Der gesamte Roman besteht aus einem einzigen Monolog, mit dem sich der anonyme Beschwerdeführer an den Postmeister des kleinen niederbayrischen Ortes Prach wendet. Gegenstand der Beschwerde ist die Post im Allgemeinen und die drei Briefträger der Pracher Landpost im Besonderen. Vom Erzähler selbst erfährt man nur, daß er "draußen an der Tierkadaververwertung" lebt; seine Unzufriedenheit richtete sich aber ebenfalls gegen den Kaufmann, den Tierarzt, den Fleischhauer, die Lehrer und andere.
Die Post des anonymen Erzählers bekommt dieser von Ferdinand Ürdinger, einem Briefträger, der dem Biergenuß nicht abgeneigt ist und dessen Gestalt eine "gewisse Diskrepanz zu einem federleichten Luftpostbrief auf Seidenpapier" darstellt. Als Entschuldigung für das nur sporadische Eintreffen der Post beginnt Ürdinger von Rationalisierungsmaßnahmen zu sprechen, die nötig seien, da das Pracher Postamt hoffnungslos überlastet sei. Glaubt man aber dem Erzähler so liegt es nicht am Einholen und Sortieren des Postgutes, wenn die Arbeit die Briefträger überfordert, sondern allein an der Tatsache, daß das Lesen der Post die meiste Zeit in Anspruch nimmt; und dabei ist nicht das Lesen der Adressen gemeint, sondern vielmehr das der Briefinhalte und -texte. Die drei Briefträger haben überdies nämlich ein ganz besonders Verhältnis zum Briefgeheimnis: Was die Post mit ihren Briefen macht ist allein ihre Angelegenheit, ein Geheimnis eben, das niemanden etwas angeht und im Grundgesetz verankert ist.
Im Grunde interessieren sich die Angestellten des Postmeisters nur für verschlossene Post, denn "ein Brief kann gar nicht so gut verschlossen sein, daß er sich bei entsprechender Behandlung nicht von selbst öffnet" . Jeder der drei Briefträger Ürdinger, Deuth und Blumauer hat daher seine eigenen individuellen Techniken, um Briefe kunstvoll zu öffnen und später unbemerkt wieder zu verschließen. Und da die Adressen immer schwerer zu entziffern sind, bleibt den Postboten nichts übrig als die Briefe zu öffnen, um zu wissen, was sie überhaupt geheimhalten sollen. Weil die drei ein Team sind, lesen sie sich die besonders interessanten und delikaten Schriftstücke gegenseitig vor, was den übrigen Postbetrieb natürlich aufhält.
Besonders sorgsam wird die ausländische, und da die englische Post, bearbeitet: Sie wird zwecks Übersetzung der Gattin Blumauers vorgelegt. Da Maria "Mary" Blumauer aber grundsätzlich aus jedem Brief herauszulesen glaubt, daß dem Empfänger ein reicher Onkel aus Amerika gestorben sei und der Verwandte in Prach nun der Universalerbe wäre, wird das Poststück gleich mit Beileids- und Glückwunschsbezeugungen zugestellt. Überhaupt ist Englisch, wenn es nach Ürdinger geht, gar keine richtige Sprache; um Englisch sprechen zu können, müsse man "im wesentlichen nur einen Knödel in den Mund nehmen" , denn wo das Deutsche beim Knödel den Mund des Sprechers verlasse, genau da befinde sich die Sprachgrenze.
Eine der Ausreden der Briefträger ist weiters die Behauptung, wer sich so weit draußen ansiedle wie der Erzähler, sei ein Einsiedler und hätte also gar kein Interesse an einer regelmäßigen Postzustellung; ein sensibler Mensch, wie es ein Briefträger sei, habe also gar kein Recht in diese Privatsphäre einzudringen. Außerdem täten die Hunde ihr übriges tun um den Briefträger von seiner Pflicht-erfüllung abzuhalten. Bemerkt sei aber, daß sich Hund auf den Höfen wesentlich von ihren domestizierten Artgenossen im Zentrum unterscheiden; die rustikalen Caniden also im Gegensatz zu ihren urbanen Artgenossen Hatz auf alles machten, was sich bewege.
