Der Titel dieses Werkes "Jugend ohne Gott" drückt meiner Meinung nach die
Willens-, Charakter-, und Gedankenlosigkeit sowie die fehlende Nächstenliebe der Jugend aus. Diese Tatsache wird mit Hilfe der Namengebung von Jugendlichen noch deutlich verstärkt. Da die Schüler nur mit Buchstaben benannt sind (z . B. T oder N) sind sie nur "Nummern" oder "Zahlen" die keine eigene Individualität besitzen.
"Jugend ohne Gott" ist ein Roman und zählt somit zur Dichtungsgattung der Epik. Das Werk ist gut erkennbar in mehrere kurze Kapitel gegliedert. Den Zusammen-
hang mit der Überschrift und den Kapitelinhalt kann man erst nach dem Lesen des Teiles erkennen. Beispiele dafür sind "Der Mann im Mond" oder "Die marschierende Venus" oder "Das Zeitalter der Fische". Ödön von Horváth hat keine Strophen oder andere Reimschemen verwendet, denn er schreibt in Prosa. Erzählt wird in der "ICH-Form" aus der Sicht des Lehrers. Der Roman ist chronologisch gegliedert und die erzählte Zeit erstreckt sich auf ca. 1 Jahr.
Das Werk spielt in der Zwischenkriegszeit. Diese hat der Autor selbst miterlebt und sehr genau und einfühlsam beschrieben hat. Ein großer Teil des Buches spielt in einem Jugendlager. Als Vorbild des Lagers dürfte Horváth das Hochlandlager der HJ am Herzogsstand gedient haben. Diese Lager waren Vorstufen zu "Wehrertüchtigungslagern" der HJ, die 1939 eingerichtet wurden. Der Roman zeigt dem Leser die Probleme und Vorurteile dieser Zeit auf. Der reale und kulturelle Hintergrund wird kritisiert aber auch hinterfragt. Dabei werden sehr oft Metaphern und Sprachbilder verwendet z. B. "......die Lüge tanzt mit der Gerechtigkeit.....nur die Vernunft tanzt nicht mit.", oder Bilder aus der Bibel wie "Vertrieben aus den Paradies".
Wenn man die Art des Milieus betrachtet erkennt man, dass es sich um ein geschlossenes Milieu handelt, da die meisten Schüler sowie auch der Lehrer aus der besser verdienenden Mittelschicht kommen. Der Roman hat einen einfachen Satzbau, ist in der Umgangssprache geschrieben und enthält eine große Anzahl innerer Monologe.
Die Figuren werden indirekt charakterisiert, denn man erfährt erst nach und nach die Charakterzüge der einzelnen Personen.
Schüler und Eltern bilden in diesem Roman eine feste Gruppe. Dieser gegenüber steht ein Block mit Lehrer, Kollege Julius Cäsar, Pfarrer und eine kleine Schülergruppe (diese kommt jedoch erst gegen Ende des Romans auf die Seite des Lehrers).
Lehrer und Eva sind in gewisser Weise Außenseiter, da sie sich der Gesellschaft nicht anpassen und rebellisch sind, dennoch verstehen sie es sich unterzuordnen und setzen sich für Gerechtigkeit ein.
Mir persönlich hat der Roman sehr gut gefallen, da er ein gutes Ebenbild für die Hartnäckigkeit aber auch Eingeengtheit einzelner Persönlichkeiten ist. Die Personen des Romans sind sehr gut charakterisiert und der Autor versteht es den wahren, nicht verschleierten Hintergrund an das Tageslicht zu bringen. Durch die Kritik des damaligen Regimes wurde Ödön von Horváth, ein begabter österr. Autor, gezwungen in die Schweiz zu emigrieren.
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