Die "Schachnovelle" wurde von Stefan Zweig im Jahre 1941 zur Zeit des Zweiten Weltkriegs geschrieben. Zweig war sehr pazifistisch und weltoffen eingestellt und konnte sich daher mit dem faschistischen Regime Hitlers nicht identifizieren. Andersdenkenden wie ihm wurde von diesem Regime jedoch jede Art von Widerstand im eigenen Lande unmöglich gemacht, weshalb Zweig ins Exil flüchten mußte. In Brasilien verfaßte er seine letzte abgeschlossene Prosadichtung, die "Schachnovelle", ein Werk aus der Gattung der Exilliteratur. Czentovic, der stumpfsinnige, ungebildete Schachspieler verkörpert den "Ungeist" und somit für diese Zeit den Nationalsozialismus, während Dr. B.
als gebildeter, eloquenter und überaus intelligenter Mensch ein Symbol für die geheimen Widerstandsbewegungen (z. B. die "Weiße Rose") gegen das Hitlerregime verkörpert. Dr. B. erscheint zweifellos als der bessere Schachspieler, verfällt im Schachspiel gegen Czentovic jedoch dem Nervenfieber und muß die Partie abbrechen.
Dies legt dar, daß die Widerstandsbewegungen im 3. Reich die falsche Propaganda der Nationalsozialisten frühzeitig durchschauten und die Absicht eines Krieges erkannten, jedoch von dem Hitlerregime und der Gestapo aufs bitterste verfolgt und schließlich durch Einweisungen in Konzentrationslager oder Zuchthäuser mundtot gemacht wurden. |