Ein weiterer Dorn im Auge der drei Briefträger sind die Wochenendhäuser der Münchner, die die Abkürzungen und Schleichwege der Postboten zunichte gemacht haben und nun die Postaustragerei einem Geländelauf gleichen lassen. Eigentlich sind die Landhäuser nur Stadthäuser am Land; das Land ist vielmehr Raum zwischen den Städten, der von den Stadtmenschen erschlossen werden möchte. Das Landproblem wird, glaubt man dem Erzähler, folgenderweise gelöst: Das Land wird mit Schnellstraßen durchzogen und zubetoniert, so daß es gar kein Land mehr gibt, das ein Problem darstellen könnte. Wird ein städtischer Erholungsraum erst erschlossen, werden Bars und Hotels gebaut, so ist dieser kein Erholungsraum mehr; Ruhe wird erst einkehren, wenn alle Erholungsräume zu Ballungszentren geworden sind. Froh ist der Erzähler, daß Prach nicht als Erholungsort anerkannt ist, denn "für die Einheimischen sei es in einem Erholungsort nämlich gar nicht so erholsam" .
Deuth, der verhinderte Akademiker, behauptet, daß die Post "mit dem Quadrat der Entfernung vom Amt abnehme" , sich der Erzähler also gar nicht erst zu beschweren brauche. Außerdem sei es gar nicht einsichtig, ein Haus nur wegen einiger Drucksachen und Postwurfsendungen anzugehen. Der Begriff "Postwurfsendung" ist bei den drei Briefträgern äußerst doppeldeutig zu gebrauchen, landet doch ein Großteil dieses Postgutes in der Aist . Für die Zeit des Wahlkampfes, in der die Haushalte von Propagandaschriften der Parteien nur so überschwemmt werden, haben der Sozialist Deuth und der Konservative Ürdinger ein Abkommen geschlossen: Es werden weder rote noch schwarze, und schon gar keine blauen Werbesendungen zugestellt. Da auch Blumauer neutral bleibt, glauben die Postboten Ruhe und Frieden in Prach gesichert zu haben.
Der Erzähler schweift nun kurz vom Postbereich ab und klagt über den eigentümlichen Gemeinschaftsgeist der Landleute. Fleischhauer und Tierarzt gäben beim Zeremoniell der Fleischbeschau ein einmaliges Team ab: Während sich die beiden über das gestrige Kartenspiel unterhalten, erklärt der Tierarzt seinem Freund zuliebe alle Schweine- und Rinderhälften; auch die von Maden durchzogenen mit einem Stempel für "Unbedenklich". Zum Dank erhält der Tierarzt am Schluß einen schönen Schlögel. Doch auch der Briefträger Ürdinger ist mit dem Tierarzt befreundet. So haben die beiden in einer durchsoffenen Nacht mit dem "Unbedenklich"-Stempel des Veterinärs aus Jux Ürdingers Briefe gestempelt.
An Ürdinger hat der Erzähler einiges auszusetzen. Ein Lichtblick ist aber, daß die Pensionierung des besagten Postboten in nicht allzuferner Zukunft bevorsteht. Doch Ürdinger weiß dem Pensionsschock vorzubeugen: Indem er immer mehr Arbeit abbaut, kann er fast unbemerkt in den Ruhestand hinübergleiten, wo sein liebstes Hobby, das Trinken, "nicht mehr durch den lästigen Dienst unterbrochen wird" . Ürdinger hinterließe aber ein nicht zu stopfendes Loch für seine zwei Kollegen, ist er doch als einziger in der Lage in Kurrentschrift geschriebene Briefe zu lesen. Ürdingers Verhängnis sind die sieben Gasthäuser, an welchen er auf seinem Weg zur Verwertung vorbei muß. Meist ist sein Wille jedoch im fünften gebrochen, wo er sich zu seinen Saufkumpanen gesellt und ihnen Dichterlesungen hält. Als ein aufbegehrender Fremder sich einmal gegen die ürdinger'sche Verletzung des Briefgeheimnisses aufgelehnt hat, ist dieser kurzerhand von dessen Freund, dem Gendarmerieinspektor Naderhirn aus Lokal entfernt worden.
