Philipp Friedrich Freiherr (1722-1801), der unter dem Pseudonym Novalis dichtete, verlobte sich im Alter von 22 Jahren mit der 13 jährigen Sophie von Kühn. Diese stirbt jedoch bereits drei Jahre später in Folge der unheilbaren Krankheit Erasmus. Der Verlust seiner Verlobten bestimmt fortan seine Dichtung und dadurch verstärkt sich Novalis Neigung zur Mystik. Im Alter von 78 Jahren befällt auch Novalis eine unheilbare Krankheit. In diesem letzten Lebensjahr vollendet Novalis die Hymnen an die Nacht.
Somit kann ich mir gut vorstellen, dass Novalis' Geliebte, von welcher er oftmals in den Hymnen stricht, sowohl im spirituellen Sinne wie auch auf Sophie von Kühn übertragen werden kann. Seine Geliebte befindet sich bereits im Reich des Todes, sowohl in Realität als auch in der Hymne. Novalis schreibt auch, dass er seine Geliebte nur in der Nacht also wenn er tot ist wieder erblicken kann. Möglicherweise schrieb Novalis dies, um seinen nahen Tod mit dem Wiedersehen Sophies zu verbinden.
Ebenfalls ist es möglich, dass Novalis diese Hymne auch geschrieben hatte, um sich selbst die Angst vor dem Tod zu nehmen und es als eine Erlösung zu sehen. Mit dem Gedanken, dass er nach seinem Tod bei Sophie, Jesus und Mutter Maria ist, versuchte er sich den Abschied einfacher machen.
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