Der Barbiergeselle Titus Feuerfuchs tut sich schwer im Leben und Gewerbe, denn er hat brandrote Haare. Daß dir Menschen gegen diese ein Vorurteil hegen, hat auch die Gänsemagd Salome Pockerl erfahren müssen, denn selbst der häßlichste Bursche im Dorfe weigert sich, mit einer Rothaarigen zu tanzen. Kein Wunder, wenn sich Salome zu den Leidensgenossen Titus hingezogen fühlt. Mit diesem scheint allerdings das Schicksal Größeres vorzuhaben. Der Friseur Marquis, dessen scheugewordenen Gaul Titus zum stehen bringt, schenkt seinem Lebensretter eine Schwarze Perücke, die ihm die Gunst der Gärtnerswitwe Flora Baumscheer gewinnt. Sie steckt den Dunkellockigen in die Kleider ihres verstorbenen Mannes und macht ihn zum Gartenaufseher. Als solcher erblickt ihn die KammerfrauConstantia, die ebenfalls unter der Bürde ihres Witwentums leidet. Der Schwarzkopf gefällt ihr, und sie beordnet ihn als Obstlieferant ins Schloß.
Titus hat den Dienst bei der Gärtnerin mit der Uniform und Stellung eines Jägermeisters vertauscht. Jedoch der Friseur Marquis, der Constantia seit langem verehrt, wittert in Titus einen Rivalen und nimmt ihm, während der Nebenbuhler schläft, kurzerhand die schwarze Perücke vom Kopf. Inzwischen ist der Ruf des neuen Jägermeisters bis zu Frau von Cypressenburg und ihrer Tochter Emma gedrungen. In verzweifelter Eile stülpt sich Titus, der einen raschen Griff in Marquis´ Bestände getan hat, statt der schwarzen eine blonde Perücke auf. Der Blondschopf gefällt der schriftstellernden Freifrau so wohl, daß sie ihn zu ihrem Sekretär ernennt. Als dieser aber bei einer Abendgesellschaft aus den Memoiren seiner Gebieterin vorlesen soll, wird er von den racheschnaubenden Witwen und Marquis als Perückendieb entlarvt und mit Schimpf und Schande aus dem Hause gejagt.
Der schwerreiche Bierversilberer Spund, Titus´ Oheim, der sich bisher um den rothaarigen Neffen kaum gekümmert hatte, ist diesem nachgereist und will ihm in der Stadt einen Barbierladen einrichten, damit der Außenseiter der Familie keine Unehre mache. Salome, der Spund sein Herz ausschüttet, schickt diesen aufs Schloß, wo der Gesuchte sich aufhalte. Als man im Schlosse erfährt, daß der Hinausgeworfene einen so gewichtigen Onkel habe, beeilt man sich, ihn zurückzurufen. Bevor Titus dorthin aufbricht, verbirgt er die fatalen roten Haare unter der grauen Perücke des seligen Gärtnermeisters Baumscheer. Die bestürzte Frage Spunds, wohin die roten Haare gekommen seien, benützt Titus zu der Beteuerung, der Kummer über das bisherige lieblose Verhalten seines Oheims habe ihn frühzeitig ergrauen lassen. Gerührt will Spund ihn zum Universalerben einsetzen. Die Witwen schöpfen neue Hoffnung. Als der Notar das Testament ratifiziren will, wird Titus abermals entlarvt. Frau von Cypressenberg besänftigt den Zorn des Bierversilberers, aber Titus erklärt, er verzichte auf die Erbschaft und sei zufrieden, wenn Spund ihm zu einem Barbierladen verhelfe. Und weil er damit diejenigen nicht heiraten könne, die rote Haare nur an einem Universalerben verzeihlich fänden, wähle er die Salome, die ihm seine Haarfarbe nie zum Vorwurf machen werde.
Interpretation :
Die Handlung geht auf ein französisches Vaudeville \"Bonaventure\" von Duperty und de Courey zurück. Nestroy hat aus der Vorlage eine seiner im Aufbau geschlossensten, zügigsten, an heiteren Situationen reichsten Komödien gemacht, an der heute noch jedes Wort lebendig, jede Szene überwältigend wirkt. Den raschen Aufstieg des rothaarigen Helden dadurch anschaulich zu machen, daß jede seiner Gönnerinnen ihn in die Kleider ihres verstorbenen Mannes steckt, ist ebenso einfacher wie genialer Einfall.
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