In Rumänien sieht Celan als deutschsprachiger Dichter im Zeichen des Sozialistischen Realismus keine Zukunft für sich, weshalb er im Dezember 1947 aus Bukarest flieht und über Budapest nach Wien gelangt. Doch diese Stadt enttäuscht ihn aufgrund von immer noch spürbarem Antisemitismus so sehr, daß er bereits im nächsten Jahr (Mitte Juli 1948) nach Paris weiterfährt.
In den folgenden Jahren (1948-1952) entstehen kaum Gedichte, Celan schreibt nur über sein "Schweigen, auferlegtes und in sich selber beschlossenes, Schweigen, das ein Nichtreden-können war und solches, das Nichtreden-müssen zu sein glaubte." Um sein Studium der Philologie und deutschen Literatur finanzieren zu können, betätigt er sich als Fabrikarbeiter, Dolmetscher und Übersetzer, er gibt auch Deutsch- und Französischstunden. In Paris hat Celan vor der Bekanntschaft mit seiner späteren Ehefrau, Giséle Lestrange, kaum Freunde, unterhält aber Kontakte zu Freunden aus Wien, Bukarest und Czernowitz und besucht im Mai 1952 ein Treffen der Gruppe 47 in Hamburg. Dort trägt Celan auch die praktisch noch unbekannte "Todesfuge" vor, stößt damit aber auf Ablehnung.
Im Dezember 1952 wird mit dem Erscheinen von "Mohn und Gedächtnis" "Todesfuge" einem größeren Publikum zugänglich. Falsche Angaben zu Celans Leben und Fehlinterpretationen der Gedichte in vielen Rezensionen führen Celan zu dem Entschluß "niemals wieder ein Gedicht wie ,Todesfuge' [zu] schreiben." Das bedingt allerdings keinen thematischen Wechsel seiner Lyrik, sondern vor allem eine Änderung des sprachlichen Ausdrucks, wie (auch) in "Engführung" deutlich wird. Er versucht, seine poetische Formulierung über die bisherigen Grenzen hinaus zu treiben, sie, wie er sagt, an den Rand ihrer Selbstbehauptung zu bringen.
1953 bezichtigt Claire Goll Paul Celan des Plagiats von Wendungen und Bildern aus einem 1951 erschienenen Gedichtband ihres Mannes, was den Verfasser von "Mohn und Gedächtnis" zutiefst kränkt. Obwohl sich die Vorwürfe als haltlos erweisen, wird sich Celan noch lange mit Bitterkeit daran erinnern.
Spätestens ab 1951 beschäftigt sich Celan mit dem Werk Martin Heideggers, er liest auch Hegel, Nietzsche, Schlegel und Fichte, sowie Martin Buber und Gershom Scholem. Ferner kauft er Bücher über Zoologie, Geologie, Mineralogie, Kristallographie, Physik, Anatomie, Vögel, Botanik und insbesondere über Rosen. Wie immens wichtig die Lektüre für die Entstehung von Gedichten bei Celan ist, zeigt sich nicht zuletzt dadurch, daß Randbemerkungen teilweise direkt in seine Dichtung eingehen und er auf Seitenrändern öfters die Sigle "-i-" vermerkt, um erste Ideen für Gedichte zu kennzeichnen.
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