Franz Blumauer ist der Ästhet unter den dreien. Sein Ideal ist ein Briefträger an dem eine zierliche und schicke Posttasche hängt und nicht ein zentnerschwerer Behälter, an dem ein schwitzender Briefträger hängt. Blumauer hat hauptsächlich mit Frauen zu tun und er versteht es sich bei ihnen in Szene zu setzen. Seine Methode ist das Loben und Preisen, um dem Bedürfnis der Frauen nach Anerkennung und Ermutigung gerecht zu werden. Meist kopiert Blumauer die abgegriffenen Floskeln der Werbesprache und lobt die ach so weiße Wäsche der Damen, um sich so Gehör zu verschaffen. Manchmal animiert er aber auch nur zu Eigenlob und bestätigt dann die Betreffende mit einigen "Ah", "Oh" oder "Was sie nicht sagen". Blumauer hält sich selbst für die Harmonie in Person, da er seine eigene Meinung stets zurückhält und so immer mit anderen übereinstimmt.
Ürdinger trägt ebenso wie Deuth seine Post zu Fuß aus. Da er auch im Krieg bei der Infanterie gewesen ist, hält er nichts von übertriebener Mobilität, einzig für ein Waffenrad alten Baujahres könnte er sich begeistern. Heute seien alle Räder, ob Damen-, Herren oder Kinderrad, ohnehin nur mehr Montagsfahrzeuge, die sofort zusammenbrächen, setzte sich der gewichtige Postbote auf sie. Da auch die neuen Waffenräder nicht mit den alten zu vergleichen seien und Ersatzteile für die Originale nicht mehr zu bekommen sind, leistet Ürdinger "einen echten Beitrag zur Verkehrssicherheit und Unfallverhütung in Niederbayern" , indem auf die Fortbewegung zu Rad verzichtet. Deuth hingegen benutzt etwaige Tote bei Auto-rennen in Le Mans oder Indianapolis um seinen Verzicht auf Fahrzeuge zu rechtfertigen, denn man solle sich "Zeit nehmen und nicht das Leben"
Wieder läßt der Erzähler für kurze Zeit die Post beiseite und wendet sich dem Bruder des Postmeisters, dem Kaufmann von Prach, zu. Der Erzähler traut dem Kaufmann am ehesten den Beruf eines Pfarrers oder Politikers zu, als Kaufmann sei er aber gänzlich ungeeignet. So scheint er eine Antipathie gegen bestimmte Artikel zu haben; nur wenn die Nachfrage selbst nach Monaten noch nicht nachgelassen hat, kann er sich entschließen das gewisse Produkt doch nachzubestellen. Wechselgeld fehlt beim Kaufmann, der vom Erzähler nur als Krämer eines übergroßen Bauchladens bezeichnet wird, grundsätzlich. Mark-beträge werden mit Briefmarken, Pfennigbeträge mit diversen Süßigkeiten abgegolten. Frauen, die für ihre Männer Beißzangen kaufen sollen, werden Baumscheren mitgegeben, einer Dame hat der Kaufmann sogar schon statt eines Kopftuches Filzpantoffel verkauft oder statt der verlangten Glühbirnen Grablichter veräußert. Um sein zu kleines Sortiment zu vertuschen, hält er sogar einem Kunden, der ein ganz bestimmte Delikatesse erwerben möchte, einen Vortrag über Askese, um nicht eingestehen zu müssen, daß er diesen Artikel nicht auf Lager hat.
