Erstes Buch:
Werther ist ein junger Mann, der noch nicht recht weiß, was er im Leben machen möchte. Er kommt in die Stadt W, um für seine Mutter eine Erbschaftsangelegenheit zu erledigen, und wohl auch, um aus der gewohnten Gegend herauszukommen. Er genießt es, in der Natur umherzustreifen und übt sich im Zeichnen.
Eines Tages wird er auf einen Ball eingeladen, zu dem er Lotte begleitet, die Tochter eines Amtsmannes. Seit dem Tod ihrer Mutter kümmert Lotte sich um ihre Geschwister. Werther weiß im Voraus, dass sie verlobt ist, aber er verdrängt dieses Wissen und verliebt sich sofort. Während des Balles kommt es zu einem Gewitter, welches beide an das gleiche Gedicht von Klopstock erinnert, und so bemerken sie, am Fenster dem Naturschauspiel zuschauend, eine tiefe Seelenverwandtschaft. Von nun an besucht Werther die Tochter des Amtsmannes beinahe täglich und verbringt viel Zeit mit ihr. Aber als Albert, Lottes Verlobter, von einer geschäftlichen Reise zurückkehrt, ändern sich Werthers Gefühle. Die Anwesenheit des Verlobten macht ihm die Hoffnungslosigkeit seiner Liebe bewusst. So rät ihm sein Brieffreund Wilhelm sich von Lotte zu trennen, doch Werther ist dazu nicht in der Lage und sein Ringen um Liebe oder Verzicht geht intensiv weiter.
Obwohl Albert ein sympathischer, gutmütiger Mensch ist, bleibt das Verhältnis zwischen ihm und Werther gespannt - wegen der Rivalität um Lotte und auch, weil der bodenständige Albert ganz andere Ansichten hat, als der schwärmerische Werther. Dieser bemerkt, dass seine starken und hoffnungslosen Gefühle für Lotte ihm gefährlich werden können, und so beschließt er, die Stadt zu verlassen, um sich zu retten.
Zweites Buch:
Als ihm ein Graf einen Posten als Gesandter anbietet, sieht Werther eine Gelegenheit, sich räumlich und auch emotional dem Einfluss Lottens zu entziehen. Aber die Geschäftspedanterie, die Kleinlichkeit und Enge der Etikette und zuletzt die Zurücksetzung von Seiten des adeligen Kastengeistes zerstören seine Hoffnungen. Enttäuscht kehrt Werther zurück zu dem Ort, den seine Seele Heimat nennt, zu Lotte. Aber inzwischen sind Lotte und Albert verheiratet. Albert ist viel beschäftigt und daher manchmal verdrießlich, und Werther bemerkt, dass Lotte die alte Vertrautheit mit ihm vermisst. Er bildet sich ein, dass sie nicht glücklich ist mit ihrem Mann. Eines Abends, als Albert unterwegs ist, besucht Werther sie. Er liest ihr aus dem Ossian vor, und plötzlich umarmen und küssen sich die beiden. Werther wirft sich vor ihr auf den Boden, Lotte flieht ins Nachbarzimmer, um nicht Werthers Leidenschaft zu erliegen und will ihn nicht mehr wieder sehen. Nach diesem Ereignis verzweifelt Werther endgültig. Er schreibt einen Abschiedsbrief, leiht sich unter einem Vorwand von Albert zwei Pistolen und erschießt sich.
2.2 Aufbau
Der Roman besteht aus zwei Büchern und enthält vorwiegend Briefe. Dies sind Briefe Werthers an seinen Freund Wilhelm, drei an Lotte und einer an Albert und Lotte. Deren Antworten erfährt der Leser aus Reaktionen. Das Material hat ein Herausgeber gesammelt, der auch von dem Ende Werthers berichtet. Zahlreiche Briefe kön-nen auch ohne Adressaten existieren, scheinen sich an Werther selbst zu richten (" Was das für Menschen sind.", S.77) oder stammen aus Werthers Tagebuch, von dem er spricht (S. 51). Solche vor allem kurzen Eintragungen nehmen gegen Ende zu, als vermeide Werther briefliche Kontakte und begnüge sich mit dem Selbstgespräch.
Das erste Buch beschreibt Erfolge und Freuden Werthers, die immer bedroht sind, das zweite Buch Werthers Niederlagen auf dem Weg zu einem aktiven und erfüllten Leben.
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