt und den schlechten Lohn für die gelobte Schönheit ausbezahlt. Schon war die Schwiegertochter von der abgewandten Welt zu Priamus gekommen und lebte als griechische Ehefrau in den Mauern Ilias´. Alle versprachen auf die Worte des verletzten Ehemanns, denn der Schmerz des einen war öffentlicher/allgemeiner Schmerz. Schändlich, wenn er das nicht den Bitten der Mutter zugeschrieben hätte, versteckte Achill den Mann unter einem langen Gewand. Was machst du, Aecide? Nicht sind Wollarbeiten deine Aufgabe. Du wirst mit anderer Kunst der Pallas die Titel anstreben. Was hast du mit Körbchen zu tun? Deine Hand ist fähig, den Schild zu tragen; Was hast du Wolle in deiner rechten Hand, durch die Hector fallen soll? Wirf die fleißig mit Garn umwundene Spindel weg. Diese Hand muss die pelische Lanze schütteln. Zufällig war die jungfräuliche Königstochter in demselben Gemach; durch die Gewalttat erfuhr sie, dass er ein Mann war. Freilich wurde sie mit Gewalt besiegt (das ziemt es sich zu glauben), dennoch wollte jene mit Gewalt besiegt werden. Oft meinte sie "Bleib!", wenn Achill schon davonging. Denn er hatte den Wollfaden beiseite gelegt und die Waffen genommen. Wo ist denn nun diese Gewalt? Deidamia, was hältst du mit schmeichelnder Stimme den Urheber des Ehebruchs/der Vergewaltigung auf? Freilich, wie es Scham ist, etwas zuerst begonnen zu haben, so erträgt man es, wenn es ein anderer begonnen hat, aber gerne. Ach, zuviel bildet sich der junge Mann auf seine Form ein, wenn er erwartet, bis jene zuerst fragt. Der Mann möge es zuerst angehen, der Mann möge bittende Worte sprechen. Jene möge gerne die schmeichelnden Bitten annehmen. Bitte sie, dass du kannst! Jene möchte doch nur gebeten werden. Gib du den Grund und den Anfang deines Wunsches. Unterwürfig ging Jupiter zu den älteren Heroiden; kein Mädchen hat den großen Jupiter verführt.
Gespielte Zurückhaltung
Aber wenn du dennoch spürst, dass aus deinen Bitten hochmütige Sprödigkeit entsteht, hüte das Begonnene und ziehe dich zurück. Viele begehren das, was flieht; Sie hassen, was aufdringlich ist: Nimm ihr den Überdruss, indem du sie sanfter angehst. Nicht immer muss die Hoffnung der Venus dem Fragenden offensichtlich sein; Die Liebe soll sich unter dem Namen der Freundschaft anschleichen. Ich habe mit diesem Zugang gesagte Worte eines spröden Mädchens gesehen; Wer ein Verehrer war, wurde zum Liebhaber gemacht.
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