Nun rückt der Erzähler den Postboten Karl Deuth ins Zentrum seiner Kritik. Wieder einmal zeige sich, daß der körperlich Schwächste seine Kollegen aufstachle und nach seiner Pfeife tanzen lasse. Deuth, der verzweifelt versucht, seinem Kollegen Blumauer die Vorzüge eines Bildungserlebnisses gegenüber einem Naturerlebnis zu erklären, resigniert. Blumauer, für den die Naturerlebnisse meist in Gestalt von Frauen auftreten, schwärmt immer wieder von einer Kombination aus seinem Körper und Deuths Verstand. Deuth führt des weiteren auch die Heimatchronik. Er ist somit nicht nur über die erste urkundliche Erwähnung des Postfräuleins und -botens informiert, sondern Kraft seines Amtes auch für die Pflege des Brauchtums verantwortlich, was ihn daher in gewichtigem Maße von seiner postalischen Pflichterfüllung abhält. Einzig Jagd- und Posthorn würden miteinander kollidieren, meint der Chronist.
Sein Kollege Ürdinger hat dagegen eine ganz andere Einstellung zur Jagd. Ürdinger bewegt sich gemäß der hohen Schule der Kriegskunst, wobei es ihm vor allem um liegengebliebenes Wild geht, dessen er sich annehmen kann. Hat der Briefträger einen unentdeckten Hasen in seiner Posttasche verstaut, sucht er den nächstbesten Wirten auf und läßt die Zustellung der Post für die Dauer des Mahles und der anschließenden obligatorischen Tischlesung ruhen. Für Deuth sind alle Jäger unzurechnungsfähig, der Jagdschein sei ihre Berechtigungs- und Krankheitsbestätigung. Wie leicht könnte ein die Felder durchstreifender Briefträger angeschossen werden; "Zu einer Schußwunde komme man leicht, anschließend zu seinem Recht nur schwer" . Die Jäger hielten dann zusammen, der Unglücksschütze sei unbekannt, nur den Unglücklichen, den das verirrte Geschoß getroffen hat, kenne man. Die Jäger würden aufgrund des krassen Mangels an flurschädigendem Getier zunehmend auf Bäckerjungen, Passanten und eben Briefträger ausweichen. Da sei es doch viel sicherer in der guten Stube zu sitzen und an der Chronik zu schreiben.
In den Augen des Erzählers müßte eigentlich ein Lehrer die Dorfchronik schreiben. Die Lehrer wären einmal die kulturell Versiertesten gewesen, nun säßen sie aber nur mehr vor dem Fernseher oder wären auf Seminaren über Mengenlehre und Ganzheitsmethode. Die Ganzheitsmethode erregt ganz besonders den Unmut des Erzählers. Am Ergebnis selbst ändere sich nichts, nur der Weg dorthin wäre ein einziger Umweg; keine Ganzheits- eher eine Verzögerungsmethode. Der Schüler könne nach einem halben Jahr nicht nur noch gar nichts wissen, er dürfe auch noch gar nichts wissen; nämlich solange bis sich das Ahaerlebnis eingestellt habe. Allein das Einsehen, daß drei und vier sieben sei, könne seine Zeit dauern, mitunter komme das Ahaerlebnis erst gegen Ende des Grundschulunterrichtes. Die Mengenlehre wiederum müsse eine sehr komplizierte Wissenschaft sein, daß die Lehrer nun schon über zwanzig Jahre lang jedes Wochenende bei Vorträgen über die Mengenlehre wären. So beginnt der Erzähler die Mengenlehre zu erklären, indem er die Lehrer in Teilgruppen gliedert. Das Vorhaben endet in einer Wahrscheinlichkeitsrechnung, welche besagt, die Chance, daß ein Schüler einen nicht provisorisch geführten Zeichenunterricht bei einem kunstgeschichtlich gebildeten Lehrer genieße nähere sich stark null. Da dies auch für Mathematik, Deutsch, Chemie und alle anderen Fächer gelte, könne sich ein Schüler "nicht wegen des niederbayrischen Schulsystems bilden, sondern trotzdem" . Wer also diese Schulen mit einem gewissen Wissen verlasse, erweise sich unverwüstlich und von hoher eigenwüchsiger Intelligenz. Glaubt man dem Briefträger Ürdinger, so ist die ganze Problematik um die Schule nur durch das Fehlen der Prügelstrafe bedingt. Zum Entsetzten seiner beiden Kollegen stellt er immer wieder fest, daß eine Schule ohne Prügelstrafe, wie eine Suppe ohne Salz sei.
