Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.
Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.
-Aufbau des Gedichts: zwei antithetische, siebenversige Strophen
1.Strophe: Entwurf der idealen poetischen Situation: Einvernehmen mit dem göttlich-schönen
Leben, indem alles Entgegengesetzte liebevoll verbunden ist.
Ruhige, harmonische Form durch mit "und" verbundene Aussagesätze, weibliche Kadenzen
und Auftakt.
--- Sommerstrophe als Hochbild eines erfüllten Lebens.
2.Strophe: Entwurf eines kalt-dissonanten Lebensgefühls: keine Kommunikation/Harmonie zwischen
Himmel/Erde und Ich/Welt
Disharmonische, gestörte Form durch zerhackt wirkende Strophen, männliche Kadenzen und
scharfe Zäsur (V 12,13)
--- Winterstrophe als Annäherung an Tod.
-Interpretationsansätze:
Biographisch: Hölderlin könnte selbst das Lyrische darstellen. Er steht in der Mitte seines
Lebens und das Schwanenpärchen könnte für ihn und Susette in glücklichen Zeiten stehen und
die zweite kalte Strophe für die nun kommende Zeit ohne die kürzlich verstorbene Geliebte.
Die vielen Gegensätze spiegeln seine Konflikte an diesem Scheidepunkt seines Lebens wieder.
Zum Beispiel auch seine zunehmende "Erkaltung" nach außen hin, mit der der normalerweise
offenherzige Hölderlin sich vor menschlichen Enttäuschungen schützen wollte.
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