1. Auftritt
Auf Tauris dient Iphigenie als Priesterin im Tempel der Göttin und sehnt sich nach einer Nachricht aus ihrer Heimat, die sie verlassen musste. Sie bedauert es, eine Frau zu sein und ist mit deren Zustand nicht zufrieden. Iphigenie wird von Thoas, dem Barbarenkönig, auf Tauris festgehalten und schämt sich außerdem dafür, ihrer Retterin Diane nur mit Widerwillen dienen zu können. Sie bittet Diane, sie nochmals vor dem Tod zu retten, vor dem zweiten Tod, den sie hier erleiden müsste und sie stattdessen wieder zu ihrer Familie zurückkehren zu lassen.
2. Auftritt
Arkas bringt die Nachricht von der Rückkehr des Königs, der mit weiteren Siegen aufweisen kann. Er versucht mehr über Iphigenie und ihr Schicksal, das sie nach Tauris gebracht hat, herauszufinden, doch die junge Frau sträubt sich weiterhin ihr Inneres zu öffnen und ihr Geheimnis preiszugeben. Sie fühlt sich auf Tauris fremd und unglücklich, doch Arkas hält ihr vor Augen, dass sie es sehr gut getroffen hat. Denn ihr blieb der Brauch, der für jeden Neuen voll Grausen war, erspart. Er gibt ihr zu verstehen, dass viele Leute glücklich darüber sind, Iphigenie auf Tauris zu haben, da sie so manch ein Leben durch ihre positive Auswirkung auf Diane und Thoas, erleichtert hatte. Er gibt ihr den Rat, sich Thoas anzuvertrauen, da er die junge Iphigenie zur Frau haben will.
3. Auftritt
Thoas gesteht Iphigenie seinen Wunsch, sie zur Frau nehmen zu können. Doch Iphigenie meint, dass sie dieses Privileg nicht verdiene und sie nur Schutz und Ruhe auf Tauris suche. Thoas ist sichtlich enttäuscht von ihrem mangelnden Vertrauen ihm gegenüber, dem König der ihr Schutz und Unterkunft bietet. Iphigenie beichtet ihm, dass sie Angst davor hat, verstoßen zu werden, wenn Thoas ihre Herkunft kenne. Er verlangt von Iphigenie ihr Schweigen zu brechen. Außerdem verspricht er ihr, sie von allen Forderungen freizusprechen, wenn sie auf die Rückkehr in ihre Heimat hoffen kann. Falls dies nicht der Fall ist, so soll Iphigenie ihm gehören. Nach langem Schweigen vertraut sie ihm ihr Geheimnis, nämlich das sie aus Tantalus' Geschlecht sei, an. Iphigenie erzählt Thoas die Geschichte des Tantalus: Sein Sohn erwarb Hippodamien, die ihm zwei Söhne schenkte- Thyest und Atreus. Im Laufe der Zeit zerstritten sich die beiden Brüder. Thyest entwand Atreus heimlich einen Sohn und zog ihn als seinen Eigenen auf. Atreus glaubte den Sohn seines Bruders zu töten, brachte jedoch seinen eigenen um. Als Rache ließ er die beiden richtigen Söhne seines Bruders umbringen und setzte sie seinem Bruder zum Mahl vor. Auch der begriff erst zu spät, was geschehen war.
Nach diesen Einzelheiten will der König nun wissen, wir Iphigenie mit diesen Leute verwandt ist und sie beichtet ihm das Atreus' Sohn, Agamemnon, ihr Vater ist. Nun berichtet sie auch davon, wie sie auf Tauris kam:
König Agamemnon opferte seine älteste Tochter Iphigenie den Göttern, um den trojanischen Krieg zu gewinnen. Iphigenie wird von der Göttin Diane in eine Wolke gehüllt und so auf Tauris gebracht.
Doch auch dieses Geständnis hält Thoas nicht davon ab, Iphigenie zur Frau nehmen zu wollen. Doch diese ist der Meinung, dass nur die Göttin ein Recht auf sie habe. Außerdem vermisst sie ihre Familie und möchte nicht gezwungen sein auf Tauris bleiben zu müssen, falls sie doch einmal zurück in ihre Heimat könne. Enttäuscht und wütend droht Thoas ihr mit dem alten Brauch, der Neuankömmlingen normalerweise blüht. Doch Diane kann Thoas' Wunsch bis jetzt mit großem Erfolg verhindern.
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