Ein wesentlicher Bestandteil der Pracher Dorfgemeinschaft ist die hiesige Blasmusikkapelle. Doch die Mitglieder harmonieren beim gemeinsamen Spiel nicht miteinander. Die eine Gruppe der Musikanten beherrscht ihr Instrument und besitzt ein absolutes Gehör, kann aber nicht marschieren, hat Spreiz- oder Plattfüße oder ein anderes Gebrechen. Die andere Gruppe marschiert, wie sie es einst im Militär gelernt hat, spielt jedoch das Instrument wie ein Anfänger. Im Musikzug erweist sich diese Kombination jedoch als äußerst unglückselig und disharmonierend. Eine ganz besondere Attraktion der Blasmusikkapelle ist der Hund Kara, der die große Trommel zu ziehen hat. Doch beginnt der Trommler zu heftig mit dem Einschlagen, kann es schon sein, daß das Tier "dem Vordermann einen Fetzen aus der Uniform reißt oder überhaupt ausreißt" . Beschränkt ist auch das Repertoire der Kapelle, welches meist noch aus alten Nazimärschen besteht. Der Teufel Alkohol, dem die meisten der Musiker erlegen sind, ist auch schuld, wenn in der Hitze des Gefechts Noten vertauscht werden und bei einer Hochzeit Trauermärsche zum besten gegeben werden.
Für ein Faß Bier darf die Blasmusikkapelle, die dann ein "Hoch soll er leben" spielt, von einem Gastdirigenten geleitet werden. Meist ist es der Freiherr von und zu Rietbach und Hallershausen, kurz "Von-und-zu" genannt, der den Musikern das edle Getränk aus eigener Brauerei spendet. Der Erzähler beschwert sich über die stinkende Hühnerfarm des Freiherren. Alles, was vom Freiherrn komme sei gut, selbst wenn es, so wie der Hühnermist, zum Himmel stinke; vom "Von-und-zu" spreche man gar nicht, und wenn doch, dann nur gut. Ganz Prach verwandle sich in einen Freiluftstall, wenn der von den industriell ernährten Hühnern produzierte Mist auf die Felder des "Von-und-zu" aufgebracht werden. Viele Pracher, so auch Ürdinger, trösten sich in dieser Zeit des Gestankes mit dem freiherrlichen Bier und kehren vermehrt ein, während sich dieser bei seinen Verwandten in Schleswig-Holstein aufhält. Selbst Deuth, der sonst sozialistisch gesinnt ist, stellt sich nicht gegen den Freiherrn, da er von Zeit zu Zeit Führungen durch das Rietbacher und Hallershausener Anwesen leiteten darf, und so seinem Drang nach Wissensvermittlung gerecht wird. Deuth sei mit wehenden Fahnen übergelaufen und wäre, nachdem er von einem Adeligen eingeladen worden sei, "entweder sofort Monarchist oder aber für den Status quo" .
Deuth ist ein sehr kränklicher Mensch. Das muß er auch sein, denn alle Künstler seien sensibel und empfindlich, man dürfe sie aber nicht mit der großen Mehrheit der Hypochonder verwechseln. Deuth ist an sich öfter im Krankenstand als im Dienst; dann leidet neben dem Briefträger auch die große Zahl der Pracher, die vergeblich auf die Postzustellung wartet. Deuth, der die meisten seiner Erkrankungen allerdings nur simuliert, hat bereits ein Gespür entwickelt, um sich vor Kontrolleuren der Krankenkasse zu schützen. Deuth genießt außerdem das äußerst seltene Wohlwollen des Amtsarztes, wobei laut Erzähler "Deuths Genie sicherlich in einer gewissen Weise mit seinem Glück zusammenhängt" . Attestieren Amtsärzte für gewöhnlich einem Armamputierten allerhöchstens eine "unerhebliche Arbeitsbeinträchtigung mangels linken Armes", um so den Staat, und damit letztendlich auch wieder die Bürger, zu beschützen, so halten sie sich auch ein bis zwei Alibikranke. Deuth ist einer davon; kommt er wegen Kopfweh, so wird ihm "unerträgliche Migräne" bescheinigt, fällt ihm ein Paket auf den Kopf, dann heißt es sogleich "Arbeitsunfall".
Weihnachten ist eine besonders harte Zeit für die drei Briefträger. Nicht nur, daß das Postamt von Briefen überschwemmt wird, auch die Paketpost beginnt die drei zu überfordern. Besonders Pakete mit der Aufschrift "Vorsicht Glas" haben es den Briefträgern angetan. Es ist für sie dann eine regelrechte Aufforderung herauszufinden, ob sich in dem Paket wirklich Gläsernes befunden hat, indem sie mit ihm herumwerfen oder es zu Boden fallen lassen. Drei Viertel aller Pakete, auf denen "Vorsicht Glas" stünde, wären falsch deklariert. Da müsse man eben nachprüfen, was nun wirklich aus Glas sei und was nicht.
Wenn dann Reklamationen über zerbrochenes Postgut einlangen, schieben es die drei Briefträger auf die Bahn. Post und Bahn dürften überhaupt gar nicht in einem Atemzug genannt werden. Während sich die Post gewissenhaft um Briefe und Pakete kümmere und Gewinn mache, litte das Postgut beim Bahntransport; die Verluste schreibende Bahn gehöre überhaupt unter die Verwaltung der Post gestellt. Für Deuth, der das Kursbuch der Bahn zum Lachen findet, dient dasselbe nur dazu, "um die Verspätungen ausrechnen zu können" . Im Kursbuch stünden nur Pläne und Absichten, es sei nichts anderes als eine Beispielsammlung der abstrakten Zahlentheorie.
Der Erzähler schließt seinen Beschwerdemonolog mit dem Vergleich der drei Pracher Briefträger mit Karl Kalab, einem kriminellen Briefträger aus dem Österreich des vorigen Jahrhunderts. Dieser sei sogar den selbst schon verbrecherischen Landbriefträgern in jeder Hinsicht überlegen gewesen. Kalab sei man aber kurz vor seiner Erhebung in den Adelsstand auf die Schliche gekommen und habe ihn verhaftet. Für die über 56.000 zurückgehaltenen Briefe sei ein Sonderstempel angefertigt worden. Das Postgut sei damals mit dem Vermerk "Unterschlagen gewesen und wieder zustande gebracht" erst nach über dreijähriger Verspätung wieder auf die Reise geschickt worden.
Stoff
Brandstetter wurde wahrscheinlich durch die Vorgänge und Ereignisse in seiner Heimat zur Niederschrift des vorliegenden Romans inspiriert. Die Beschreibung der dörflichen Antiidylle im niederbayrischen Prach verwendet er, um gekonnt und satirisch Gesellschaftskritik zu üben. Seine Gabe des treffenden und witzigen Formulierens, wobei es der Autor aber durchaus auch vorzieht, einen einfachen Sachverhalt umständlichst und kompliziertest darzulegen, setzt dieser in seinem ersten Roman so ein, daß er die etwas eigenartige Lebensbewältigung seiner Mitmenschen und deren teils schon kriminelle Auswüchse im Alltag, in einem, das ganze Buch füllenden Monolog beschreibt, wobei Brandstetter aber geschickt genug ist, die oftmals scharfzüngige Kritik den drei Briefträgern oder anderen Personen in den Mund zu legen. Entstanden ist "Zu Lasten der Briefträger" sicherlich auf Grund der bemerkenswerten Beobachtungsgabe des Autors und dessen Fähigkeit und Freude das Gesehene in Worte zu fassen.
Thema
Gegenstand der das gesamte Buch einnehmenden Beschwerde sind die drei Postboten des niederbayrischen Ortes Prach. Der Unbekannte klärt seinen Freund, den Postmeister aber nicht nur über die Machenschaften und Untaten von Ürdinger, Deuth und Blumauer auf, sondern übt auch heftige Kritik an anderen bedeutenden Personen und Einrichtungen von Prach.
Motive
Herkömmliche literarische Motive sind im vorliegenden Roman wohl nur schwer zu finden, da es sich um keine gewöhnliche, in sich geschlossene, Erzählung handelt. Das Werk ist in Absätze gegliedert, wobei in jedem ein Themenbereich behandelt wird. Die Handlung beschränkt sich im wesentlichen auf die Erwähnung der von den Briefträgern begangenen Schandtaten und deren Ausreden, um ihre ständig unterlassene Pflichterfüllung zu rechtfertigen. Als wiederkehrende Motive, so weit das möglich ist, kann man bezeichnen:
1. Das systematische Öffnen der Briefe, und die dadurch bedingte Verletzung des Briefgeheimnisses, sowie dessen absichtliche Fehlinterpretation. Begründung: "Was die Post mit der Post mache, sei allein ihre Sache und ausschließlich ihre Angelegenheit, ein eigenes Geheimnis eben" .
2. Die Verwendung von absurdesten Entschuldigungen, um das unregelmäßige Eintreffen der Post zu rechtfertigen.
3. Die Einstreuung von Zitaten und Redewendungen in lateinischer Sprache durch den gebildeten Briefträger Karl Deuth.
4. Die Bezeichnung des Erzählers als kritischen Geist und Querulanten durch die drei Briefträger.
5. Die satirische Durchleuchtung der ländlichen Strukturen und der Gesellschaft durch den Erzähler. Kritik in alle Richtungen, Rundumschläge gegen die moderne Zeit, gehen vom Anonymus aus. Ziel der Beschwerde, die an den Postmeister von Prach ergeht und teilweise auch allgemein gehalten ist, ist die Unterhaltung des Lesers durch Beobachtung und Aufdeckung von Schwächen und Fehlentwicklungen.
Schauplatz & Milieu
Ort der Handlung ist das kleine niederbayrische Dorf Prach. Die örtliche Landpost wird von den Behörden nur als Viererposten und somit als wenig bedeutend anerkannt, was gelegentlich den Unmut der Briefträger nach sich zieht. Über den Ort und seine Bewohner wacht wie ein Schutzpatron der Freiherr von und zu Rietbach und Hallershausen in seinem Schloß. Ihm gehören auch weite Felder sowie eine Hühnerfarm und eine Brauerei. Im Dorf befinden sich Gemischtwarenhandlung, Fleischerei, Schule, Musikheim und ein Gendarmerieposten. Auch gibt es in Prach, sehr zum Gefallen des Postboten Ürdinger, insgesamt sieben Gasthäuser: Zur Post, Wurmhöringer, Zur Lokalbahn, Tante Pepi, Kallinger, Paulus und die Kantine der Tierkadververwertung. Außerdem durchzieht den niederbayrischen Ort, in welchen viele Münchner ein Feriendomizil ihr eigen nennen, die Aist, ein Fluß, in welchen die drei Briefträger Postwurfsendungen und ähnliche Drucksachen zu versenken pflegen. Der Erzähler wohnt weitab vom Zentrum, in der Nähe der Tierkadaververwertung in Haus Nr. 23.
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